Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
es
verschlungen vom gierigen Strudel der Geschichte. Nur wenig kratzte am
imposanten Bild, das Göring hier und heute abzugeben glaubte und das er noch gesteigert
wähnte durch den an ihn persönlich gerichteten Brief des englischen
Außenministers. Die forschenden Blicke des Schweden interpretierte er als
bewundernd, als Anerkennung seiner Fähigkeit, entschlossen zu handeln. Es
waren die ängstlichen Augen Europas, die da auf ihm ruhten. Er war ihre letzte
Hoffnung.
    Alles lief rund, ganz anders als noch ein paar Tage zuvor, als Hitler ihn
am Telefon angeschnauzt hatte wegen seiner angeblich so dummen Vorschläge. Jetzt
war er wieder obenauf. Und zwar in jeder Hinsicht. Erst gestern war Emmy,
nachdem sie die kleine Edda versorgt hatte, zu ihm ins Bett geschlichen.
Liebevoll wie seit Wochen nicht mehr hatte sie ihm den Wanst gekrault, lüstern
geschnurrt und ihn als hungrigen Löwen bezeichnet. Sie wusste, dass ihm das
gefiel, und ihr schauspielerisches Talent reichte allemal aus, das
unterwürfige Kätzchen zu mimen. Er hatte sie von hinten genommen, kräftig in
sie hineingestoßen, bis sie vor Vergnügen jaulte. Dabei war ihm immer wieder
das Bild von Elsa durch den Kopf geschossen, was ihn nur noch mehr anstachelte.
Am Ende hatte er sich großartig gefühlt, so komplett, so vollkommen, wie ein
Herrscher der Savanne sich nicht vollkommener fühlen konnte. Dieser Schwung
hatte maßgeblich zur Wahl seiner Garderobe am nächsten Morgen beigetragen, und
er begleitete ihn den ganzen Tag über. Selbst Hitlers mürrisches Gesicht drang
nicht durch diesen Panzer aus Selbstzufriedenheit, und er meinte sogar, mit
seinen sensiblen Antennen beim Führer eine diffuse Unsicherheit
herauszufiltern, was seine Person betraf. Den Feldmarschall überraschte das
nicht, war er für seinen Parteichef doch so wichtig wie in den ersten Monaten
nach der Machtübernahme, als Hitler ihn dafür Sorge tragen ließ, dass das Land
nicht im Chaos versank. Wieder drohte alles aus dem Gleichgewicht zu geraten,
und wieder war er zur Stelle. Mit einem entscheidenden Unterschied: Er wusste
zwar, was Hitler von ihm erwartete. Aber er war sich unschlüssig, ob das der
richtige Weg war. Ihn interessierte weniger die Frage von Krieg und Frieden.
Ihm ging es um die Macht. Sie zu erhalten, am besten aber zu vermehren war sein
ganzes Bestreben. Birger Dahlerus sollte ihm dabei helfen.
    Nachdem er endlich in Görings Zug in Friedrichswalde angekommen war, hatte
Dahlerus zwei Stunden auf ihn eingeredet, bevor er endlich Lord Halifax' Brief
hervorzauberte. Woher der Schwede dieses Sendungsbewusstsein nahm, war Göring
schleierhaft. Er an seiner Stelle hätte sich nach Stockholm in sein Häuschen
zurückgezogen und abgewartet. Selbst im schlimmsten Fall rechnete Göring kaum
mit mehr als ein paar Monaten Krieg. Sollten die Briten sich einmischen, würde
es eben ein paar Wochen länger dauern. Nichts, was sich nicht aussitzen ließ.
Zumal in einem neutralen Land wie Schweden, als dessen Bürger man nach
Kriegsende weiter unbelastete Beziehungen mit seinen Nachbarn pflegen konnte.
Was die Deutschen anging, hegte Göring dagegen einige Zweifel. Eskalierte die
Situation, wäre das Verhältnis zu den Briten, Franzosen und Polen dauerhaft
belastet. Da würde man wohl künftig nach Italien ausweichen müssen, um zu
entspannen.
    Als Dahlerus
gekünstelt hustete, merkte Göring, dass er gedanklich abgeschweift war.
Offensichtlich brannte dem schwedischen Unterhändler etwas unter den Nägeln.
Vielleicht half es tatsächlich, Hitler mit einem aufrichtigen Menschen zu
konfrontieren, schoss es Göring durch den Kopf.
    »Heraus mit der Sprache, mein lieber Dahlerus. Sie zieren sich doch sonst
nicht so.«
    »Nicht dass wir uns falsch verstehen, Herr Feldmarschall. Aber glauben Sie,
dass ich die Ansichten der britischen Regierung Herrn Hitler persönlich
vortragen darf?«
    Göring zog die Augenbrauen hoch. »Davon gehe ich selbstverständlich aus.
Adolf Hitler wird sich genauso glücklich schätzen wie ich, einen derart
engagierten Mann kennenzulernen. Außerdem müssen Sie unserem Führer ja einmal
persönlich gegenübertreten, damit Sie selber einschätzen können, wie
vorbehaltlos er sich für das deutsche Volk einsetzt und wie ehrenhaft seine Absichten
sind.« Göring wedelte mit dem erhobenen Zeigefinger herum, um seinen Worten
Nachdruck zu verleihen. »Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie die Begegnung
mit dem Führer nicht so schnell vergessen werden. Bisher ist

Weitere Kostenlose Bücher