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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er hoffte, dass sie Erfolg haben würden mit
ihrem Befreiungsplan. Normalerweise war es ihm egal, ob er bei einem Auftrag
mit dem Leben davonkam. Diesmal aber ging es um andere. Er durfte nicht
versagen. Alles hing davon ab, dass er sich keine Schwächen erlaubte.
    Das Seil ruckte dreimal. Er nahm das lose Ende und knotete es um seinen
Oberkörper. Dann kroch er, die Tasche vor sich herschiebend, in den Schacht.
Der Lufteinlass verlief in einem spitzen Winkel zur Oberfläche, um bei einem
Angriff auf das Gebäude möglichst nicht von Trümmern verschüttet zu werden und
eine Versorgung mit Sauerstoff zu garantieren. Krauss robbte Zentimeter für
Zentimeter durch den engen Schacht. Die Luft war stickig, es roch nach Erde.
    So ähnlich musste es sich anfühlen, begraben zu sein, dachte Krauss.
Endlich Ruhe, endlich Frieden. Er versuchte, den Gedanken auszublenden. Der
Junge brauchte ihn.
    Krauss zog sich weiter durch den Schacht. Ein paar Meter vor sich sah er
ein Licht blinken. Es war Oda mit ihrer Taschenlampe. Krauss erreichte die
Öffnung in den Bunker. Sie war etwa zwei Meter über dem Fußboden. Oda nahm ihm
die Tasche ab. Sie sprach sehr leise. »Lass dich vorsichtig nach vorne gleiten.
Ich helfe dir.«
    »Danke. Aber ich mache das lieber alleine. Leuchte auf den Boden.«
    Er rutschte mit ausgestreckten Armen nach vorne, hielt sich nur mit den
Füßen im Schacht. Dann ließ er los und rollte sich auf dem harten Fußboden ab.
    Oda zog ihn auf die Beine. »Alles in Ordnung?«
    Krauss nickte.
    »Dann los.« Oda leuchte mit der Taschenlampe nach vorne. »Da lang.«
    »Einen Moment.« Krauss nahm seine Walther aus der Tasche, zog den
Ladeschlitten durch. »Fertig.«
    Oda ging los, Krauss folgte. In dem noch unfertigen Trakt herrschte
vollkommene Dunkelheit. Außerhalb des schmalen Lichtkegels der Taschenlampe
konnte Krauss rein gar nichts erkennen. Ab und zu streifte der Lichtstrahl die
unverputzten Wände. Überall standen Gerätschaften herum, Eimer, Leitern,
Werkzeug. Es war ein abweisender, unwirklicher Ort.
    Er hielt sich eindeutig zu oft an solchen Plätzen auf, dachte Krauss.
Irgendwann würde er nicht mehr unterscheiden können - dann hätte sich die Welt
in einen unwirklichen Ort verwandelt.
    Oda schaltete die Taschenlampe aus und blieb stehen. Sie flüsterte. »Ab
hier müssen wir extrem vorsichtig sein. Wir sind kurz vor dem Zugang zum
mittleren Bunker.«
    Zuletzt sei der Eingang zum Rohbau nur mit Tüchern
verhängt gewesen, hatte ihm Oda versichert. Schließlich wurde fast jeden Tag in
dem Trakt gearbeitet. Niemand rechnete damit, dass von dort Gefahr drohen
könnte.
    Oda und Krauss tasteten sich vorsichtig vorwärts. Der Eingang musste hinter
der nächsten Ecke liegen. Krauss sah einen schwachen Lichtschein, tippte Oda
an. Sie hatte es längst registriert. Leise betraten sie den Gang. Nur drei
Meter vor ihnen hingen weiße Tücher von der Decke bis zum Boden. Das Licht der
Lampen aus dem Hauptgang schimmerte durch die Lappen hindurch. Genauso wie der
Umriss eines Mannes. Der offene Durchgang zum Rohbau wurde bewacht. Krauss war
erleichtert, dass der Soldat sie nicht sehen konnte, solange er im Licht
stand. Oda nahm ihre Luger. Krauss legte einen Zeigefinger auf seine Lippen. Er
trat vorsichtig an die Tücher heran und lupfte eine Seite. Der Gang vor ihm war
leer, der Wachposten stand mit dem Rücken zu ihm. Krauss ging einen Schritt
zurück, zielte mit der schallgedämpften Walther auf den Kopf des Mannes und
drückte ab. Es gab ein dumpfes Plopp, und die Wache fiel um. Oda lief mit der
Luger im Anschlag an Krauss vorbei in den Haupttrakt. Sie hatten vorher alles
besprochen. Oda würde in den Kommandoraum eindringen. Von dort ließen sich
alle Räume überwachen und alle Türen ver- und entriegeln. Ohne die Herrschaft
über die Kommandozentrale waren sie hier unten verloren. Krauss musste die
Wachposten ausschalten.
    Er schulterte die
Tasche und ging weiter. Zwei Türen weiter musste der Schlaf- und
Aufenthaltsraum für die Mannschaft sein. Bevor er die Tür erreichte, schwang
sie auf. Ein Soldat kam heraus. Krauss umklammerte seinen Hals mit dem linken
Arm, zog ihn ruckartig zurück und stieß ihm den Lauf der Walther in den Rücken.
Ein zweiter Mann tauchte auf, riss entsetzt die Augen auf. Krauss schoss. Die
Kugel durchschlug den Körper der Wache, die Krauss an sich drückte, und
klatschte dem zweiten Soldaten in die Brust. Der Mann taumelte. Krauss ließ
seine plötzlich kraftlose Wache auf den

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