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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diesem Geschäft keine Sicherheit. Wie hatte
er nur an diesen Punkt kommen können? Was für eine abstruse Kette von
Fehlentscheidungen hatte ihn so nah an den Abgrund gebracht, dass er gezwungen
war, seine Deckung aufzugeben? Es war müßig. Oda sagte die Wahrheit. Sie war
seine letzte Hoffnung, so schlimm stand es um ihn. Er drückte immer noch den
Kopf in die Hände, sprach ohne aufzusehen.
    »Was sollen wir tun?«
    Odas Stimme klang fest. »Du musst die Familie des Jungen warnen. Sie müssen
London verlassen, so schnell wie möglich. Wenn das Kind eine Zukunft haben
soll.«
    Krauss brachte die Worte nur schwer über die Lippen. »Wie soll das von hier
aus gehen? Alle Telefongespräche werden abgehört, wahrscheinlich von
verschiedenen Stellen. Ein Telegramm ist zu gefährlich. Ich komme aus dem Land
nicht so ohne weiteres raus. Selbst wenn es mir gelänge, ist es vielleicht
schon zu spät. Und was ist mit dir? Wenn Göring erfährt, dass du ein falsches
Spiel spielst, bist du erledigt.«
    »Was kümmert dich das?«
    »Wenig. Aber du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass nur Göring
dich vor Edgar schützen kann. Mein Bruder wird dich zur Strecke bringen wollen.
Er erträgt keinen Verrat, wie du weißt.«
    Oda schrie ihn unvermittelt an. »Was glaubst du, weshalb ich dir das alles
erzähle? Mein Leben besteht nur aus Katastrophen, da kommt es auf eine mehr
oder weniger nicht an. Ich habe es satt, im Dreck herumzuwühlen. Seit ich
denken kann, bin ich umgeben von Heuchlern, Mördern und Kinderschändern. Es
ist mir egal, wenn sie mich hassen. Ich hasse sie tausendmal mehr. Wenn sie
mich töten wollen, bitteschön. Aber niemand sollte damit rechnen, dass ich mich
einfach so zur Schlachtbank führen lasse.«
    Krauss sah den Hass in ihren Augen schimmern. »Okay. Du bist bereit, alles
zu riskieren. Ich bin der Letzte, der das nicht versteht. Aber wir dürfen
dabei nicht unser Ziel aus den Augen verlieren. Wie gehen wir vor?«
    »Ich bringe dich hier raus. Die Wache besteht nur aus zwei Mann. Sie
schöpfen keinen Verdacht, wenn ich dich mitnehme. Ich habe völlig freie Hand.
Göring vertraut mir blind.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Und ich habe
auch schon eine Idee, wie wir deiner Familie in London eine Nachricht zukommen
lassen können. Ich kenne eine Person, die über jeden Verdacht erhaben ist.
Jemanden, bei dem man nicht einmal vermuten würde, dass er in Kontakt mit dir
stehen könnte.«
    Krauss sah sie fragend an.
    »Göring hatte in
den letzten Tagen viel mit ihm zu tun. Es ist ein schwedischer Geschäftsmann,
der zwischen der deutschen und der englischen Regierung vermittelt. Es geht
darum, eine Einigung in der Polen-Krise zu erzielen. Die Engländer unterstützen
die Polen, wie du sicher weißt. Göring hofft auf so etwas wie einen
Nichtangriffspakt mit den Engländern, wenn ich das richtig verstehe, ähnlich
wie mit den Russen. Auf jeden Fall fliegt der Schwede ständig zwischen London
und Berlin hin und her. Der Name des Mannes ist Birger Dahlerus.«
    Krauss erinnerte sich an den Schweden. Er hatte ihn im Flugzeug nach
Berlin gesehen, ein unauffälliger, seriöser Geschäftsmann. Doyle hatte ihm
empfohlen, sich an Dahlerus' Fersen zu heften, wenn er bei seinem Auftrag nicht
mehr weiterkäme. Es sei damit zu rechnen, dass Dahlerus Kontakte zu Hitler
habe. Ein Treffen mit dem Führer an einem Ort außerhalb der Reichskanzlei sei
nicht undenkbar. Krauss hatten die Informationen nicht sonderlich interessiert,
weil er ohnehin anderes im Sinn hatte, als sich um Hitler zu kümmern. Jetzt
wurde Dahlerus wieder interessant, auf eine andere Weise, als Krauss es für
möglich gehalten hätte. Er fragte sich jedoch, wie sie diesen vermutlich
grundehrlichen Mann für ihren Zweck gewinnen sollten. Dahlerus wollte einen
Krieg verhindern. Er würde jedes Risiko vermeiden, das seine Mission
gefährdete. Außerdem vertraute er Göring. Krauss hielt Odas Idee für zu gewagt.
    »Dahlerus kennt keinen von uns beiden. Er wird uns für Freischärler
halten, für zwielichtige Elemente, die seine Friedensbemühungen hintertreiben
wollen. Wie willst du ihn überzeugen?«
    Oda hatte sich entspannt im Sessel zurückgelehnt. Ihre Wut war verflogen.
Sie sah Krauss an und lächelte. »Mit der Wahrheit.«
     
    18.
    Berlin
    29. August Görings Wohnung,
Vormittag
    »Es bleibt Frieden. Der Frieden ist gesichert«, rief
Göring.
    So aufgewühlt
hatte Dahlerus den Deutschen selten erlebt. Nach der Ankunft des Schweden in
der Wohnung des

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