John Corey 01 - Goldkueste
es nur gut, wenn du mit mir gesehen wirst.«
Heute Morgen waren wir etwas gereizt.
Sie bestellte ein riesiges Fr ühstück mit Bratwurst, Spiegelei, Bratkartoffeln und Toast, wobei sie bemerkte, dass sie gestern kein Abendessen bekommen hatte.
»Du hast dein Abendbrot getrunken«, widersprach ich. »Außerdem habe ich angeboten, Pizzas zu holen.«
»Pizza ist nicht gut für dich.«
»Was du eben bestellt hast, ist nicht gut für dich.«
»Dafür lasse ich das Mittagessen ausfallen. Gehst du heute Abend mit mir essen?«
»Klar. Ich wollte dich gerade fragen.«
»Du kannst mich um sechs im Laden abholen.«
»Okay.« Ein Blick in die Runde zeigte mir zwei uniformierte Cops, aber Max war zum Glück nicht in Sicht.
Unser Fr ühstück kam, und wir aßen.
»Warum hat Captain Kidd dich so interessiert?« wollte Emma wissen.
»Wer? Oh... der Pirat. Tja, ich finde diese Geschichten einfach faszinierend. Ich meine, dass er hier auf North Fork gewesen sein soll. Irgendwie kommt mir die Geschichte doch bekannt vor. Ich hab' sie als kleiner Junge gehört, glaub' ich.«
Sie starrte mich pr üfend an. »Du bist gestern ganz aufgeregt gewesen.«
Nach meinem ersten Ausbruch, den ich sofort bereut hatte, hatte ich wie gesagt versucht, die Sache herunterzuspielen. Aber Ms. Whitestone ließ sich nicht so leicht täuschen. »Würde ich Kidds Schatz finden, würde ich ihn mit dir teilen«, versicherte ich ihr.
»Das ist sehr lieb von dir.«
Ich sagte so nonchalant wie möglich: »Ich möchte noch mal in euer Museum. Vielleicht heute Nachmittag?«
»Warum?«
»Ich möchte ein Geschenk für meine Mutter kaufen.«
»Und wenn du Mitglied wirst, bekommst du alles mit Rabatt.«
»Okay. Wie war's, wenn ich dich um vier abhole?“
Sie zuckte mit den Schultern. »Okay.«
Ich betrachtete sie über den Tisch hinweg. Die Sonne schien auf ihr Gesicht. Ich sag's nicht gern, aber gelegentlich fragt man sich am Morgen danach, was zum Teufel man sich am Abend zuvor bloß gedacht hat. Aber an diesem Morgen hatte ich ein gutes Gefühl. Ich mochte Emma Whitestone. Und mir gefiel, wie sie ihr Frühstück bestehend, aus zwei Spiegeleiern, vier Würstchen, einer Riesenportion Bratkartoffeln, Toast mit Butter und Orangensaft und Tee mit Sahne, bewältigte.
Als sie einen Blick auf die Wanduhr hinter der Theke warf, fiel mir auf, dass sie nicht einmal eine Armbanduhr trug. Diese Lady hatte etwas von einem Freigeist an sich und war zugleich Vorsitzende und Archivarin der Peconic Historical Society. Ein interessanter Kontrast, fand ich.
Viele Leute lächelten ihr im Vorbeigehen zu, was mir zeigte, wie beliebt sie war. Auch das gefiel mir. Aber ich fragte mich, wie gut Emma Whitestones Urteilsvermögen war, wenn es um Männer ging - speziell um Fredric Tobin, vielleicht auch um mich. Vielleicht urteilte sie nie kritisch in Bezug auf Männer oder ganz allgemein in Bezug auf ihre Mitmenschen; vielleicht mochte sie alle Männer. Größere Gegensätze als Fredric und ich waren jedenfalls kaum vorstellbar.
Wir unterhielten uns über dies und das, und ich war entschlossen, das Piratenthema bis zum Nachmittag zu meiden. Aber meine Neugier war letztendlich doch stärker. Auf einen verrückten Einfall hin lieh ich mir von der Serviererin einen Bleistift und schrieb die Zahlenreihe 44106818 auf eine Papierserviette. Dann drehte ich die Serviette um und fragte Emma: »Würde ich mit diesen Lottozahlen gewinnen?«
Sie lächelte zwischen zwei Bissen Toast. »Jackpot«, sagte sie. »Wo hast du die Zahl her?«
»Ich hab' sie irgendwo gelesen. Was bedeutet sie?«
Sie senkte ihre Stimme. »Als Captain Kidd wegen Piraterie in Boston im Gefängnis war, hat er einen Kassiber an seine Frau Sarah geschmuggelt. Unten auf dem Zettel stand diese Zahl.«
»Und?«
»Und seit dreihundert Jahren versucht nun jeder, ihre Bedeutung zu enträtseln.«
»Was bedeutet sie deiner Meinung nach?«
»Natürlich liegt auf der Hand, dass sie sich auf seinen vergrabenen Schatz bezieht.«
»Du meinst nicht, dass das die Nummer seines Reinigungs abschnitts gewesen ist?«
»Stellen wir uns jetzt wieder dumm?«
»Das war nur ein Scherz. Kapiert? Ein Scherz.«
Sie verdrehte die Augen. Für meinen Humor war es tatsächlich noch etwas früh. »Ich will nicht in der Öffentlichkeit darüber reden«, sagte sie. »Das letzte Schatzsuchenfieber hat hier in den vierziger Jahren grassiert, und ich möchte nicht daran schuld sein, dass es wieder ausbricht.«
»Okay.«
Sie wechselte das
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