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Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Titel: Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wohin sie eigentlich unterwegs sind. Aber zusammen mit dem alten Maurer fühlt er sich sicher. Alles, was er früher gehört hat, all die schrecklichen Gerüchte sind jetzt weg. Plötzlich öffnet sich der Wald, und vor ihnen breitet sich ein weißer, mit Schnee bedeckter See aus. Er ist von stillem, dichten Tannenwald umgeben. Draußen auf dem See ragt etwas aus dem Eis. Joel meint, es könnte ein Felsen sein. Aber als sie näherkommen, erkennt er ein Ruderboot, das festgefroren mitten im See liegt.
    Der alte Maurer beugt sich darüber. Im Boot liegen die Ruder und Ruderdollen und ein paar Klappstühle, solche, wie Zinnfischangler sie im Frühling mit aufs Eis nehmen.
    Der alte Maurer stellt sie aufs Eis und setzt sich. Er gibt Joel ein Zeichen, sich auch zu setzen. »Eigentlich hat dieser See keinen Namen«, sagt der alte Maurer. »Aber ich hab ihm einen gegeben. Einen geheimen Namen. Der See der Vier Winde. Ich will dir erzählen, warum er so heißt… Als ich zum erstenmal hierher kam«, sagt der alte Maurer, »war ich sehr traurig. Ich war gerade zurückgekommen aus dem Krankenhaus, in dem Menschen mit unheimlichen Gedanken hinter vergitterten Türen und Fenstern eingesperrt sitzen. Ich war froh, daß sie mich endlich entlassen hatten. Trotzdem war ich traurig, denn ich war einsam, und ich hatte allzu viele Jahre in diesem Krankenhaus verloren. Ich kam hierher in den Wald und fand diesen See. Es war Winter, genau wie jetzt, und ich stellte mich mitten aufs Eis, ungefähr hier, wo wir jetzt sitzen, und dann rief ich mit aller Kraft meinen eigenen Namen. Simon. Simon, rief ich. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Es ist wohl von ganz allein gekommen. Aber nachdem ich meinen Namen gerufen hatte, war es, als ob vier Winde aus dem Wald kämen. Ein Wind aus jeder Himmelsrichtung. Ein Wind war kalt und flüsterte Trauer, Trauer in mein Ohr. Der andere Wind heulte und fauchte Wut, Wut in mein Ohr. Der dritte Wind war warm und kam vorsichtig angestrichen und flüsterte Freude, Freude in mein Ohr. Der vierte Wind war warm und kalt gleichzeitig, und zunächst konnte ich nicht verstehen, was er flüsterte, aber schließlich verstand ich es doch. Er sagte mir, ich sollte mich entscheiden, welcher Wind mir ins Gesicht blasen sollte. Ich kehrte den anderen Winden den Rücken zu und ließ die Freude über mein Gesicht streichen. Da war es, als ob die Traurigkeit, die ich gespürt hatte, verschwände. Und als ich ging, war ich froh. Ich kehre immer wieder hierher zurück, wenn ich fühle, daß ich den Winden zuhören muß. Er ist wie ein Märchen, dieser See. Und vielleicht ist es ein Märchen, womöglich gibt es die Winde gar nicht. Ich dachte, sie könnten dir vielleicht genauso helfen, wie sie mir geholfen haben. So, und jetzt geh ich zurück zum Laster und warte. Man muß wahrscheinlich allein sein, wenn die Winde sich hervorwagen sollen. Du brauchst nur deinen Namen zu rufen und zu warten.«
    Der alte Maurer erhebt sich und klappt den Stuhl zusammen.
    »Ich bin im Laster«, sagt er. »Du findest schon allein zurück. Unsere Spuren im Schnee sind ganz deutlich.« Der alte Maurer geht und verschwindet im Schatten der Tannen. Joel ist allein.
    Es gibt keine Winde, die sprechen können, denkt er. Das kommt nur im Märchen vor, daß Feldsteine lachen und Pilze an einem Hang stehen und im Chor singen. Es gibt keine Winde, die ihm ins Ohr flüstern können. Trotzdem kann man ja mal seinen Namen rufen, denkt er.
    Auch wenn man nicht dran glaubt, daß was passiert. Man kann seinen Namen rufen, um zu prüfen, ob es ein Echo gibt. Er ruft seinen Namen.
    Der klingt so kurz und einsam. So kommt es ihm vor. Als ob jemand nach einer Katze oder einer Kuh riefe. Ein Echo gibt es auch nicht.
    Er ruft noch einmal, diesmal lauter.
    Da kommt kein Wind aus dem Wald herbeigeweht. Alles bleibt still.
    Aber Joel stellt sich den Wind vor. Das kann man ja machen. Einen Wind, den es nicht gibt, kann man selber schaffen, wenn es nötig ist.
    Es ist ein Gefühl, als hielte er sich eine von Samuels Muscheln gegen das Ohr und als stellte er sich vor, daß das Brausen eine Stimme ist.
    Plötzlich dringt die Sonne durch die Wolkendecke, genau über den Tannenwipfeln. Wenn er sich der Sonne zuwendet, wird das Gesicht fast warm. Und jetzt kann er sich gar nicht mehr vorstellen, in den Wald zu gehen und sich zum Sterben in den Schnee zu legen. Wie konnte er so etwas überhaupt denken?
    Es ist ihm fast peinlich. Das war kindisch, denkt er. Im Wald

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