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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn
gestellt, nahm seine Hand. Er sah sie an. Seine Stimme klang belegt. »Es ist
noch nicht verloren.«
    Die beiden SS-Männer salutierten zackig vor dem Tisch
des Schweden. Dahlerus hatte nach der Ankunft im Berliner Hotel Esplanade seine
Sachen aufs Zimmer gebracht und sich in den Speiseraum begeben, um noch schnell
eine kleine Mahlzeit zu sich zu nehmen. An der Rezeption hatte er hinterlassen,
wo er zu finden sei. Nun also begrüßten ihn die beiden Uniformierten, und
einige Gäste an den Nebentischen verfolgten das Geschehen teils interessiert, teils
angespannt.
    »Herr Dahlerus?«
    »Ganz richtig.«
    »Würden Sie uns bitte folgen. Herr Göring erwartet Sie.« »Aber natürlich.«
    Dahlerus nahm noch einen Schluck Kaffee, griff sich den leichten Mantel,
den er über einen Stuhl geworfen hatte, und folgte den Soldaten nach draußen.
Eine Frau schaute ihn traurig an. Wahrscheinlich denkt sie, dass sie den
harmlos wirkenden Herrn nie mehr wiedersehen wird, vermutete er. Vor dem
Hoteleingang wartete eine schwarze Limousine - wie üblich bei Göring ein
Mercedes. Ein SS-Mann hielt ihm den hinteren Wagenschlag auf, der andere setzte
sich ans Steuer. Als der zweite zugestiegen war, ging die Fahrt los. Niemand
sprach ein Wort.
    Ziel ihrer kleinen Reise war die Schorfheide, ein ausgedehntes Waldstück
rund sechzig Kilometer vor Berlin, mit sanften Hügeln und idyllischen Seen.
Mitten darin lag Carinhall, Görings prächtige Residenz. Der Feldmarschall
hatte das Gebäude, einst eine im schwedischen Stil erbaute Jagdhütte, zu einem
pompösen Anwesen umbauen lassen; der Name sollte auf ewig an seine verstorbene
erste Frau Carin von Fock erinnern, deren Bildnisse das Haus schmückten und
deren Leichnam in einem nahe dem Hauptgebäude gelegenen Mausoleum zur letzten
Ruhe gebettet war. Dahlerus hatte dies immer als morbide empfunden, aber Göring
ging so selbstverständlich damit um wie mit seinen jungen Löwen, die zum Teil
frei auf dem Gelände herumliefen. Nicht zuletzt fühlte sich der Feldmarschall
so wohl in Carinhall, weil die Schorfheide mit ihrem reichen Rotwildbestand
ideale Jagdgründe bot; fast jeder seiner Gäste musste mit dem
Reichsjägermeister, denn auch diesen Titel hatte Göring inne, auf die Pirsch
gehen.
    Der Schwede hatte freilich anderes im Sinn als die Jagd. Nach einer guten Stunde
passierte der Wagen die äußere, stacheldraht-bewehrte Sicherheitszone des
Waldhofs, der nach zwei weiteren, schwer bewachten Schleusen zwischen den
Bäumen auftauchte. Überall rannten Arbeiter herum, machten sich an den Gebäuden
zu schaffen. Dahlerus wunderte sich, weil doch die Umbauten seiner Meinung nach
längst abgeschlossen sein mussten. Dann sah er, dass die Männer große Netze
schleppten und über mehrere Leitern verteilt auf die Dachfirste zogen. Teile
eines Hofflügels waren schon komplett verhängt. Der Wagen hielt vor dem Haupteingang.
    Dahlerus stieg aus. Wozu sollten diese Netze sonst dienen, wenn nicht dazu,
das Haus vor feindlichen Luftangriffen zu tarnen? Hier rüstete sich einer für
etwas, dessen Unausweichlichkeit anscheinend beschlossene Sache war. Dem
Schweden schnürte es für einen Moment die Kehle zu. War alles zu spät und er
nur hier, um die schlechten Nachrichten aus berufenem Munde zu hören?
    Die SS-Männer
begleiteten ihn zum Haupteingang, aber da kam Göring ihm bereits von dort
entgegen.
    »Willkommen,
willkommen, mein lieber Dahlerus. Was bin ich froh, Sie wohlbehalten hier zu
sehen. Es sind wohl zu viele Tage vergangen seit unserem letzten
Zusammentreffen.«
    »Zu meinem größten Bedauern, Herr Göring. Ich bin froh, dass Sie meine
Dienste weiter in Anspruch nehmen. Das macht mir Hoffnung.«
    »Aus diesem Grund habe ich Sie gerufen. Weil Sie den Glauben an die Sache
nicht verlieren. Genauso wenig wie ich. Leider befinden wir uns da nicht in so
guter Gesellschaft. Aber kommen Sie erst mal rein, das wollen wir doch nicht
hier draußen besprechen.«
    »Nur noch eine Frage, Herr Göring: Was geht hier vor? Wenn ich mich nicht
täusche, sind das Tarnnetze, die Sie da aufziehen lassen.«
    Göring setzte
eine missbilligende Miene auf. »Eine Vorsichtsmaßnahme. Leider. Der Lauf der
Ereignisse zwingt mich dazu. Aber das gehört zu den Dingen, die wir in Ruhe
diskutieren sollten.«
    Der Feldmarschall führte seinen Gast durch die
Eingangshalle in sein Arbeitszimmer. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen seine
Frau Emmy, die den Schweden freundlich begrüßte. In seinem Büro angekommen,
wies

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