Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auch ich war gestern total
konsterniert. Es sah so aus, als hätten wir einen entscheidenden Durchbruch
erzielt, und dann das. Ich habe am späten Abend noch mit Göring telefoniert.
Seine Reaktion sagt mir, dass die Lage ernst ist. Die Deutschen bluffen meiner
Meinung nach nicht. Hitler ist zu allem fähig.«
    Halifax sah ihn ernst an. »Das denken wir auch. Sonst hätten wir anders
reagiert.«
    Dahlerus sammelte all seinen Mut zusammen. »Sehen Sie, ich würde gerne
einen Vorschlag äußern. Bei allem Respekt Ihnen und Ihrer Regierung gegenüber
und im Bewusstsein dessen, dass ich als Privatmann, der die Dinge natürlich aus
einer sehr eingeschränkten Perspektive betrachtet, Ihnen nicht wirklich etwas
raten kann, möchte ich trotzdem eines loswerden: Meiner Ansicht nach besteht
eine kleine Chance, das Schlimmste zu verhindern. Schreiben Sie einen
persönlichen Brief an Göring. Wenn einer dem Krieg ablehnend gegenübersteht,
dann ist er das - aus vielerlei Gründen. Ich glaube, diesen Mann bis zu einem
gewissen Grad zu kennen, und wenn ich seine Motive auch nicht alle durchschaue,
so hat er mir doch den Eindruck eines Mannes vermittelt, der den Krieg zwar als
Druckmittel einsetzt, aber eigentlich verabscheut. Natürlich könnte ich mich
irren, ich sehe jedoch keinen anderen Weg. Wenn Sie Göring einen Brief schreiben,
in dem Sie den aufrichtigen Wunsch formulieren, zu einem gegenseitigen
Übereinkommen zu gelangen, wird der Feldmarschall vielleicht auf Hitler
einwirken. Ich wäre bereit, diesen Brief persönlich zu überbringen.«
    Halifax starrte auf einen Punkt auf seinem Schreibtisch und sagte erst mal
nichts. Nach einigen Sekunden, die sich für Dahlerus wie Minuten anfühlten,
brach er das Schweigen.
    »Vielleicht haben Sie recht. Aber ich muss das mit Chamberlain besprechen.
Wenn Sie hier warten würden.«
    Dahlerus nickte,
der Außenminister erhob sich und verließ das Zimmer.
    Nach einer halben Stunde kehrte er zurück, setzte sich an seinen Platz,
zog eine Schublade auf und nahm einen Bogen Briefpapier heraus. Bevor er den
Stift ansetzte, sah er Dahlerus an.
    »Einen weiteren Versuch wird es nicht geben, Herr Dahlerus.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Herr Außenminister.«
     
    Spencer fuhr Dahlerus zum Flughafen nach Croydon. Englands
Luftfahrtminister Sir Kingsley Wood hatte veranlasst, den fahrplanmäßigen Flug
nach Amsterdam so lange festzuhalten, bis der Schwede an Bord war.
    In Amsterdam musste er dann in eine Maschine nach Berlin umsteigen.
    Seit Lord Halifax
den Brief verfasst hatte, fühlte sich Dahlerus besser. Zumindest gab es etwas,
woran er sich klammern konnte, denn das Schreiben, das ihn der Außenminister
hatte lesen lassen, bemühte sich in freundlichen, offenen Worten um ein
gegenseitiges Einvernehmen. Dahlerus konnte es kaum abwarten, den Brief Göring
in die Hand zu drücken; der lange und umständliche Flug quälte ihn im
Vorhinein.
    Nach einer Stunde hatten sie Croydon erreicht.
    Dahlerus wurde sofort auf das Rollfeld gebracht, die übrigen Passagiere
warteten schon über eine Stunde in der Maschine. Während Dahlerus zu seinem
Platz ging, entschuldigte er sich nach links und rechts. Mehr als ein
abfälliges Murmeln erntete er dafür nicht. Kaum hatte er sich hingesetzt,
rollte das Flugzeug los. Der Schwede schnallte sich an und lehnte sich zurück.
Er war wieder im Spiel.
    Aus einem Impuls heraus drehte er den Kopf zur Seite und musterte seinen
Nachbarn auf der anderen Seite des Gangs. Ein gut aussehender Mann in den
Dreißigern, das Gesicht vielleicht etwas streng, die Haare leuchtend blond. Im
Profil wirkte sein Kiefer wie mit dem Lineal gezogen. Ein Deutscher, wie er
deutscher nicht sein könnte, dachte Dahlerus unwillkürlich. In diesem Moment
drehte ihm der Mann das Gesicht zu - er hatte wohl gespürt, dass er beobachtet
wurde. Die Blicke der beiden Fluggäste trafen sich kurz. Die wässrig blauen
Augen des Deutschen musterten ihn kalt, und mit einem Mal stieg die Furcht vor
der Zukunft wieder in Dahlerus hoch. Elisabeth hatte ihn gewarnt. Wer sich
unter Mörder begab, durfte nicht mit Gnade rechnen.
     
    7.
    Berlin
    26. August Hotel Esplanade,
Vormittag
    Richard Krauss lockerte seine Krawatte und sah hinaus auf die Stadt. Das
Hotel Esplanade thronte im Herzen Berlins, sein Blick schweifte über den
baumreichen Tiergarten bis hinüber nach Moabit. Östlich von ihm, durch das
Hotel verdeckt, lagen Ku'damm und Kurfürstenstraße, direkt vor ihm befand sich
das Lützowufer. Dank

Weitere Kostenlose Bücher