Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war
Ameisenhaufen, schießt es Joel durch den Kopf. Den hat er vergessen.
Aber warum will Ture, daß er ihm einen Ameisenhaufen zeigt?
Hinter der Sägemühle ist ein Gehölz mit vielen Ameisenhaufen. Vielleicht liegt der Schnee da auch nicht so hoch.
Er nimmt den Papiersack, und sie laufen los. Wie immer ist alles still und verlassen.
Ture hat eine Taschenlampe mitgebracht. Damit beleuchten sie ihren Weg zwischen den Bäumen. Allein hätte Joel sich nie hierher getraut, auch wenn er eine eigene Taschenlampe gehabt hätte. Die Bäume sind zu hoch, die Einsamkeit allzu groß, so weit entfernt von der Welt der Straßenlaternen.
»Halt mal die Lampe«, flüstert Ture. Dann beginnt er auf den Ameisenhaufen mit dem Spaten einzuhacken. Es dauert lange, ehe er ein paar Tannennadeln und schlafende Ameisen vom gefrorenen Boden losgepickt hat.
Joel hält den Beutel hin, damit Ture die zerhackte Erde hineinwerfen kann. Dann wechseln sie, und Joel hackt weiter.
Was will er damit, denkt Joel, während er mit dem Spaten auf Wurzeln und Erde einschlägt. Was will er mit schlafenden Ameisen und gefrorener Erde?
Als die Batterie der Taschenlampe fast leer ist, gehen sie weg. An der anderen Seite der Brücke biegt Joel in einen Weg ein, der sich zwischen stummen Häusern am Fluß entlangschlängelt.
Schließlich bleibt er stehen und zeigt auf ein Haus. »Da wohnt Gertrud.«
Es ist ein kleines gelbes Holzhaus, das für sich am Ende des Weges liegt. Im Garten gibt es Johannisbeerbüsche und ein kleines Kartoffelbeet.
Ture rammt den Spaten in einen Schneehaufen. »Hat sie einen Hund?« flüstert er. Das Haus ist dunkel. Joel schüttelt den Kopf. »Soviel ich weiß, nicht.« »Warte hier«, sagt Ture und schleicht durch die Gartenpforte, die nur angelehnt ist. Er verschwindet in der Dunkelheit. Joel fühlt sich plötzlich unbehaglich. Was hat Ture eigentlich vor?
Einige Minuten später kommt er zurück. Er sieht zufrieden aus und macht Joel ein Zeichen, daß er den Beutel nehmen und ihm folgen soll.
Auf der Rückseite des Hauses ist ein Fenster nur angelehnt. Ture hat einen Schlitten darunter gestellt, auf den sie steigen können. Er stellt sich darauf und fummelt so lange am Fenster, bis es offensteht. »Halt mal den Beutel hoch«, flüstert er.
Unterhalb des Fensters steht ein Tisch. Auf den streut Ture die gefrorene Erde und die schlafenden Ameisen. Als der Beutel leer ist, schiebt er das Fenster leise zu. »Jetzt aber«, sagt er.
Er bringt den Schlitten zurück, und dann laufen sie weg, über die Eisenbahnbrücke.
Ture lacht. »Wenn sie morgen aufwacht, sind die Ameisen aufgetaut, und dann ist das Haus voller Ameisen.« Joel lacht auch. Aber er ist nicht ganz sicher, ob ihm das eigentlich gefällt. Es ist was anderes, einen Stein durch Saras Fenster zu werfen. Da hat er gewußt, warum er es tat.
Aber der Nasenlosen Ameisen ins Haus zu streuen?
Warum?
Angst einjagen, hat Ture gesagt.
Aber warum ausgerechnet Gertrud Angst einjagen?
»Morgen firnissen wir ihre Johannisbeersträucher«, sagt Ture. »Das hier war erst der Anfang.«
Die Johannisbeersträucher firnissen?
Auf so was wäre Joel nie gekommen. Dazu sollte sein Geheimbund eigentlich nicht eingesetzt werden. Der Hund, der zu einem Stern läuft, ist nicht mehr dabei. »Ich will nach dem Hund suchen«, sagt er. »Ich will keine Johannisbeersträucher mit Firnis einschmieren.« »Du traust dich bloß nicht«, sagt Ture.
»Klar trau ich mich«, antwortet Joel. »Aber ich will nicht.«
Plötzlich fangen sie an sich zu streiten. Sie sagen beide nichts, und trotzdem streiten sie sich, in Gedanken. Den ganzen Weg nach Hause sagen sie kein Wort. Vor dem Gerichtsgebäude trennen sie sich. »Bis morgen«, sagt Ture und springt über die Pforte. Joel gibt keine Antwort, sondern reicht ihm nur den Beutel. Den Spaten hat Ture getragen.
»Ich muß jetzt nach Hause«, sagt Joel. »Ich kann ja nicht wie du den ganzen Tag über schlafen.«
Er denkt gar nicht daran, Johannisbeersträucher mit Firnis einzuschmieren. Er will nach dem Hund suchen. Aber das sagt er nicht.
Ihm fällt ein, daß Ture durchbrennen will. Dann ist er wieder allein mit seinem Geheimbund. Dann braucht er wenigstens nichts mehr zu tun, was er nicht will.
Johannisbeersträucher kaputtmachen…
Aber feige ist er nicht, er traut sich. Er will eben nur nicht…
Als er in die Küche kommt, sieht er sofort, daß Samuel nicht in seinem Bett liegt und schläft. Er braucht gar nicht nachzusehen, ob seine Sachen
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