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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mitglied in der SA.«
    »SA?«
    »Hitlers Sturm-Abteilung. Bereit für den Sturm auf die dreckigen
Franzosen, die unser Land in den Ruin treiben. Und für den Sturm auf die
Regierung, die dies alles einfach so geschehen lässt.« Edgar hatte sich
ruckartig zu ihm herumgerollt. »Ich sage dir eins, Brüderchen. Es ist besser,
wenn auch du von Beginn an dabei bist. Denn wenn es nachher ans Heulen und
Zähneklappern geht, stehst du besser auf der richtigen Seite. Und stell dir
vor, wir beide, Schulter an Schulter, im Kampf gegen Deutschlands Feinde - wer
wollte sich uns entgegenstellen?«
    Für Deutschlands Wohlergehen in den Krieg zu ziehen, war Krauss damals
lächerlich erschienen, wo es ihnen doch gutging, französische Besatzer hin oder
her. Und was wollte ein Hitler mit seiner kleinen Privatarmee schon ausrichten?
Eine riesengroße Seifenblase war das, eine Kinderei von Erwachsenen, die den
Hals nicht vollkriegen konnten. Aber wenn es ihm die Möglichkeit bot, neben
seinem Bruder in den Kampf zu ziehen - wobei er sich eher eine Schulhofrangelei
als ein blutiges Gemetzel vorstellte -, dann bitteschön. Auf sie mit Geheul,
auf wen auch immer! Hauptsache, Edgar lief voran, und er war rechtzeitig zur
Stelle, um ihm die rettende Hand zu reichen. Was für ein Traum, der Retter
seines Bruders zu sein. Dafür lohnte sich jede Mühsal.
    Richard drehte sich auch auf die Seite, stützte seinen Kopf auf eine Hand.
»Hört sich nicht schlecht an. Gegen uns kommt keiner an, oder?«
    »Niemals. Gemeinsam sind wir unbesiegbar - und am Ende sind wir es, die
ganz oben stehen.«
    Krauss biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefer knackten. Zu sehr
schmerzte die Erinnerung. Damals, am See, hatte er zum letzten Mal die
Leichtigkeit des Lebens als etwas Selbstverständliches erlebt. Von da an hatte
sich der Schrecken in seinem Dasein eingenistet, musste er sich mit Blut,
Tränen und Tod auseinandersetzen. Edgar hatte ihn zwar in den Abgrund gerissen,
aber er hätte nein sagen, den Wahnsinn stoppen können. Doch er war selbst
schnell der Faszination des Faschismus erlegen, war glühend überzeugt gewesen
von einer kranken Ideologie. Dafür durfte er Edgar nicht verurteilen, zumal
der selbst noch ein halbes Kind gewesen war. Nicht deshalb hasste er ihn.
Krauss hasste ihn, weil er ihm das genommen hatte, was er über alles in der
Welt liebte, nachdem er aufgehört hatte, seinen Bruder zu lieben. Genauso gut
hätte Edgar ihn töten können. Dass er es nicht getan hatte, war ein Fehler, für
den sein Bruder bezahlen würde.
    »Sie müssen sich nicht heute entscheiden«, sagte Doyle von der Terrassentür
aus. Die Stimme zerriss den Nebel aus Schmerz und Schuld, in dem Krauss sich
für kurze Zeit verloren hatte. Er drehte sich zu Doyle um, suchte Augenkontakt.
Doyle wirkte müde, zerknittert, als ob er eine lange Reise hinter sich hätte
und wüsste, dass ihm keiner die Gelegenheit zum Ausruhen gewähren würde.
Selbst seine Stimme klang erschöpft. »Sollten Sie auf unsere Pläne eingehen,
schleusen wir Sie bei der nächsten Gelegenheit nach Deutschland ein. Lange
können wir nicht mehr warten, Hitler scheint zu allem entschlossen zu sein.
Drüben sind Sie dann auf sich alleine gestellt. Und so leid es mir tut: Sie
sollten besser nicht nach England zurückkommen. Selbstverständlich helfen wir
Ihnen, wo es geht. So lange kein Risiko besteht, dass wir mit Ihnen in
Verbindung gebracht werden können. Aber fliehen Sie bitte nach Australien oder
Tahiti. Oder wo Sie es sonst aushalten können. Nur nicht nach England ...«
    Krauss schnitt ihm mit einer schroffen Handbewegung das Wort ab. »Seien Sie
still, Doyle.«
    Der Brite schwieg, zog aber als Zeichen seiner Missbilligung die
Augenbrauen hoch.
    Krauss seufzte. »Entspannen Sie sich. Ich mach's.«
     
    5.
    Berlin
    22. August Carinhall, Vormittag
    Erregt verfolgte Hermann Göring die mächtige Zunge, die seinen nackten Fuß
abschleckte und dabei sorgfältig zwischen den Zehen entlangraspelte. Er müsste
sich mal wieder die Nägel schneiden lassen, dachte der Feldmarschall. Noch
besser gefiel ihm der Gedanke, Elsa könnte sie ihm zärtlich abknabbern. Ein
wohliger Schauer lief ihm den Rücken herunter.
    »Elsa, lass gut sein«, murmelte er, richtete sich auf und fasste der jungen
Löwin mit beiden Händen ins Fell. Das Tier verlagerte seine Aufmerksamkeit von
Görings Füßen sofort auf dessen Arme, versuchte sie spielerisch mit seinen
untertassengroßen Pfoten zu packen. Dabei biss es den

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