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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Göring, der wie meistens zu Hause mit seinem geliebten Lederwams und
Knickerbockern bekleidet war, auf eine kleine Sesselgruppe mit Tisch. Die
beiden Männer setzten sich, und Görings Kammerdiener servierte Kaffee und
Gebäck. Sofort stopfte sich der Feldmarschall einen Keks mit Schokoladenüberzug
in den Mund. Dahlerus nahm dies nur beiläufig wahr. Göring sprach mit vollem
Mund.
    »Lassen Sie mich es mal so formulieren, mein lieber Dahlerus. Es gibt
Kräfte in dieser Regierung, die lieber heute als morgen losschlagen würden.
Der Pakt mit Stalin spielt Hitler in die Hände, deckt seinen Rücken. Damit
fällt die große Sorge des Führers weg, sich an zwei Fronten aufzureiben.
Insofern haben sich die Dinge für uns sehr gut und für die Polen sehr schlecht
entwickelt. Trotzdem - und das meine ich ehrlich, mein lieber Dahlerus -
bedaure ich zutiefst, dass unsere kleine Konferenz nicht zustande gekommen ist.
Weil ich nach wie vor der Ansicht bin, dass wir mit den Engländern zu einer
Übereinkunft kommen können. Lassen wir Warschau und Berlin erst mal außen vor.
Interessanter ist die Achse London - Berlin. Da steckt einfach ungeheures
Potential drin. Aber die Briten müssen das ebenfalls erkennen und einen Schritt
auf uns zugehen, gerade in dieser neuen Konstellation mit Russland. Und da
kommen Sie wieder ins Spiel, Dahlerus, mit ihren hervorragenden Kontakten. Sie
haben direkten Zugang zu allen entscheidenden Stellen.« Göring setzte eine
ernste Miene auf. »Ganz ehrlich, Dahlerus, ich vertraue Ihnen da etwas an, was
nicht für andere Ohren bestimmt ist. Aber ich halte diesen Ribbentrop und sein
Auswärtiges Amt weder für willens noch in der Lage, mit den Engländern ins Gespräch
zu kommen. Auswärtiges Amt - dass ich nicht lache. Ich nenne es gern Unfähiges
Amt, fragen Sie Emmy. Ribbentrop ist der Unfähigste von allen. Dass er jetzt
bei Stalin punkten konnte, hat er allein mir zu verdanken. Meine Idee war das,
ihn da hinzuschicken, allein meine Idee.« Der Feldmarschall räusperte sich.
»Aber das spielt ja keine Rolle. Tatsache ist, dass ich Sie in England als
Vermittler brauche. Noch ist es nicht zu spät, den Weltenbrand aufzuhalten.«
    Dahlerus nahm
dies zunächst schweigend zur Kenntnis, hin- und hergerissen zwischen dem
Wunsch, den Frieden zu bewahren, und der Sorge, als willfähriges Werkzeug
missbraucht zu werden. Doch er konnte nicht aus seiner Haut. Er erklärte sich
bereit, in London erneut versuchen zu wollen, die Briten von den friedlichen
Absichten der deutschen Regierung zu überzeugen. Göring freute sich über die
Hilfsbereitschaft des Schweden, nötigte ihm mehrere Kekse auf und verkündete,
ihn persönlich zurück nach Berlin zu bringen. Dort wollte er erst den
polnischen Botschafter Lipski treffen, um mit ihm über mögliche Wege aus der
Krise zu sprechen. Später am Nachmittag stand eine Besprechung mit Hitler und
Ribbentrop auf dem Programm. Der Außenminister wurde heute aus Moskau
zurückerwartet und sollte die ausgehandelten Details des neuen Vertrags
erläutern.
    Gegen sechzehn
Uhr brachen die beiden Männer auf, Göring hatte extra sein zweisitziges
Cabriolet vorfahren lassen, um den schönen Tag zu genießen. Zum wiederholten
Male wunderte sich Dahlerus darüber, wieso der Feldmarschall nicht entschiedener
für den Frieden eintrat. So, wie sich die Dinge augenblicklich entwickelten,
musste Göring damit rechnen, dass die unbeschwerten Tage bald verbraucht
waren. Die Tarnnetze, mit denen er Carinhall zu schützen versuchte, sprachen
eine deutliche Sprache. Trotzdem redete er während der Fahrt nach Berlin
unverdrossen auf Dahlerus ein, schilderte wieder und wieder das aus Sicht der
Deutschen unerträgliche Verhalten der Polen. Der Schwede mochte es nicht mehr
hören, machte aber eine interessierte Miene. Selbst im dichten Getümmel des
Berliner Stadtverkehrs plapperte der Feldmarschall munter weiter, wenn auch
deutlich weniger konzentriert.
    Als er den Wagen an einer roten Ampel stoppen musste, erkannten ihn
mehrere Passanten, die die Straße überquerten und winkten ihm begeistert zu.
Göring winkte zurück.
    Dahlerus staunte. »Die Menschen mögen Sie.«
    Göring lächelte breit. »Haben Sie daran gezweifelt?«
    »Das nicht, aber offensichtlich nehmen Ihnen die Leute
nicht übel, dass Sie sie in einen neuen Krieg hineinziehen wollen. Sonst würden
sie Ihnen vielleicht ins Gewissen reden.« »Sie vertrauen mir.«
    Dahlerus sah ihn ernst an. »Enttäuschen Sie diese Menschen

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