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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weiß ich. Nehmen Sie trotzdem den Rat eines friedliebenden Schweden
an: Überstürzen Sie nichts.«
     
    Nachdem Dahlerus seinen britischen Freunden das Gespräch mit Göring
skizziert hatte, herrschte betretenes Schweigen.
    Spencer löste sich als Erster aus der Starre. »Das ist so was von verlogen.
Die Deutschen haben gewusst, dass dieser Vertrag unterzeichnet wird. Oder haben
sie ernsthaft damit gerechnet, dass wir darauf verzichten und Hitler einfach so
gewähren lassen? So dumm kann niemand sein. Oder vielleicht doch?«
    Renig schüttelte den Kopf. »Für mich sieht das nach einem Plan aus. Das ist
alles vorgeschoben, dass sie nicht gewusst haben wollen, dass die Unterzeichnung
bevorsteht. Die Deutschen wollten immer den Krieg und suchten nur nach einem
Grund, weshalb es sich nicht lohnt, mit uns über den Frieden zu diskutieren.«
    »Ich verstehe nicht, was Hitler dabei gewinnt. Es müsste ihm eigentlich am
Frieden mit England gelegen sein. Wer will sich denn mit allen seinen Nachbarn
gleichzeitig streiten? Er kann nur verlieren. Mir ist das ein Rätsel. Kannst du
uns das erklären, Birger?«
    Der Schwede war
jedoch genauso ratlos wie seine Freunde. Was sollte er ihnen sagen? Er fühlte
sich als Spielball der Mächtigen in einem Match, dessen Ausgang festzustehen
schien und das zu beeinflussen er nicht in der Lage war. Nur eines ließ ihn
nicht komplett verzagen: Er wusste um Görings wankelmütiges Wesen. Schon jetzt
konnte er seine Meinung wieder geändert haben und Verhandlungen für den
einzigen Weg aus der Krise halten. Göring war das Scharnier, mit dem sich
Hitler und dessen Positionen vielleicht drehen ließen. Dort mussten sie
ansetzen, wenn sie noch irgendetwas ausrichten wollten. Es war nicht viel, was
Dahlerus wusste, aber dieses Wenige trug mit dazu bei, dass die Männer den
Glauben an ihre Sache nicht ganz verloren. Wenn es auch an diesem Abend so
aussah, als stehe der Krieg vor der Tür.
     
    Am Morgen des 26. August, einem Samstag, stand England unter Schock. Die
Zeitungen berichteten davon, dass ein Krieg mit Hitler wohl unvermeidlich sei
und Premierminister Chamberlain über Nacht die Streitkräfte alarmiert habe.
Über das Radio wurde in regelmäßigen Abständen die bevorstehende Mobilmachung
der Armee verkündet. Wenn die Menschen auch nicht in Hektik verfielen, so ließ
sich doch an ihren bedrückten Gesichtern ablesen, was ihre Herzen bewegte. Das
von vielen befürchtete schlimmste Szenario war eingetreten, der Hetzer Adolf
Hitler war nicht zu beschwichtigen gewesen. Großbritannien drohte in eine
neuerliche, verheerende Katastrophe zu schlittern. Dahlerus ließ sich von der
Stimmung anstecken, die sich wie ein hochinfektiöser Virus in Windeseile auf
der Insel verbreitet hatte. Züge fielen aus oder verspäteten sich, Flüge wurden
gestrichen, der Autoverkehr in der Londoner Innenstadt brach teilweise zusammen.
Das Land reagierte mit Schüttelfrost auf die Seuche Krieg.
    Der Schwede rannte wie ferngesteuert durch sein Hotelzimmer, angetrieben
von dem Willen, sich gegen das Unabwendbare zu stemmen. Ein weiteres
Telefongespräch mit Göring schien ihm wenig sinnvoll, weil es nichts Neues zu
erzählen gab. Seiner Ansicht nach besaß nur eine Strategie minimale
Erfolgsaussichten: Er musste die englische Regierung davon überzeugen, dass
sie den Deutschen noch einmal ihre Gesprächsbereitschaft signalisierte. Die
einzige Adresse, die dafür in Frage kam, hieß Downing Street Nr. 10.
    Dahlerus packte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg.
    Am Regierungssitz
wurde der Schwede in das Büro des Chefs des Central Department, Collin Roberts,
geführt. Dahlerus schilderte seinen dringenden Wunsch, mit Lord Halifax
sprechen zu dürfen, und musste sich eine halbe Stunde gedulden, bis Roberts ihn
in das Zimmer des Außenministers geleitete. Halifax begrüßte den Schweden
höflich.
    »Guten Morgen, Herr Dahlerus. Ich dachte, Sie hätten sich schon nach
unserem letzten Gespräch auf den Weg nach Hause gemacht.«
    »Nun, eigentlich hatte ich auch vor, heute zurück nach Stockholm zu
fliegen. Die Ereignisse zwingen mich, noch mal bei Ihnen vorzusprechen.«
    »Sie meinen Hitlers überzogene Reaktion auf die Ratifizierung des
Beistandspaktes? Das war für uns allerdings ein Schlag ins Gesicht. Wir haben
gestern Nachmittag erstmal ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut. Aber wie
Sie mittlerweile sicher gemerkt haben: Wir sind vorbereitet.«
    »Das ist nicht zu übersehen. Glauben Sie mir,

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