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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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seine Gedanken, schwebte immer an der Oberfläche und drängte sich immer wieder unerbittlich in sein Bewußtsein. Sie würde ihn noch für eine lange Zeit quälen. Vielleicht für immer, dachte er. Ich werde das Zeichen des Mörders für den Rest meines Lebens mit mir tragen.
    »Ich werde Ihnen einen Glücksbringer mitgeben«, sagte der Roboter; er kramte in seiner Brusttasche herum und brachte ein kleines Paket hervor. Er gab es Joe in die Hand. »Ein Zeichen, welches die Reinheit und Erhabenheit Amalitas versinnbildlicht. Ein Symbol sozusagen.«
    »Und es schützt vor bösen Einflüssen?« fragte Joe.
    Der Roboter sagte: »Sie müssen sagen: ›Willis, schützt es –‹«
    »Willis«, fragte Joe noch einmal, »wird dieser Zauber uns dort unten helfen?«
    Nach einer Sekunde des Schweigens sagte der Roboter »Nein«.
    »Warum hast du es ihm dann gegeben?« fragte Mali scharf.
    »Damit –« Der Roboter zögerte. »Ist egal.« Er schien sich dann in sich selbst zurückzuziehen; er wurde still. Unbeweglich.
    »Ich werde uns zusammenbinden«, sagte Mali zu Joe, während sie ihre beiden Gürtel durch ein Kabel verband. »Zwanzig Fuß Zwischenraum sollten genug sein. Ich kann es nicht riskieren, von dir getrennt zu werden, sonst würdest du uns möglicherweise verloren gehen.«
    Der Roboter reichte Joe wortlos einen Plastikkarton.
    »Was soll ich damit?« fragte Joe.
    »Wahrscheinlich finden Sie dort unten ein oder zwei zerbrochene Töpfe. Sie können dann die Scherben in den Karton tun.«
    »Gehen wir«, sagte Mali. Geschmeidig wie eine Katze ging sie auf die Öffnung auf dem Fußboden der Kammer zu. Sie knipste ihre heliumbetriebene Taschenlampe an, warf Joe einen kurzen Blick zu und verschwand in der Öffnung. Das Kabel an seinem Gürtel spannte sich und zog ihn auf die Öffnung zu. Willenlos ließ er sich hinabziehen.
     
    Das Licht der Taucherkammer über ihm wurde immer kleiner. Er knipste seine eigene Taschenlampe an und ließ sich immer tiefer hinabziehen; das Wasser wurde allmählich schwarz bis auf den verschwommenen, unwirklich scheinenden Lichtkreis, den seine Lampe warf. Tief unter ihm glühte Malis Lampe wie das phosphoreszierende Licht eines Tiefseefisches.
    »Geht’s dir gut?« erklang Malis Stimme in seinem Ohr; er erschrak und bemerkte dann, daß sie durch Sprechfunk miteinander verbunden waren.
    »Ja«, antwortete er.
    Prunkvoll aussehende Fische aller möglichen Gattungen schwammen an ihm vorbei, als bemerkten sie ihn gar nicht. Sie starrten ihn an und verschwanden wieder in der Dunkelheit, die ihn umgab.
    »Dieser verdammte Windbeutel von Roboter!« fluchte Mali. »Wir müssen mindestens zwanzig Minuten mit ihm gesprochen haben.«
    Und jetzt sind wir hier, dachte Joe. Im Wasser des Mare Nostrum und sinken tiefer und tiefer. Ich frage mich wieviele Roboter mit theologischen Neigungen es wohl im Universum gibt. Vielleicht war Willis der einzige … Vielleicht hatte Glimmung ihn angewiesen, ihn solange aufzuhalten, um ihn so daran zu hindern, in das Meer hinabzusteigen.
    Die Klimaanlage seines Anzuges schaltete sich ein; er fühlte wie die Kälte des Wassers nachließ. Er war froh darüber.
    »Joe Fernwright«, erklang wieder Malis Stimme in seinem Ohr, »bist du noch gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß Glimmung mich vielleicht hierher geschickt hat, um mit dir unter Wasser zu gehen und dich dann zu töten? Glimmung kennt die Prophezeiung. Wäre es nicht vernünftig für ihn, so zu handeln? Eigentlich wäre es das. Hast du überhaupt noch nicht daran gedacht?«
    Er hatte wirklich noch nicht daran gedacht. Und jetzt, als er daran dachte, fühlte er, wie der Ozean ihn wieder mit Eiseskälte umklammerte. Die Kälte lähmte sein Innerstes und drang bis zu seinem Herzen. Er fühlte, wie er innerlich zu Eis erstarrte. Wie ein hilfloses, kleines Tier, vor Schreck gelähmt; die Furcht raubte ihm das Gefühl ein Mensch zu sein, ein Mann zu sein. Es war nicht mehr die Furcht eines Menschen; es war die Furcht eines kleinen Tieres. Sie ließ ihn zusammenschrumpfen, so als wollte sie ihn zu einem Wesen einer längst vergangenen Epoche zurückentwickeln; sie zerstörte sein gegenwärtiges Selbst. O Gott, dachte er, ich verspüre eine Furcht, die Millionen Jahre alt ist!
    »Andererseits«, sagte Mali, »könnte der Text, den der Kalende dir gezeigt hat, eine Fälschung sein, die eigens dafür angefertigt wurde, um dich in Sicherheit zu wiegen.«
    »Woher weißt du von dem neuen Text?« fragte Joe mit heiserer

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