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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abgebrochen seien.
    Es war zweiundzwanzig Uhr. Dahlerus sah den Rezeptionisten fragend an.
    »Technische Probleme?«
    Der Hotelangestellte zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt, ich weiß
es nicht. Aber ich vermute, die Sache hat einen anderen Hintergrund.«
    Dahlerus zögerte
einen Moment. »Geben Sie mir das Foreign Office.«
    Im Foreign Office herrschte - das war am Telefon nicht zu überhören - eine
angespannte Stimmung. Zwar konnte Dahlerus keine Details in Erfahrung bringen,
aber offensichtlich hatten die Deutschen am frühen Abend alle Verbindungen nach
England gekappt. Nach einigem Hin und Her erklärte man sich jedoch bereit, dem
Schweden zu helfen, und in der Tat gelang es, nach einigen Minuten eine
Verbindung in die Reichskanzlei herzustellen.
    General Bodenschatz war am Apparat. »Der Feldmarschall befindet sich
leider in einer wichtigen Besprechung, Herr Dahlerus. Ich glaube nicht, dass er
abkömmlich ist.«
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie es wenigstens versuchen würden, General
Bodenschatz. Herr Göring hat mir versichert, dass ich ihn jederzeit erreichen
kann. Ihnen dürfte die Dringlichkeit meines Anliegens bekannt sein.
Schließlich bin ich auch im Auftrag des Feldmarschalls hier in London
unterwegs.«
    Bodenschatz klang etwas mürrisch. »Schon gut, Herr
Dahlerus. Aber ich kann nichts versprechen.«
    Der General legte das Telefon beiseite, und Dahlerus hörte, wie sich
Schritte entfernten. Einen Moment war alles still, dann kamen die Schritte
zurück.
    »Mein lieber Dahlerus, gut, dass Sie anrufen.« Görings ernster Tonfall ließ
Dahlerus Böses ahnen.
    »Guten Abend,
Herr Göring. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber es scheint mir
etwas vorgefallen zu sein, was ich nicht so recht einzuordnen vermag. Noch vor
ein paar Stunden hatte ich den Eindruck, dass sich die Dinge zum Guten wenden,
und jetzt...«
    »Auch ich habe
daran geglaubt, Dahlerus, auch ich. Doch offensichtlich stehen wir beide
alleine da. Anderen scheint es herzlich egal zu sein, was auf dem Kontinent
passiert und ob das Leben vieler Menschen auf dem Spiel steht. Sei es, wie es
sei, ein Krieg scheint mir wahrscheinlicher denn je. Der Führer ist außer sich.
Wenn es nach ihm ginge, würde er wohl gleich jetzt losschlagen. Aber ich habe
ihm ins Gewissen geredet.«
    Dahlerus
verschlug es fast die Sprache. Nichts von dem, was Göring da erzählte, passte
zusammen. Und schon gar nicht zu dem Stand der Verhandlungen, wie er ihn
kannte.
    »Ich verstehe
nicht recht, wovon Sie sprechen, Herr Göring. Habe ich irgendetwas verpasst?
Ich dachte, Sie haben Henderson zu sich rufen lassen, um mit ihm zu klären, wie
sich die Lage entspannen lässt. Und jetzt wollen Sie aus heiterem Himmel losschlagen?
Ich bin fassungslos.«
    »Sie wissen nicht, was wir wissen. Die Briten haben sich einen Affront
geleistet. Während ihr sauberer Botschafter Henderson beim Führer herumschleimte,
unterschrieben sie den Beistandspakt mit den Polen. So etwas nennt man bei uns
Heuchelei. Aber nennen Sie es meinetwegen, wie Sie wollen. Tatsache ist, dass
die Briten gar nicht daran denken, einen friedlichen Weg zu beschreiten. Das
war ein deutliches Signal, und wir haben es gehört.«
    »Gut, davon habe
ich nichts gewusst, das gebe ich zu. Allerdings wissen Sie doch genauso gut
wie ich, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Die Engländer haben
stets deutlich gesagt, dass sie die Polen nicht alleine lassen und zu ihren
Vereinbarungen stehen. Jetzt haben sie diesen Vertrag eben unterzeichnet.
Verpflichtet gefühlt haben sie sich schon vorher.«
    »Das sagen Sie. Für mich sieht das eher so aus, als wollten die Briten
sagen, dass sie es leicht mit uns aufnehmen können. Dass sie in Europa das
Sagen haben und wir uns gefälligst danach richten sollen. Diese Unterschrift
ist eine Kampfansage.«
    »Es bestürzt mich, dass Sie so denken. Es muss doch möglich sein, dies
alles in einem Gespräch zu klären. Wenn Sie einfach die Tür hinter sich
zuknallen, werden Sie nie erfahren, welche Beweggründe dahinterstecken.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will.«
    Dahlerus suchte verzweifelt nach dem einen Argument, mit dem er die Mauer,
die Göring aufbaute, überwinden konnte. »Lassen Sie mich noch einen Anlauf
starten. Ich spreche mit Lord Halifax, vielleicht lässt sich alles aufklären.«
    Göring schwieg. Nach einigen Sekunden räusperte er sich. »Ich vertrauen Ihnen.
Probieren Sie es. Aber ich kann für nichts garantieren.«
    »Das

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