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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hitlers Verhalten ist unmöglich, indiskutabel. Die Art und
Weise, wie er mit Nevile Henderson umgesprungen ist, passt ins Bild. So
niederträchtig hat Hitler auch Österreich und Ungarn abgekanzelt. Einem polnischen
Unterhändler wird es meiner Meinung nach genauso ergehen. Hitler genießt es
offensichtlich, eine Regierung nicht nur zu attackieren, sondern auch zu
erniedrigen. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich, Mr. Dahlerus, ich verliere
allmählich den Glauben daran, dass wir mit Verhandlungen überhaupt irgendetwas
erreichen.«
    »Ich war gestern genauso vor den Kopf geschlagen wie Sie. Mittlerweile weiß
ich, dass man bei Hitler mit allem rechnen muss. Trotzdem habe ich die Hoffnung
nicht ganz verloren, dass wir etwas erreichen können. Ich will sie einfach
nicht verlieren, dafür steht zu viel auf dem Spiel.«
    »Aus Ihrer Sicht ist das verständlich. Aber wir müssen die Interessen eines
Staates im Auge behalten. Dabei geht es auch darum, die Würde zu wahren.
Hitler tritt sie mit Füßen, das können wir nicht hinnehmen.«
    »Ich sehe das pragmatischer. Was interessiert die Menschen ihre Würde, wenn
sie das Leben dazu verlieren? Sollte Hitler in Polen einfallen, werden
Hunderttausende Menschen sterben. Und das wird erst der Anfang sein. Unsere
Frage sollte nicht die nach der Würde sein, sondern wie man Hitler von seinen
Plänen abhält.«
    Chamberlain blickte Dahlerus ratlos an. »Wie wollen Sie ihn dazu bringen?
Wir sind mit unserem Latein am Ende.«
    Dahlerus holte
tief Luft. »Feldmarschall Göring hat mir erzählt, dass die Forderung, ein
Bevollmächtigter der polnischen Regierung möge in Berlin vorsprechen, eine
Reaktion auf das provokante Verhalten der Polen gegenüber den Deutschen sei.
Gestern haben polnische Soldaten angeblich fünf deutsche Flüchtlinge
erschossen. Außerdem werde im dortigen Rundfunk täglich deutschfeindliche
Propaganda verbreitet.«
    »Was empfehlen Sie?«
    »Die Polen sollten in der jetzigen, prekären Situation
jegliche Provokation gegenüber der deutschen Minderheit unterlassen. Das heißt,
sie dürfen keinerlei Gewalt anwenden. Wenn es zu Ausschreitungen seitens der
Deutschen kommt, sollten die Polen nicht schießen, sondern die Menschen in Haft
nehmen. Flüchtlinge sollten sie unbehelligt ziehen lassen und von
antideutschen Meldungen im Rundfunk absehen. Nur so liefern sie Hitler keinen
Vorwand für neue Forderungen.«
    Chamberlain wandte sich an seine Kollegen. »Hört sich vernünftig an.«
    Die Männer nickten.
    Chamberlain instruierte seinen Außenminister. »Lord Halifax, bitte geben
Sie Botschafter Kennard in Warschau entsprechende Empfehlungen. Er soll sie der
polnischen Regierung übermitteln.
    Mr. Dahlerus hat recht: Wir dürfen nichts unversucht lassen.« Chamberlain
machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. »Auch wenn ich nicht glaube,
dass wir damit einen Krieg verhindern.«
    Dahlerus antwortete, dass er diese Auffassung grundsätzlich teile. »Ich
denke jedoch, dass wir es uns nicht leisten können, uns noch irgendwelche
Knüppel zwischen die Beine werfen zu lassen. Göring hat mir gestern anvertraut,
dass Hitler den Polen heute ein großzügiges Angebot unterbreiten wolle, ein
Angebot, das man nicht ablehnen könne. Meine Sorge ist, dass diese Offerte in
letzter Minute sabotiert wird.«
    Die wichtigsten Männer Englands tauschten fragende Blicke aus.
    Lord Halifax sprach aus, was alle dachten. »Was soll das denn schon wieder
heißen? Das ist doch ein neuer perfider Versuch von Hitler und Göring, uns
hinters Licht zu führen.«
    Chamberlain nickte. »Eine Finte, sonst nichts. Warum sollte Hitler erst
jetzt damit rausrücken?«
    Dahlerus spürte,
wie die Stimmung, die sich gerade etwas aufgehellt hatte, erneut drehte. Er
musste etwas tun. »Wenn Sie es wünschen, versuche ich Göring sofort telefonisch
zu erreichen und lasse mir von ihm bestätigen, dass an dieser Note gearbeitet
wird.«
    Wieder herrschte
Ruhe im Konferenzraum des englischen Premierministers.
    Chamberlains Stimme durchbrach die Stille. »Rufen Sie an! Und wenn möglich,
bringen Sie Details in Erfahrung.«
    Dahlerus folgte Cadogan in dessen Arbeitszimmer. Der Chef des Foreign
Office ließ eine Verbindung nach Deutschland herstellen. Nach einigen
Fehlversuchen meldete sich Oberstleutnant Conrad. Dahlerus verlangte Göring zu
sprechen, der kurze Zeit später den Hörer übernahm.
    »Wie läuft es, mein lieber Dahlerus?« Der Feldmarschall klang entspannter
als zuletzt.
    »Die englische

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