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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorzustoßen.
    »Sie sind also im Auftrag der englischen - meiner - Regierang unterwegs, um
deren Stellungnahme auf Hitlers Angebote der deutschen Führung zu unterbreiten.
Wenn ich es recht verstehe, haben Hitler und Göring Ihnen diese Angebote, um
die es hier geht, in einem vertraulichen Gespräch erläutert. Ihnen ganz
alleine. Und die Antworten aus London überbringen Sie ebenfalls alleine, als
Privatmann und vorbei am offiziellen Procedere. Premierminister Chamberlain -
korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege — wartet auf Ihre Ausführungen,
bevor er Botschafter Sir Nevile Henderson in Marsch setzt. Ist das richtig so?«
    Dahlerus nickte und öffnete den Mund, um zu antworten.
    Forbes gebot ihm mit der Hand Einhalt. »Sollten Ihre Ausführungen der
Wahrheit entsprechen, wieso liegt mir in dieser Sache nicht eine einzige Notiz
vor? Stattdessen zeigen Sie mir als Legitimation einen Briefbogen des Foreign
Office, mit nichts anderem als meinem und Mr. Holmans Namen darauf. Denken Sie
nicht auch, ein klitzekleines Telegramm, das mich über Ihre sagenhafte Mission
aufklärt, wäre hilfreich, was deren Gelingen angeht? Selbst wenn Sie mir nicht
wie ein Mann erscheinen, der es nötig hätte, einem Botschaftsrat mitten in der
Nacht Märchen aufzutischen - Ihre Geschichte scheint mir reichlich
konstruiert. Bei allem Respekt.«
    Dahlerus hatte
sich bei den letzten Worten des Engländers vorgebeugt, als könne er alleine
durch seine Haltung den Diplomaten von seiner Aufrichtigkeit überzeugen. Wieso
nur türmten sich immer neue Hindernisse auf, und auch noch an Stellen, wo man
sie nicht erwartete?
    »Mister Forbes, ich weiß, dass sich meine Geschichte in Ihren Ohren wie das
Geschwätz eines größenwahnsinnigen Trottels anhören muss, doch ich versichere
Ihnen: Nichts liegt mir ferner, als Sie für einen abenteuerlichen Quatsch um
Ihren wohlverdienten Schlaf zu bringen. Manchmal erscheint mir das alles
selbst vollkommen unwirklich, und ich frage mich, wie ich da so tief
hineingeraten konnte. Aber so ist es eben. Eines ergab das andere, und
plötzlich vermittelte ich zwischen den mächtigsten Männern der Welt, so absurd
sich das anhören mag. Es ist eine Schlamperei, dass das Foreign Office Sie
nicht informiert hat. Bürochef Alexander Cadogan persönlich hat Ihren Namen
auf dem Briefbogen notiert - ich fand es auch etwas, na ja, seltsam, wollte ihm
jedoch nicht vorschreiben, was er zu tun habe. Wissen Sie, merkwürdiges
Benehmen bin ich mittlerweile gewohnt.«
    Bei seinen letzten Worten dachte Dahlerus daran, dass zumindest in den
vergangenen vierundzwanzig Stunden alles glatt gelaufen war. Verdächtig glatt.
Nach dem nächtlichen Treffen mit Hitler war er auf dem Flugplatz in Croydon von
seinen Freunden und Mitarbeitern der englischen Regierung empfangen worden.
Während Charles Spencer und Robert Renig neugierige Zaungäste abgewimmelt
hatten - weil der Flugverkehr ruhte, erfreute sich jede landende Maschine
großer Aufmerksamkeit -, kutschierte ihn der Flughafenchef persönlich ins
Foreign Office. Von dort aus wurde er zur Downing Street Nr. 10 gebracht, wo er
auf Chamberlain, Halifax und Staatssekretär Cadogan traf. In bemerkenswert
ruhiger Atmosphäre hatte Dahlerus zunächst die Vorschläge Hitlers referiert
und jede Zwischenfrage so detailliert wie möglich beantwortet. Chamberlain
zeigte sich interessiert daran, wie der Schwede Hitler beurteilte. Dahlerus
entgegnete, dass er den deutschen Führer nicht als Geschäftspartner haben
wollte. Der englische Premier hatte gelächelt. Offensichtlich teilte er die
Einschätzung des Schweden. Misstrauen gegenüber der deutschen Regierung
beherrschte das englische Kabinett, und es legte sich wie ein Schatten über die
überraschend versöhnlichen Angebote Hitlers. Weil sich die Briten gegenüber
den Deutschen verpflichtet hatten, Henderson noch am gleichen Tag nach Berlin
zu schicken, und Dahlerus befürchtete, dies könne seinen Gesprächserfolg
gefährden, schlug der Schwede Chamberlain vor, den britischen Botschafter noch
einen Tag warten zu lassen und stattdessen ihn selbst zu schicken. So könne er
die Briten darüber unterrichten, wie Hitler auf ihre Antworten reagiert, was
wiederum Hendersons Mission erleichtern würde. Zunächst war man sich uneinig
darüber, ob es in der verfahrenen Situation angemessen sei, die Dienste eines
privaten Unterhändlers weiter in Anspruch zu nehmen. Der britische Premier
jedoch schätzte unkonventionelles Handeln. Dahlerus holte

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