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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Regierung zweifelt daran, dass Hitler tatsächlich ein neues
Angebot ausarbeitet. Sie möchten eine verbindliche Aussage dazu.«
    »Sie können die Herren beruhigen. Hitler arbeitet an
der Note, ich habe gerade noch mit ihm gesprochen. Sie wird im Laufe des Tages
fertig werden und noch günstiger für die Polen ausfallen, als ich Ihnen erzählt
habe.«
    »Ich kann mich auf Sie verlassen?«
    Göring lachte.
»Aber mein lieber Dahlerus, das wissen Sie doch.«
    Der Schwede beendete das Gespräch und folgte Cadogan zu den übrigen
Mitgliedern der englischen Regierung.
    Nachdem der Chef des Foreign Office den Kontakt zu Göring bestätigt hatte,
schilderte Dahlerus das Gespräch, das er in der Nacht mit dem Feldmarschall
geführt hatte. Vor allem die angeblich beabsichtige Volksabstimmung irritierte
die Politiker. Intensiv studierten sie die Karte, auf der Göring in Dahlerus'
Beisein die Gebiete gekennzeichnet hatte, in denen man die Menschen befragen
wolle.
    Halifax meldete
sich zu Wort. »Soweit ich mich erinnere, haben die Polen immer behauptet,
achtzig Prozent der Bevölkerung im Korridor sei polnisch. Wenn das der Wahrheit
entspricht, wie kann Hitler auf solch eine Idee kommen? Das Ergebnis müsste
verheerend für ihn ausfallen. Ich kann daraus nur zwei Dinge schließen:
Entweder haben die Polen gelogen. Oder Hitler versucht ein weiteres Mal, uns
an der Nase herumzuführen.«
    Da niemand im
Raum die tatsächlichen Bevölkerungsverhältnisse in Polen kannte, ließ sich das
Thema nicht abschließend diskutieren. Allerdings tendierten die Männer dazu,
der neuen Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüberzustehen. Man wolle am
Nachmittag im Kabinett beraten, wie sich Botschafter Henderson verhalten solle
und was den Polen zu empfehlen sei. Die als Ultimatum verstandene Aufforderung,
einen polnischen Unterhändler nach Berlin zu schicken, machte den Engländern zu
schaffen. Chamberlain erinnerte daran, wie Hitler mit dem slowakischen Premier
Jozef Tiso oder dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg umgesprungen war,
die er vor drohenden Konflikten zu sich bestellt hatte.
    »So ein Verhalten werden wir uns nicht bieten lassen. Mit Vertretern
souveräner Staaten kann man nicht umspringen wie mit irgendwelchen Lakaien.
Hitler erwartet, dass man sich vor ihm in den Dreck wirft und wie in München
schon im Vorhinein die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet. Eines kann
ich Ihnen sagen, meine Herren: Diese Zeiten sind vorbei.«
    In Dahlerus' Ohren klang das nach Kampfansage. Zwar verstand er den Verdruss
der Engländer, aber es erschien ihm zielführender, Hitler keinen Vorwand zu
liefern, sein Angebot zurückzuziehen. Wenn der Schwede eine Empfehlung an die
Polen aussprechen sollte, würde er ihnen raten, sofort einen Emissär auf den
Weg zu schicken. Stolz konnte man sich in dieser Lage nicht leisten.
    Cadogan hatte eine andere Auffassung. »Wir werden den Polen auf keinen Fall
zureden, einen Abgesandten nach Berlin zu schicken. Warum sollten sie zu
Kreuze kriechen? Hitler muss begreifen, dass er es nicht nur mit einem Land,
sondern mit einer starken Allianz zu tun hat. Meiner Meinung nach sollten alle
weiteren Gespräche auf neutralem Boden stattfinden.« Er sah Dahlerus an. »In
Schweden zum Beispiel. Das hebt die Sache auf ein anderes Niveau.«
    Dahlerus dachte
daran, dass der schwedische Premier nie sonderlich begeistert gewesen war, eine
Vermittlerrolle einzunehmen. Vielleicht aus Angst, den Zorn der Deutschen auf
sich zu ziehen. Dahlerus bot an, Göring ein weiteres Mal anzurufen. »Vielleicht
lässt sich Hitler ja dazu bewegen, wenn Göring mitzieht.«
    Chamberlain überlegte. »Versuchen Sie es. Und bringen Sie bitte gleich in
Erfahrung, wie lange die Frist gilt.«
    Wieder begleitete Cadogan den Schweden zum Telefon, wieder musste Dahlerus
einige Minuten warten, bis der Feldmarschall den Hörer übernahm. Er lachte.
Offensichtlich amüsierten ihn die Anrufe.
    »Was gibt es jetzt schon wieder, mein lieber Dahlerus? Sie sollten eine
Standleitung zu mir ins Büro beantragen. So oft telefoniere ich nicht mal mit
Emmy.«
    Dem Schweden war nicht nach Scherzen zumute. »Was halten Sie davon, die
weiteren Gespräche an einen anderen, neutralen Ort zu verlegen? Es ist doch
nachvollziehbar, dass die Polen es als Affront verstehen, nach Berlin kommen zu
müssen.«
    Göring polterte gut gelaunt. »Entschuldigen Sie bitte,
aber das ist doch Blödsinn. Die Verhandlungen müssen dort stattfinden, wo der
Reichskanzler

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