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Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Titel: Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ist kein besonderes Auto. Nicht wie der Pontiac, den Joel in Krages Schaufenster gesehen hat. Es ist ein DKW, der wie ein Motorrad tuckert und knattert. Er ist grün und hat ein weißes Dach. »Ein gutes Auto«, sagt Samuel.
    »Man müßte einen Pontiac haben«, antwortet Joel. Samuel sieht ihn an und bricht in Gelächter aus. »Du bist ja verrückt«, sagt er. »Wer kann sich denn einen Pontiac leisten? Das können nur die Reichen.« Wir sind so arm, daß wir uns nicht mal einen DKW leisten können, denkt Joel. Aber dann tut es ihm leid. Er sieht ja, wie Samuel sich freut, daß er mit Sara einen Ausflug machen kann, wenn es auch nur ein geliehenes Auto ist. »Mach keine Dummheiten«, sagt Samuel, als er hinterm Steuer sitzt.
    Die Dummheiten hab ich schon gemacht, denkt Joel. »Keine Angst«, antwortet er.
    »Ich komme spät«, sagt Samuel. »Aber warte nicht auf mich.«
    Dann legt er den Gang ein und fährt los. Joel winkt. Als das Auto verschwunden ist, geht er in die Küche und ißt einen der Pfannkuchen. Er stellt Preiselbeer- und Blaubeermarmelade auf den Tisch, Sahne und Zucker. Von allem streicht er eine doppelte Schicht auf den Pfannkuchen und rollt ihn auf. Wenn Samuel das gesehen hätte, wäre er böse geworden. Aber Joel hat kein schlechtes Gewissen. Samuel kann ja den ganzen Tag lang Torte essen.
    Joel hat die Pfannkuchen gezählt. Es sind acht Stück. Einen hat er schon gegessen. Zwei kann er mittags essen. Den Rest bewahrt er auf bis zum Abend.
    Die Frage ist nur, ob er es bis zum Mittag aushält, ehe er den nächsten ißt.
    Zur Belohnung, daß er nicht gleich noch einen Pfannkuchen ißt, nimmt er zwei Löffel Marmelade. Als er die Gläser zurück in den Vorratsschrank gestellt hat, schraubt er hastig den Deckel von der Blaubeermarmelade noch einmal ab und ißt noch einen Löffel voll.
    Dann holt er eine von Samuels aufgerollten Seekarten hervor, die, auf der Afrikas Ostküste und die Inseln im Indischen Ozean sind. Er versucht sich zu entscheiden, wo denn eigentlich die geheime Insel liegt. Er sucht auf der Seekarte, sucht nach einer bestimmten Tiefe und einem Ort, der von Indien und Afrika gleich weit entfernt ist. Plötzlich fällt eine tote Fliege aus dem Lampenschirm auf die Karte. Sie landet in einer Tiefe von dreitausend Metern. Joel verfolgt ihren Fall gedankenversunken bis zum Grund. Dann rollt er die Seekarte wieder auf.
    Der Tag vergeht sehr langsam.
    Und immer noch hat er sich nicht entschieden, ob er sich hinterm Holzschuppen verstecken soll oder nicht. Vor ihm liegt die Geldmünze. Mit ihr könnte er Kopf oder Zahl werfen.
    Aber es wird drei und vier und fünf, und immer noch hat er sich nicht entschieden. Er ißt Pfannkuchen, die vor Marmelade und Sahne fast platzen. Er baut sein Zimmer um und stellt sein Bett so hin, daß er mit den Füßen zum Rollo und Fenster liegt. Eine halbe Stunde lang versucht er, ob er es schafft, das Rollo mit einem Fuß hochzuziehen. Draußen ist es schon dunkel.
    Ich pfeif auf alles, denkt er. Ich vergeß die Briefe. Aber als es sieben ist, geht er dennoch nach draußen. Da hat er den letzten Pfannkuchen aufgegessen, und die Blaubeermarmelade ist alle.
    Auf der Straße fährt ein Auto mit grölenden Halbstarken an ihm vorbei. Auf dem Rücksitz leuchtet ein rotes Lämpchen. An der Antenne flattert ein Fuchsschwanz. Joel sieht, daß es ein Chevrolet ist. Schwarz mit glänzendem Chrom. Aus einem Lautsprecher im Rückfenster plärrt Musik. Elvis.
    Vor dem Hotel lärmt eine Gruppe Menschen. Joel erkennt Redakteur Walting, der einmal eine richtige Safari in Afrika mitgemacht hat. Jetzt leitet er die Lokalzeitung, die einmal in der Woche herauskommt. Er schreibt über langweilige Sitzungen und Flößholz, das im Fluß hängengeblieben ist. Aber einmal ist er in Afrika gewesen. Einmal hat er unter demselben warmen Himmel gestanden wie Samuel…
    Beim Konsum liegt ein grünes Mietshaus. Durch ein offenes Fenster hört Joel streitende Stimmen. Sie heben und senken sich und schnattern wie Affen in den Baumkronen.
    Joel schaut auf das goldschimmernde Ziffernblatt der Kirchturmuhr. Bald halb acht.
    Er folgt dem Pfad, der sich zwischen Fluß und Pfarrhof entlangschlängelt. Angekommen auf der Rückseite von Pferdehändler Unders Haus, bleibt er stehen und lauscht. Irgendwo hinter ihm raschelt es. Eine Katze? Nein, nur eine Waldmaus. Dann ist es wieder still. Der Sternenhimmel ist klar. Joel klettert über den Zaun und tastet sich an den Johannisbeerbüschen entlang. Jetzt

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