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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Schweden in sein
Arbeitszimmer. Die beiden Männer hatten kaum Platz genommen, da klopfte es an
der Tür. Kropp betrat den Raum und händigte Göring einen roten Umschlag aus.
Der Feldmarschall riss das Kuvert auf und las das Schreiben. Dahlerus
beobachtete entsetzt, wie Görings Gesicht rot anlief. Der Deutsche hieb mit der
Faust auf den Tisch. Nun würde also auch er einmal Zeuge eines der Wutanfälle
werden, für die Göring berüchtigt war, dachte Dahlerus. Tatsächlich donnerte
die Stimme des Feldmarschalls theatralisch durch den Raum.
    »Jetzt haben wir es schwarz auf weiß! Verdammtes Polenpack! Dieses
verlogene Gesindel hat es nicht anders verdient. Die Polen sind es, die diesen
Krieg wollen. Das ist der Beweis!« Göring war wie von der Tarantel gestochen
aufgesprungen und wedelte mit dem Schreiben herum. »Nun gibt es keine Ausreden
mehr, keine Lügen. Jetzt können Sie nachlesen, wer Ihre Friedenspläne
sabotiert. Jawohl! Wir haben den falschen Mann bezichtigt. Ribbentrop trifft
keine Schuld, und wenn ich das sage, dann will das was heißen. Die Polen haben
nie vorgehabt zu verhandeln. Sie wollen die Sache auf dem Schlachtfeld ausfechten,
Rücken an Rücken mit den Engländern. Dieses feige Pack!«
    Dahlerus schlug
das Herz bis zum Hals. Bisher wusste er zwar nicht, was Göring da gelesen
hatte, aber es schien nicht gerade dazu angetan, den Frieden zu erhalten.
»Könnten Sie mir sagen, worum es geht?«
    Göring schlug mit
einer Hand gegen das Papier. »Dies ist ein Telegramm der polnischen Regierung
an ihren Botschafter in Berlin.
    Wir haben es abgefangen und entschlüsselt. Diese Polen
glauben, sie könnten uns austricksen. Aber dazu sind sie zu dumm.« »Und was
steht drin?«
    Göring raunzte Dahlerus an. »Was darin steht? Ich werde Ihnen sagen, was
darin steht. Nein, besser, ich werde es Ihnen aufschreiben. Dann können Sie es
Henderson zeigen, damit er weiß, mit wem er es zu tun hat. Was seine
sogenannten Verbündeten hinter seinem Rücken veranstalten. Diese Mistpocken!«
    Der Feldmarschall hatte sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt. Hastig
schrieb er das Telegramm ab, schnaufte und fluchte dabei fast fortwährend. Erst
als er das Papier Dahlerus überreicht hatte und dieser die Zeilen überflog,
verstummte Göring. Der Schwede las mit hochgezogenen Augenbrauen, versuchte den
Sinn der etwas umständlich formulierten Sätze aufzunehmen. So wie er es
verstand, besagte das Telegramm, dass man der englischen Regierung - und
keinesfalls der deutschen - in wenigen Stunden eine Nachricht zukommen lassen
würde, wie sich die polnische Regierung bezüglich des Angebots einer direkten
Vereinbarung zwischen Polen und dem Deutschen Reich zu verhalten gedenke.
Außerdem wurde dem Botschafter untersagt, irgendwelche Vorschläge seitens der
deutschen Regierung anzunehmen und sich in sachliche Diskussionen einzulassen.
    Dahlerus war klar, dass Göring diese Missachtung der deutschen Machthaber
als einen Schlag ins Gesicht auffassen musste. Er sah von dem Schreiben auf.
Göring blickte ihn finster an. Sein Ton hatte etwas an Schärfe verloren, aber
er war immer noch wütend.
    »Zeigen Sie das Henderson. Es wird ihm die Augen öffnen. Vielleicht
kapiert er dann, mit wem er sich eingelassen hat. Die Polen haben die ganze
Zeit auf diesen Krieg hingearbeitet.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, wenn
ich daran denke, was wir ihnen für Angebote gemacht haben. Jetzt stehen wir da
wie Idioten.«
    Dahlerus
überlegte krampfhaft, wie er Göring besänftigen sollte. Ihm fiel nur eines ein.
»Sollen wir das nicht bei einem Essen besprechen? Ich lade Sie ein.«
    Görings Gesichtszüge entkrampften sich ein wenig. Er spitzte die Lippen.
»Die Schweden haben immer noch die besten Vorschläge.«
     

28.
    Berlin
    31. August Hotel Esplanade, Mittag
    Göring brach einem Hummer zufrieden grunzend den Rücken. Der Koch im
Esplanade verstand seinen Job. Das feine, mit flüssiger Butter getränkte
Hummerfleisch besänftigte Görings Gemüt. Er fragte sich, ob seine Reaktion auf
das Telegramm zu heftig gewesen war. Natürlich hatte er sich geärgert, aber
noch eine ordentliche Portion darauf gesattelt, um den Polen den Schwarzen
Peter zuzuschieben. Der Schwede war vor Schreck ganz blass geworden. Göring
entschuldigte sich im Stillen damit, dass sein schauspielerisches Talent ab und
zu mit ihm durchging. Genüsslich fieselte er einen Streifen des
blassrosafarbenen Fleisches aus der roten Schale, die er sich kaum noch

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