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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Göring einzulassen. Der Schwede führte es darauf zurück,
dass der englische Botschafter ihm vertraute und genauso wie er selbst den
Feldmarschall für den einzigen deutschen Politiker hielt, der am Frieden
interessiert war. Als Göring sich Hitlers Einverständnis für das Gespräch
geholt und Henderson zum Tee geladen hatte, sagte der Brite sofort zu. Nun
saßen sie beisammen und umkreisten mit freundlichen Worten geflissentlich den
eigentlichen Grund ihres Treffens. Göring schien bestens gelaunt, ja geradezu
liebenswürdig; der Wutanfall vom Mittag war mit diesem vor Charme sprühenden
Gastgeber nicht übereinzubringen. Aber Dahlerus wusste mittlerweile zu gut, was
hinter dieser Fassade lauerte.
    Der Feldmarschall setzte seine Tasse Tee ab und räusperte sich. »Mein
lieber Sir Henderson. Ich könnte noch stundenlang mit Ihnen plaudern, aber
unsere Zusammenkunft hat ja einen tieferen Grand. Es geht darum, eine Brücke
zwischen unseren beiden Nationen zu schlagen, statt den Graben zwischen uns
noch tiefer aufzureißen. Leider haben die unglückseligen Verwicklungen der
letzten Wochen und Tage die Kluft zwischen uns eher vergrößert als verkleinert.
Dabei spreche ich wahrscheinlich auch in Ihrem Sinne, wenn ich sage, dass
unsere Völker voneinander nur profitieren können. Wir dürfen es nicht
zulassen, dass wir uns wegen anderen die Köpfe einschlagen. Wenn zwei sich
streiten, freut sich der Dritte, heißt es bei uns. Lassen wir es nicht so weit
kommen. Ich bin befugt, Ihnen direkte Gespräche zwischen Deutschland und
England vorzuschlagen, wobei die englische Seite auch die polnische vertritt.
Was sagen Sie dazu?«
    Henderson hatte
aufmerksam zugehört. Er zögerte ein wenig mit seiner Antwort. »Ich weiß nicht
recht. Generell begrüße ich natürlich Ihren Vorschlag, aber ich glaube nicht,
dass wir die Polen ihrer Souveränität berauben dürfen. Die Polen sind unsere
Verbündeten, nicht unsere Untertanen. Zu allen Belangen, die das polnische Volk
und polnisches Territorium betreffen, müssen sich die Polen selbst äußern.«
    Göring zog ein
Blatt Papier aus der Innentasche seiner Uniformjacke und faltete es
auseinander. Während er sprach, strich er die Seite mit den Händen glatt. »Das
ist sehr lobenswert, was Sie da sagen. Aber die Polen haben so viel Rücksicht
nicht verdient. Dies ist ein von uns abgefangenes Telegramm der polnischen
Regierung an ihren Botschafter in Berlin. Es enthält die Aufforderung, auf
keinerlei deutsche Angebote einzugehen. Außerdem heißt es dort, dass man sich
nur der englischen Regierung gegenüber erkläre, ob ein polnischer Unterhändler
nach Berlin komme. Sie sehen, dass man es in Polen nicht für nötig hält, mit
uns zu reden. In meinen Augen grenzt das an Sabotage. Aber wenn die Polen
lieber nur mit den Engländern reden, reicht es doch aus, wenn wir uns
miteinander an einen Tisch setzen.«
    Henderson wirkte skeptisch. »Ich würde den polnischen Botschafter gerne
kontaktieren, bevor ich Ihnen irgendwelche Gespräche in Aussicht stelle.«
    Göring sah ihn offen
an. »Falls Sie an der Echtheit dieses Dokuments zweifeln, warten Sie das
Ergebnis der Zusammenkunft zwischen Lipski und Ribbentrop ab. Die beiden
treffen sich um 18.30 Uhr. Dann werden Sie sehen, dass die Polen das Spiel bis
zum bitteren Ende ausreizen wollen.«
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Eure Exzellenz, aber ich bin
vorsichtig geworden. Ich weiß nicht mehr, welcher Weg wirklich gangbar ist,
was Sinn hat und was nicht. Entscheiden müssen es ohnehin andere. Ich werde
Lord Halifax von Ihrem Vorschlag unterrichten. Aber ich werde keine Empfehlung
abgeben.«
    Göring nickte. »Denken Sie daran, welche schrecklichen Folgen ein Krieg
zwischen Ihrem und meinem Land hätte. Ich müsste meiner Luftwaffe den Befehl
geben, England zu bombardieren, und das täte ich äußerst ungern, glauben Sie
mir.«
    Henderson antwortete ohne eine Spur von Ironie. »Wahrscheinlich würden Sie
auch mich unter Trümmern begraben.«
    Göring konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. »Das wäre höchst
bedauerlich. Aber wenn es so weit käme, würde ich persönlich ein Flugzeug nach
England steuern und einen Kranz über Ihrem Grab abwerfen. Mein
Flieger-Ehrenwort.«
     
    30.
    Berlin
    31. August Englische Botschaft, Abend
    Forbes klappte sein Notizbuch zu. In der vergangenen Stunde war er mit Dahlerus
in seinem Arbeitszimmer noch einmal die Ereignisse der letzten Tage
durchgegangen, um die wesentlichen Aspekte

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