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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm von Anfang an merkwürdig vorgekommen
war. Edgar hatte das einkalkuliert und mit dem Heroin seinen Willen
geschwächt. Sein Bruder liebte solche Scharaden. Krauss hätte es wissen
müssen. Er wünschte sich, er würde Oda und Edgar unter umgekehrten Vorzeichen
begegnen. Es gab noch einiges zu besprechen.
    Momentan allerdings sah es so aus, als würde er sich auf ziemlich
unwürdige Weise aus diesem Leben verabschieden - ohne die
    Dinge in seinem Sinne geordnet zu haben. Trotzdem
setzte er einen Namen mehr auf seine Liste, einen weiblichen Namen. Man konnte
nie wissen.
    Wie lange er mittlerweile hilflos auf dem Boden lag, vermochte Krauss nicht
zu sagen. Es mussten mehrere Stunden sein. Draußen war es bereits lange
dunkel, durch das einzige Fenster fiel kein Lichtstrahl. Sein Nacken brannte
nun ebenfalls, weil er den Kopf unnatürlich abwinkeln musste. Er hoffte darauf,
dass der Zeitpunkt näher rückte, an dem er keinen Schmerz mehr spüren würde.
Doch er wusste genau, wie trügerisch dieser Wunsch war. Edgar würde alles
daransetzen, die Informationen zu bekommen, die er haben wollte. Krauss nahm
sich vor, diesen letzten Kampf nicht zu verlieren. Er war es Hanna schuldig,
den Jungen mit seinem Leben zu schützen.
    In der Dunkelheit fragte sich Krauss, was sein Bruder vorhatte. Nichts
rührte sich im Haus, kein Laut war zu hören. Krauss musste dringend Wasser
lassen. Er rief, erhielt aber keine Antwort. Es interessierte niemanden, wenn
er sich beschmutzte. Krauss versuchte, sich auf eine positive Erinnerung zu
konzentrieren, um sich abzulenken. Er beschwor Bilder von Hanna herauf,
umsonst. Es gelang ihm nicht. Plötzlich klapperte es an der Tür. Sie wurde
aufgezogen. Gegen das Licht, das in den Raum fiel, erkannte er nur einen
schwarzen Umriss, kein Gesicht. Die Person ging vor seinem Kopf in die Hocke.
Krauss roch Parfüm. Es war Oda. In ihrer Stimme schwang nicht der kleinste
Schimmer von Unsicherheit mit.
    »Ich weiß, dass Sie mir kein Wort glauben, Richard. Aber was ich Ihnen
jetzt sage, ist die Wahrheit, so verrückt sich das auch anhören mag. Ich werde
es Ihnen später beweisen.«
    Krauss raunzte
sie an. »Lassen Sie mich raten. Sie sind Hitlers heimliche Geliebte, wollen den
Jungen befreien und mit Adolf irgendwo ein neues Leben anfangen, als glückliche
Kleinfamilie.«
    »Natürlich sind Sie wütend auf mich - das ist mir
klar.«
    »Wütend trifft es
so in etwa. Binden Sie mich los, dann erläutere ich Ihnen das näher.«
    Oda seufzte. »Ich wusste, dass es schwer wird. Trotzdem empfehle ich
Ihnen, mir zuzuhören, denn ich bin Ihre letzte Chance.«
    Krauss sah sie mit einem Auge an. Oda wirkte ernst und
aufrichtig, aber das hatte nichts zu bedeuten. Niemand wusste das besser als
er. »Reden Sie!«
    Oda atmete einmal tief durch. »Ich arbeite tatsächlich nicht für Edgar,
sondern für einen anderen Auftraggeber. Für wen, werde ich Ihnen später
verraten. Meine Aufgabe ist es, Informationen über die >Söhne Odins< zu
sammeln. Durch Ihr Erscheinen hat sich die Lage allerdings geändert. Mein
Auftraggeber will nicht, dass Erkenntnisse über den Aufenthaltsort von Hitlers
Sohn in die Hände der Söhne Odins fallen. Deshalb hole ich Sie hier heraus.
Was heute früh passiert ist, tut mir leid. Ich musste Edgars Spiel mitspielen.«
    »Warum haben Sie mich nicht tatsächlich befreit?«
    »Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine entsprechende
Order.«
    Krauss glaubte ihr kein Wort. Das war nur ein weiterer, auf dem Mist seines
Bruders gewachsener abstruser Quatsch. Vorgebracht von einer Frau, die
offensichtlich ihren Beruf verfehlt hatte - sie gehörte ins Theater, auf eine
Bühne, weit vorne an die Rampe. Diesmal würde er sich nicht täuschen lassen.
    »Machen Sie mich erstmal los, dann sehen wir weiter.«
    Oda lächelte milde. »Glauben Sie, ich wüsste nicht, was in Ihnen vorgeht?
Ich habe eine Waffe, Richard, und ich weiß, wie man sie benutzt. Sollten Sie
auf die Idee kommen, sich mit mir anzulegen, werde ich Sie erschießen. Das ist
der zweite Teil meiner Order: Wenn ich Sie nicht lebendig hier herausbringen
kann, soll ich Sie töten. Wichtig ist, dass Ihre Informationen nicht in die
falschen Hände fallen.«
    Krauss ahnte, dass Oda keinen Spaß verstand. Aber seine Chance würde
kommen.
    »Binden Sie mich los!«
    Oda schnitt die Fesseln durch und trat zwei Schritte zurück. Sie hielt eine
Waffe auf Krauss gerichtet. Eine Walther mit Schalldämpfer. Seine Walther?
Krauss rappelte sich mühsam auf. Jeder

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