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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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frag nach Pirinen. Er ist Finne. Aber er spricht Schwedisch. Geh hin und zeig dich. Wenn sie dich nehmen, kommst du hierher und heuerst an. Alles klar?«
    Joel nickte. Er bekam ein Blatt Papier in die Hand gedrückt und die Klappe fiel zu. Alles war so schnell gegangen. Zuerst hatte er sein Seefahrtsbuch bekommen. Und nun hatte er schon Arbeit.
    Was war das eigentlich für ein Schiff?
M/S Alta.
Joel zögerte. Dann klopfte er an die Klappe. Die flog sofort auf. Der Mann dahinter wischte sich mit einem Stück Zeitungspapier den Schweiß von der Stirn. »Bist du immer noch da?«
    »Ich wollte nur wissen, was das für ein Schiff ist.«
    »Grängesberggesellschaft.«
    »Wo fährt es hin?«
    Der Mann hinter der Klappe seufzte.
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen. Es ist jedenfalls ein Erzfrachter. Der läuft Häfen an, wo Erz geladen wird. Und dann einen anderen, wo er es löscht.«
    Liberia, dachte Joel. Afrika. Er erinnerte sich daran, was Brunte gesagt hatte. Es war also dieselbe Reederei wie von
M/S Karmas.
    »Möchtest du noch mehr wissen? Wir schließen jetzt.« »Nein«, antwortete Joel. »Nichts.«
    Die Klappe schlug zu und Joel ging hinaus auf die Straße. Das Erste, was ihm einfiel, war, dass er es Samuel erzählen wollte. Der saß immer noch im Zugabteil.
    Joel fühlte sich sehr angespannt. Alle Schiffe, von denen er geträumt hatte, hatten sich aufgelöst. Jetzt gab es eins in Wirklichkeit. Eins, das
M/S Alta
hieß und in diesem Augenblick auf Stockholm zustampfte.
    Joel setzte sich in Bewegung. Zuerst langsam, dann immer schneller. Auf dem Weg in die Östgötastraße kaufte er eine Ansichtskarte und eine Briefmarke. In Jennys Wohnung suchte er nach einem Kugelschreiber und setzte sich an den Küchentisch.
    Er schrieb an Samuel.
    Heute ist das Seefahrtsbuch gekommen. Und ich habe eine Arbeit. Auf einem Schiff, das M/S Alta heißt. Jetzt fahre ich. Wir sehen uns auf Pitcairn Island.
    Grüße Joel
    Er war unsicher, ob der letzte Satz richtig war.
Wir sehen uns auf Pitcairn Island.
    Vielleicht dachte Samuel, er wollte ihn ärgern? Aber er ließ den Satz stehen. Von Pitcairn Island hatten sie ja so oft gesprochen. Über die Seekarte gebeugt, hatten sie den kleinen Punkt mitten im Stillen Ozean gesucht. Wo Fletcher und seine Männer sich verborgen hatten nach der Meuterei gegen den grausamen Kapitän Bligh.
    Er lief auf die Straße hinunter und suchte nach einem Briefkasten. Dort las er noch einmal durch, was er geschrieben hatte. Dann warf er die Ansichtskarte ein.
    Jenny und die kleinen Schwestern kamen gleichzeitig. Joel lag auf dem Bett in der Kammer hinter der Küche und hörte ihre Stimmen. Er ging ins Wohnzimmer, und dann sagte er, wie es war.
    »Ich mustere schon morgen an. Leider kann ich nicht länger bleiben.«
    Jenny setzte sich auf einen Stuhl. Sie schien plötzlich enttäuscht zu sein. »Du fährst schon wieder weg?«
    »Ja.«
    »Und wohin?«
    »Afrika. Liberia.« » Ganz nach Afrika?«
    »Oder nach Oxelösund. Das weiß man nicht so genau. Es kommt auf die Ladung an, wohin die soll.« »Du musst doch wissen, ob du nach Oxelösund oder nach Afrika fährst?« »Vermutlich beides. Und nach Belgien.«
    Jenny schüttelte den Kopf. Dann fing sie an zu lachen. »Es ist genau wie mit Samuel. Entweder sollte er nach Rio de Janeiro oder nach London. Und man wusste nie, woher er kam.« »Dann weißt du ja, wie es ist«, sagte Joel.
    Die kleinen Schwestern hörten zu und sagten nichts. Sie sahen ihren Bruder mit großen Augen an.
    »Wenn ich nach Afrika komme, bring ich dir was mit«, sagte Joel. »Ein Affenfell oder so was.«
    »Bloß nicht«, sagte Jenny. »Das möchte ich nicht haben. Kein Affenfell. Irgendwas. Aber kein Affenfell.«
    An diesem Abend blieben Jenny und Joel lange auf und redeten. Die Zeit war knapp geworden. Aber als Joel endlich schlafen gegangen war und das Licht ausgeknipst hatte, konnte er sich an fast nichts mehr erinnern, worüber sie gesprochen hatten.
    Er hatte nur einen einzigen Gedanken, den an den nächsten Tag.
    An Jenny kann ich später denken, sagte er sich. Jetzt, wo ich sie gefunden habe. Das ist das Wichtigste. Und ich habe zwei kleine Schwestern bekommen die ziemlich viel Krach machen im Badezimmer. Aber was das bedeutet, darüber kann ich später nachdenken. Jetzt werde ich als Allererstes eine Gangway zu dem Schiff hinaufgehen, das unterwegs ist um mich abzuholen.
    Und am nächsten Tag, kurz vor acht, stieg Joel aus der Straßenbahn und sah das Schiff, das in der Nacht

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