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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wir das zu Ende, was Sie in London begonnen
haben. Ich konnte Bensler nie ausstehen.«
    Oda bog von der Landstraße auf einen Feldweg ab. Im Schritttempo fuhr sie
über die buckelige Piste auf einen Bauernhof zu.
    »Wir sind gleich da. Sagen Sie mir, wo wir Philipp finden, und wir holen
ihn da raus. Noch heute. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Krauss drückte die Zigarette im kleinen Aschenbecher in der Tür aus. Oda
lenkte den Wagen durch ein offenstehendes Tor. Links und rechts davon zog sich
ein mannshoher Zaun über die Wiese. Er erkannte jetzt einige Männer, die auf
dem Hofgelände herumstanden. Einer lehnte an einer Scheune, ein anderer an
einem Motorrad mit Beiwagen. Interessiert verfolgten sie das Fahrzeug, das nun
auf den kiesbestreuten Vorplatz steuerte. Zwar entdeckte Krauss keine Waffen,
aber die Männer machten nicht den Eindruck, als würden sie ungebetene
Eindringlinge mit Mistgabeln bewerfen. Oda stoppte den BMW und drehte den Zündschlüssel.
Der Motor erstarb. Sie drehte sich zu ihm um, sah ihn eindringlich an.
    »Haben Sie sich alles gut überlegt?«
    Krauss nickte nur.
    Oda hob die Schultern. »Es ist Ihre Entscheidung.«
    Sie öffnete die Tür, stieg aus dem Wagen und ging um ihn herum. Auch
Krauss verließ das Fahrzeug. Oda wies mit der Hand auf den Bauernhof.
    »Sie werden erwartet.«
    Krauss ging
hinter ihr her auf das Hauptgebäude zu. Im rechten Winkel dazu standen eine
große Scheune und ein Stall. Es roch leicht nach Jauche. Oda hielt die
Eingangstür offen, so dass Krauss an ihr vorbei ins Haus gehen konnte. Er war
noch etwas wackelig auf den Beinen. Im Gang hinter der Tür wartete ein junger
Mann. Krauss folgte ihm in die Stube. Mitten im Zimmer, auf einem Holzstuhl,
saß Edgar und grinste ihn an. Am Tisch hockten mehrere Männer und spielten
Karten, unter ihnen Franz Grünberg. Zwei bewaffnete Söhne Odins richteten ihre
Gewehre auf Krauss. Er drehte sich um. Hinter ihm stand Oda, die Luger zeigte
auf seinen Kopf. »Sie hatten Ihre Chance.«
    Edgar klatschte langsam und genussvoll in die Hände. »Sie hätte
Schauspielerin werden sollen, was, Richard? Aus ihr wäre sicher ein Star
geworden. Ein Jammer.«
    Krauss schämte sich für seine Dummheit. Er hätte wissen müssen, dass Edgar
kein Spiel perfide genug war.
    Sein Bruder bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht. »Geh nicht zu hart mit
dir ins Gericht. Auf so eine Frau fällt jeder rein. Er ist doch reingefallen,
Oda?«
    »Nun ja. Der Junge heißt Philipp und lebt bei einer englischen Familie,
mehr hat er nicht verraten.«
    Edgars Grinsen verschwand. Er musterte seinen Bruder. »Nun ja, wirklich
erwartet habe ich es auch nicht. Aber man braucht schließlich ein wenig Spaß.
Immerhin kann ich Bensler jetzt einen Vornamen liefern. Ich bin sicher, dass in
ein paar Stunden noch mehr Informationen dazukommen.« Edgar besah sich seine Fingernägel.
»Dann werden wir dich mal gründlich auseinandernehmen, Bruderherz.«
     
    12.
    Berlin
    28. August Britische Botschaft, früher Morgen
    Sir George Ogilvie-Forbes glaubte Dahlerus kein Wort. Der Schwede las in
den Augen des englischen Botschaftsrates unverhohlene Skepsis, gemischt mit
tiefer Müdigkeit. Dahlerus hatte Forbes gegen 1.45 Uhr morgens aus dem Bett
geklingelt und den Beamten am Telefon nur mühsam davon überzeugen können, ihn
zu so unwirtlicher Zeit in der britischen Botschaft in Berlin zu empfangen.
Offensichtlich war der Engländer vom Foreign Office nicht über Dahlerus'
Aktivitäten informiert worden und befürchtete, seine Nachtruhe einem
wichtigtuerischen Betrüger zu opfern. Dass er seinem Drängen trotzdem
nachgegeben hatte, wunderte den Schweden ein wenig. Forbes schien wie er selbst
ein Mann zu sein, der nach dem letzten Strohhalm griff. Dahlerus wollte ihn
nicht enttäuschen.
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon zu erklären versucht habe, komme ich gerade
von einem Vieraugengespräch mit Hermann Göring. Der Feldmarschall hat Hitler
anschließend über die englischen Antworten auf seine Vorschläge, die ich aus
London mitgebracht habe, informiert, und der Führer hat positiv reagiert. So
positiv, dass ich wieder deutlich optimistischer bin, was eine friedliche
Übereinkunft zwischen England und dem Deutschen Reich betrifft.«
    Forbes zupfte an
der Bügelfalte seiner Hose. Seine Stimme hatte etwas Nasales, sein Tonfall
erinnerte Dahlerus an einen Psychiater, der bei seinem Patienten geduldig die
Schichten des Unbewussten freilegt, um zum Kern der Sache

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