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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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angelegt hatte.
M/S Alta
war größer als
M/S Karmas.
Die Ladeluken wurden gerade geöffnet. Joel spürte sein Herz hämmern. Dann ging er durch das Tor im Zaun und weiter zur Gangway. Neben ihm ragte der Schiffsrumpf wie ein Berg auf. Er ging an Bord.
    Ein Seemann im Overall kam ihm entgegen. Er nickte freundlich. »Willst anmustern?«
    »Ja.«
    »Deck oder Messe?«
    »Ich soll Steward werden.«
    »Unser neuer Kalle. Der letzte war gut. Wenn man davon absieht, dass er schlecht abgewaschen hat.«
    Der Mann sah Joel fest an. »Kannst du abwaschen?« »Ja«, antwortete Joel. »Das ist im Großen und Ganzen das, was ich kann.«
    Der Mann zeigte nach achtern. »Pirinen sitzt wahrscheinlich mit dem Koch zusammen und trinkt Kaffee. Ich nehme an, du sollst zu ihm gehen.«
    Joel ging langsam in die Richtung, in die der Mann gezeigt hatte. Er war hoch über dem Wasser.
    Dann traf er Pirinen. Und er wurde angenommen und konnte anheuern. Noch am selben Tag bezog er seine Kajüte. Jenny wollte mit den kleinen Schwestern kommen und sich das Schiff ansehen. Aber Joel sagte nein. Wenn es Samuel gewesen wäre, wäre es etwas anderes gewesen.
    Er fing schon am nächsten Tag an zu arbeiten. Er war enttäuscht, dass das Schiff eine ganze Woche im Hafen liegen bleiben sollte. Bis jetzt wusste noch niemand, wohin die nächste Reise gehen sollte. Narvik, sagte jemand. England, sagte ein anderer. Aber niemand wusste es. Das würden sie erst in einigen Tagen erfahren.
    Und Joel arbeitete. Er deckte die Tische, wusch ab, räumte auf, baute Betten. Er lernte das Schiff kennen und die Leute, die dort arbeiteten. Wenn der Abend kam, fiel er vor Müdigkeit ins Bett.
    Schließlich kam die Nachricht, welchen Hafen das Schiff ansteuern sollte. Joel war enttäuscht. Es sollte nach Luleå gehen.
    Nach Norden, dachte er. Viel weiter nach Norden als der Ort, in dem Samuel und er all die Jahre gewohnt haben. Norden war die falsche Richtung. Pitcairn Island liegt im Süden.
    Trotzdem jetzt war er endlich unterwegs.
    Um vier Uhr morgens wurde er wach vom Vibrieren der Maschinen. Er hörte, wie die Trossen gelöst wurden. Dann ging ein Beben durch den Schiffsrumpf.
    Die Reise hatte begonnen.

12
    In Luleå kaufte Joel sich ein Notizbuch mit schwarzem Einband. Am selben Tag begann er sein Logbuch. Die erste Notiz war vom 17. Juni.
    In Luleå angekommen.
    Vielleicht ist es gut, dass die erste Reise hierher ging. Weiter nach Norden geht es nicht.
    Jetzt muss ich nach Süden fahren. Luleå. 17. Juni 1959. 20.35 Uhr
    Er hatte beschlossen, jeden Tag etwas aufzuschreiben. Es musste nicht viel sein. Aber wenigstens ein Wort, ein Datum und eine Uhrzeit sollte da stehen.
    In Luleå gab er zwei Briefe auf. Der erste war an Samuel. Er erzählte, wie er schon am selben Tag, nachdem er sein Seefahrtsbuch bekommen hatte, angeheuert hatte. Er erzählte vom Schiff, dass es 20 000 Tonnen hatte und dass er jetzt in Luleå war.
    Er hoffte, dass Samuel eine gute Heimreise gehabt hatte. Dann steckte er die nicht benutzte Rückfahrkarte in den Umschlag und versprach, im nächsten Hafen wieder von sich hören zu lassen.
    Wenn Samuel ihm schreiben wollte, dann wusste er, wie er das machen musste. Der Brief musste an die Reederei adressiert werden.
    Der andere Brief war an Jenny Rydén.
    Der war schwerer zu schreiben. Joel fing immer wieder von vorn an und zerriss das Papier. Schließlich hatte er keine Kraft mehr, den Brief noch einmal umzuschreiben, und ließ ihn, wie er war.
    Er bat sie, das Bild von Samuel wieder aufzuhängen. Falls sie es also von der Wand genommen hatte. Wenn sie es nicht tat, würde er nie mehr wiederkommen. Er bot ihr auch noch eine andere Möglichkeit an. Wenn sie Samuel nicht mehr an der Wand haben wollte, könnte sie stattdessen das Bild von dem Mann mit dem Bürstenhaarschnitt herunternehmen. Dann würde es zwei Flecken auf der Tapete geben. Er überlegte, wie sie reagieren würde. Vielleicht würde sie böse werden? Vielleicht wollte sie ihn nie mehr wieder sehen? Das Risiko musste er auf sich nehmen. Dann begann Joels Leben auf See.
    Von Luleå fuhr das Schiff nach Middlesbrough. Früh in der Dämmerung kamen sie an. Joel stand an Deck und schaute auf das fremde Land, das im Nebel nur zu ahnen war. Das erste Mal befand er sich außerhalb von Schwedens Grenzen. Die ganze Zeit hatten sie gutes Wetter gehabt. Die Nordsee war ganz ruhig gewesen.
    Am selben Abend, als das Schiff angelegt hatte, ging Joel zusammen mit einem Jungmann an Land. Der hieß Frans

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