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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon einmal Zeuge
dieser Verwandlung gewesen, und der Ablauf schien sich zu wiederholen. Hitler
hackte mit den Armen durch die Luft, als habe er spastische Anfälle, und schrie
unvermittelt in den Raum.
    »Wenn England ein Jahr kämpfen will, so werde ich ein
Jahr kämpfen; wenn England zwei Jahre kämpfen will, so werde ich zwei Jahre
kämpfen.«
    Dahlerus trat
einen Schritt zurück, aber Hitler nahm nichts mehr wahr. Seine Stimme
überschlug sich fast, seine geballte Faust drohte der Zimmerdecke. »Wenn
England drei Jahre kämpfen will, werde ich drei Jahre kämpfen ...«
    Hitler schluckte, holte Luft und schrie, beugte sich dabei wie von einem
Krampf geschüttelt nach vorne, so dass seine geballte Faust beinahe den Boden
berührte.
    »Und wenn es nötig sein wird, werde ich zehn Jahre
kämpfen!«
    Dahlerus sah entsetzt, dass Göring sich von dem Schauspiel abgewandt hatte.
Nicht einmal der zweite Mann des Reiches konnte Hitlers wahnwitzige Ausfälle
körperlich ertragen. So weit war es also gekommen. Nur zog keiner Konsequenzen
daraus. Deutschland wurde von jemandem regiert, der nicht mehr zurechnungsfähig
war, und die gesamte Führungselite ließ es geschehen. Es war zum Verzweifeln.
Mit Hitler an der Spitze des Deutschen Reiches würde Europa in Flammen
aufgehen. Göring musste dies sehr wohl bewusst sein, aber er unternahm nichts,
um an die Stelle des Führers zu treten. Stattdessen sonnte er sich in dessen
Gunst. Dabei hatte der Feldmarschall oft genug erlebt, wie die Laune Hitlers
von einer Sekunde auf die andere umschlug, er mit einem Federstrich alles
zunichte machte. Wer auf das Wohlwollen des Führers setzte, war verloren.
    Jemand anderes musste an seinen Platz treten, jemand von gesunder
Geisteskraft. Würde Göring dafür den Mut aufbringen, würde er stark genug sein?
Dahlerus bezweifelte es. Für einen Augenblick dachte er an Hitlers leiblichen
Sohn, dessen Zieheltern er in London vor Görings Häschern gewarnt hatte. Nicht
auszudenken, was dem Jungen blühte, geriete er in die Hände dieser irren
Menagerie. Dahlerus beruhigte sich mit dem Gedanken, richtig gehandelt zu
haben.
    Hitler hatte
schon seit einer Weile nichts mehr gesagt. Schweigend stand er vor dem
Fenster, kehrte den beiden anderen Männern den Rücken zu.
    Göring räusperte sich. »Mein Führer, wenn es Ihnen
recht ist, würden wir uns gerne verabschieden.«
    Es kam keine Antwort. Göring fasste es als Signal zum Aufbruch auf und
nickte Dahlerus auffordernd zu. Die beiden Männer gingen zur Tür. Gerade als
der Schwede den Raum verlassen wollte, ertönte Hitlers Stimme. Er sprach, ohne
sich umzudrehen.
    »Leben Sie wohl, Herr Dahlerus. Und grüßen Sie Ihre Frau recht lieb von
mir.«
     
    33.
    Berlin
    September Schein-Carinhall, Mittag
    Göring schritt die Reihe der Leichen ab, die vor ihm auf den Boden lagen.
Die ersten Toten des Krieges, schoss es ihm durch den Kopf. Zumindest würde er
ihr Ableben so den Angehörigen verkaufen. Tatsächlich ging das Massaker auf
das Konto von Oda und Richard Krauss. Die beiden hatten geschafft, was er nie
für möglich gehalten hätte, nämlich in Schein-Carinhall einzudringen und die
halbe Mannschaft zu erledigen. Insgesamt gab es dreizehn Opfer zu beklagen,
darunter die Insassen eines Kübelwagens, auf Patrouille zerfetzt von zwei
Handgranaten. Unter den Toten war auch Bensler, vor dessen Körper Göring
verharrte. Mit Abscheu betrachtete er die schwammige Gestalt, die seiner nicht
unähnlich war. Bensler hatte ihm nicht getraut und den Jungen irgendwo
untergebracht. Das alleine überraschte Göring nicht. Er an seiner Stelle hätte
wohl auch versucht, sich abzusichern. Aber die Tatsache, dass der Sohn Odins
nicht mehr lebte, bereitete dem Feldmarschall Sorgen. Krauss hätte Bensler
niemals getötet, wenn er nicht den Aufenthaltsort des Jungen wüsste.
Andererseits konnte sich Göring nicht vorstellen, dass Bensler geredet hatte.
Das wäre ja geradezu fahrlässig dumm.
    Göring wandte seinen Blick ab. Wie auch immer es gelaufen war, er musste
davon ausgehen, dass Oda und Krauss den Jungen befreit hatten. Die beiden zu
finden würde nicht leicht werden. Er schloss sogar die Möglichkeit nicht aus,
dass sie entkommen könnten.
    Innerlich aufgewühlt verließ der Feldmarschall den noch unfertigen
Bunkertrakt, in dessen kühlen Räumen die Leichen lagerten. Über den Teil der
Anlage waren Krauss und Oda eingedrungen. Göring verfluchte seine Nichte,
deren Kenntnisse und Fähigkeiten viel

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