Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
großen Wandsafe. »Können Sie das Ding hier aufkriegen?«
Sie hörte auf, Kurtz mit den Augen zu erdolchen, und betrachtete den Safe genauer. »Vielleicht.«
Er sah wieder auf seine Uhr.
»Wenn das ein kleiner, runder Safe wäre, müssten wir das Scheißding nur aus der Wand reißen und mitnehmen«, sagte Angelina. »Man erzielt einfach keine vernünftige Sprengwirkung bei einem runden Safe. Aber unser Freund hier hat sich für die schwerere, teurere Variante entschieden.«
»Also?«
»Also wenn es irgendwelche Ecken hat, dann kriege ich es auch auf.« Sie stellte ihre Tasche auf den Boden und holte Zünder, Sprengkapseln, Thermitstäbe und Plastiksprengstoff heraus.
»Wollen Sie ihn in die Luft jagen?« Kurtz wünschte, er hätte erst bei Arlene, Frears und Pruno nach dem Rechten gesehen, bevor sie hierher kamen.
»Wir werden uns in das Schloss hineinbrennen, um so an den Schließmechanismus zu gelangen«, korrigierte Angelina. »Warum machen Sie sich nicht nützlich und kochen uns einen Kaffee?« Sie arbeitete einige Sekunden lang konzentriert und blickte dann zu Kurtz auf, der immer noch neben ihr stand. »Ich meine es ernst . Ich habe heute Morgen nicht meine üblichen drei Tassen bekommen.«
Kurtz ging nach oben in die Küche, fand die Kaffeemaschine und setzte eine Kanne auf. Im Kühlschrank entdeckte er ein paar Cannoli. Als er mit zwei vollen Kaffeebechern und einem Teller der gefüllten Teigröllchen nach unten ging, hörte er ein lautes Zischen und ein gedämpftes Wump! Ein beißender Geruch hing in der Luft. Auf den ersten Blick wirkte der Safe intakt, aber dann erspähte Kurtz einen Riss um das Kombinationsschloss herum. Angelina Farino Ferrara hatte ein dünnes Glasfaserkabel mit ihrem Organizer verbunden und fixierte den Monitor, während sie die Kombination eintippte.
Die schwere Tür des Geldschranks schwang auf. Sie nahm den Kaffeebecher entgegen und trank einen großen Schluck. »Blue Mountain. Gute Röstung. Cannoli sind auch okay.«
Kurtz langte in den Safe. Er fand eine schwere Nylontasche vor, in der mehr als ein Dutzend sorgsam eingepackter Würfel lagen. Sie schienen aus so etwas wie grauem Lehm zu bestehen und waren mit Zündkapseln, Zeitzündern und Zündschnüren versehen.
»C4-Sprengstoff«, stellte Angelina fest. »Was zur Hölle will Ihr Mordinspektor mit militärischem C4 in seinem Haus?«
»Er liebt es, seine Häuser hochzujagen und abzufackeln«, erklärte Kurtz. Auf Ablagen im Safe entdeckte er mehr als 200.000 Dollar in bar und in Pfandbriefen, einen Stapel Urkunden und Policen sowie ein Metallkästchen. Kurtz ignorierte das Geld und trug das Kästchen zum Schreibtisch.
»Entschuldigung«, meldete sich Angelina zu Wort. »Haben Sie nicht etwas vergessen?«
»Ich bin kein Dieb.«
»Ich aber«, stellte sie nüchtern fest und schaufelte das Geld und die Pfandbriefe in ihre Tasche.
»Mist«, sagte Kurtz. Die Schlösser des Kästchens mit ihrer harten Titanlegierung gaben nicht nach, als er sie mit dem kleinen Stemmeisen bearbeitete.
»Dieses kleine Kästchen könnte länger dauern als der Safe«, warnte Angelina.
»Nein«, beschloss Kurtz, zog seine .40 Smith & Wesson und schoss die Schlösser ab. Jetzt konnte er das Werkzeug ansetzen und das Kästchen damit aufhebeln.
Angelina hatte den Safe fertig ausgeräumt und schleppte ihre schwere Tasche zu dem Tisch, auf dem Kurtz einige der Fotos ausgebreitet hatte. »Was genau suchen Sie denn ... Heilige Mutter Gottes!«
Kurtz nickte.
»Wer ist dieser gottverfluchte Perverse?«, flüsterte Angelina.
Kurtz blinzelte. »Seinen richtigen Namen werden wir vermutlich nie erfahren. Aber ich war mir sicher, dass der Kerl Trophäen sammelt. Damit lag ich wohl richtig.«
Jetzt war es an Angelina, auf ihre Uhr zu sehen. »Das dauert zu lange.«
Kurtz nickte und warf sich die Tasche mit dem C4 über die Schulter.
Angelina nippte an ihrem Kaffee und ging zur Tür. Sie gestikulierte. »Bringen Sie die andere Tasche mit dem Geld und meinem Einbruchswerkzeug mit. Lassen Sie die Cannoli da.«
Kapitel 27
Hansen musste ingesamt drei Krankenschwestern und zwei Assistenzärzten seine Dienstmarke zeigen, bevor er endlich erfuhr, wo Schwester Gail Demarco zu finden war.
»Sie hat den OP verlassen und ist ... ah ... gerade ist sie auf der Intensivstation im Achten.« Die dralle afroamerikanische Krankenschwester konsultierte ihren Monitor. Offenbar wurde das gesamte Krankenhauspersonal mit elektronischen Sensoren überwacht.
Hansen
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