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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diametral entgegengesetzt zu seiner eigenen. Außerdem
bezweifelte er, dass Görings nun offizieller Nimbus als Stellvertreter Hitlers
irgendetwas an der verfahrenen Situation ändern würde. Dahlerus äußerte seine
Skepsis unverhohlen. »Deutschland hat Macht vor Recht gesetzt, Eure Exzellenz.
Statt Worten lassen sie Waffen sprechen. Sie wollen Polen mit Gewalt in die
Knie zwingen. Wer glaubt Ihnen noch, wenn Sie von Frieden sprechen? Wenn es Ihnen
ernst damit wäre, hätten Sie so viele Gelegenheiten gehabt, es zu beweisen. Nun
ist es zu spät.«
    Görings gute Laune war unerschütterlich. »Das aus
Ihrem Munde? Sie predigen mir doch immer, dass es nie zu spät ist. Die Hoffnung
stirbt zuletzt, mein lieber Dahlerus, das gilt auch im Krieg.«
    Der Schwede verzog keine Miene. »Meine Hoffnung ist nur noch ein Funke, und
auch der verglimmt allmählich. Arrangieren sie ein Treffen zwischen englischen
und deutschen Regierungsvertretern, wie ich es Ihnen heute Morgen empfohlen
habe. So verhindern Sie vielleicht das Schlimmste.«
    »Glauben Sie wirklich, dass die Engländer bereit sind, mit uns eine
Vereinbarung zu treffen? Nach allem, was vorgefallen ist?«
    Dahlerus breitete die Arme aus. »Ich weiß es nicht, Eure Exzellenz, aber
ich hoffe es. Wenn Sie sich zusammensetzen und vernünftig miteinander reden,
will ich es nicht ausschließen. Natürlich werden Sie Zugeständnisse machen
müssen. Ohne ein Entgegenkommen von deutscher Seite werden sich die Engländer
auf nichts einlassen.«
    Göring neigte den Kopf. »Würden Sie uns weiter behilflich sein, ein Treffen
zustande zu bringen, mein lieber Dahlerus? Sie genießen Chamberlains Vertrauen,
er hört auf Ihren Rat. Ohne Sie wird es nicht funktionieren.«
    Der Schwede sah ihn streng an. »Selbstverständlich können Sie auf mich
zählen. Mir geht es um die Menschen in Europa, und ich werde sie nicht im Stich
lassen, wenn es hart auf hart kommt. Aber ehrlich gesagt, Eure Exzellenz, weiß
ich nicht, ob ich auf Sie zählen kann.«
    »Ich kann Sie verstehen, doch ich versichere Ihnen, dass ich weiter an
einer friedlichen Lösung interessiert bin.« »Dann verhandeln Sie.«
    »Ich werde es mit dem Führer beraten und Sie danach dazuholen.«
     
    Zum zweiten Mal in einer Woche stand der Schwede nun persönlich vor Adolf
Hitler, und er nahm sich vor, dies nicht zur Gewohnheit werden zu lassen.
Schon allein, weil es anstrengend war, nicht durch die Nase zu atmen, um die
von Hitlers Mundgeruch verpestete Luft nicht riechen zu müssen. Der Führer
wirkte fahrig, die Haare hingen ihm strähnig in die Stirn. Er trug einen grauen
Uniformrock und schwarze Stiefel, seine Feldkluft.
    Als der Deutsche ihn begrüßte, erschrak Dahlerus - Hitlers Hand war
eiskalt. Er sprach, ohne den Schweden anzusehen. »Ich möchte Ihnen für Ihre
unermüdliche Bereitschaft danken, eine Verständigung zwischen dem englischen
und dem deutschen Volk herbeizuführen. Dass es missglückt ist, liegt nicht an
Ihnen. Das müssen die Engländer ganz allein auf ihre Kappe nehmen. Sie haben
den Frieden hintertrieben, weil sie keinen Frieden wünschen. England fürchtet,
seine Vormachtstellung zu verlieren. Hier geht es nur um Machtpolitik. Wer wen
dominiert. Und Deutschland ist nicht mehr bereit, sich dominieren zu lassen.
Die Zeiten sind vorbei.«
    »Das sehe ich anders...«, wagte Dahlerus einzuwenden.
    Hitler schnitt
ihm das Wort ab. »Das weiß ich. Aber Sie wissen nicht, was ich weiß. Dass es
nämlich in der Natur der Engländer liegt, nach der Macht zu streben. Entweder
man unterwirft sich oder nicht. Sehe ich so aus, als ob ich mich unterwerfe?
Nein, so sehe ich bestimmt nicht aus. Ich sehe aus wie jemand, der den
Engländern die Stirn bietet. Die Zeit der Verhandlungen ist vorbei, Herr
Dahlerus, ein Ausgleich zwischen unseren Völkern nicht mehr möglich.«
    Göring mischte sich ein. »Die Polen haben uns keine Wahl gelassen. Wir
mussten mit unseren Truppen vorrücken, das war ein Akt der Selbstverteidigung.«
    Hitler hob eine
Hand, der Feldmarschall verstummte. »Jetzt gibt es keinen Weg zurück mehr. Ich
werde den Widerstand des polnischen Volkes brechen und es vernichten. Wenn die
Engländer verhandeln wollen, bin ich dazu bereit. Wenn sie den Fehler begehen
und gegen mich zu Felde ziehen, bin ich auch darauf vorbereitet. Sie werden
teuer dafür bezahlen.«
    Dahlerus
beobachtete, wie sich Hitlers Miene verfinsterte, wie er sich nach innen
wandte, völlig auf sich selbst bezogen. Der Schwede war

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