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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Thema. »Hast du Kinder?« erkundigte sie sich.
    »Wahrscheinlich.«
    »Nein, im Ernst.«
    »Ich habe keine. Und du?«
    »Keine Kinder. Aber ich hätte gern welche.«
    Und so weiter. Nach einiger Zeit deutete ich nochmals auf die Zahl und fragte fl üsternd: »Könnten das geographische Koordinaten sein?«
    Sie wollte offenbar nicht darüber reden, antwortete aber trotzdem: »Diese Erklärung bietet sich an. In Minuten und Sekunden ausgedrückte Koordinaten. Übrigens bezeichnen sie einen Punkt auf Deer Isle in Maine.« Emma beugte sich über den Tisch. »Wo Kidd sich nach seiner Rückkehr in die Gewässer vor New York im Jahr sechzehnhundertneunund- neunzig aufgehalten hat, ist durch Aussagen verlässlicher Zeugen so gut belegt, dass ein Besuch auf Deer Isle, um dort einen Schatz zu vergraben, höchst unwahrscheinlich ist.« Sie trank einen Schluck Tee und fügte hinzu: »Captain William Kidds vergrabener Schatz ist Gegenstand von Dutzenden von Büchern, Theaterstücken, Balladen, Überlieferungen, Legenden und Mythen. Neunundneunzig Prozent davon sind frei erfunden.«
    »Okay, aber sind diese Zahlen, die Kidd seiner Frau mitgeteilt hat, nicht ein handfester Beweis für irgendetwas?«
    »Ja, sie bedeuten irgendetwas. Aber selbst wenn es Koordinaten sein sollen, sind die damaligen Navigationsverfahren nicht präzise genug gewesen, um einen bestimmten Punkt ausreichend genau zu bestimmen. Eine Positionsangabe in Minuten und Sekunden nach den damals benutzten Methoden kann um Hunderte von Metern falsch sein. Selbst im heutigen Zeitalter der Satellitennavigation kann der Fehler noch fünfzehn bis fünfundzwanzig Meter betragen. Wer als Schatzsucher zwanzig Meter von der richtigen Stelle entfernt gräbt, muss eine Menge Löcher buddeln. Ich glaube, die Koordinatentheorie ist längst durch andere Theorien abge löst worden.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie lachte. »Lass die Finger davon, John. Seit dreihundert Jahren versuchen klügere Köpfe als du und ich, dieses Rätsel zu lösen. Aber die Zahlenreihe scheint sinnlos zu sein. Ein Scherz. Hahaha.«
    »Aber weshalb? Ich meine, Kidd hat im Gefängnis gesessen und musste damit rechnen, an den Galgen zu kommen...«
    »Okay, die Zahlenreihe ist nicht sinnlos und kein Scherz. Aber verstanden haben sie allein Kidd und seine Frau. Sie hat ihn ein paarmal im Gefängnis besuchen dürfen. Vielleicht hat er ihr die andere Hälfte der Erklärung mündlich mitgeteilt - oder in einem weiteren Kassiber, der verschollen ist.“
    Das war interessant. Eigentlich ganz auf meiner Linie, nur war dieser Hinweis dreihundert Jahre alt. »Was für Theorien gibt's sonst noch?«
    »Nun, die vorherrschende Theorie besagt, dass diese Zahlen Schritte bedeuten, weil das die traditionelle Methode von Piraten zur genauen Ortsbestimmung ihrer vergrabenen Schätze gewesen ist.«
    »Schritte?«
    »Ja.«
    »Schritte von wo aus gerechnet?«
    »Das hat Mrs. William Kidd gewusst, aber wir wissen's leider nicht.«
    »Ach so.« Ich betrachtete die Zahl. »Das sind verdammt viele Schritte.«
    »Da kommt's wieder darauf an, den persönlichen Schlüssel zu kennen.« Emma warf einen Blick auf die Serviette. »Vielleicht muss man vierundvierzig Schritte in Richtung zehn Grad und achtundsechzig in Richtung achtzehn Grad gehen. Oder umgekehrt. Oder man muss die Zahlenreihe von hinten lesen. Wer weiß? Darauf kommt's aber nicht an, solange man den Ausgangspunkt nicht kennt.«
    »Glaubst du, dass der Schatz unter einem dieser Bäume vergraben ist? Unter Captain Kidds Bäumen?«
    »Keine Ahnung.« Sie fuhr fort: »Vielleicht ist der Schatz längst gefunden, aber der Finder hat sein Geheimnis für sich behalten, oder es hat ihn nie gegeben - oder er ist noch vergraben und wird nie entdeckt werden.«
    »Was denkst du?«
    »Ich denke, ich sollte meinen Laden aufmachen.« Sie knüllte die Serviette zusammen und stopfte sie mir in die Brusttasche. Ich zahlte, und wir gingen. Der Schnellimbiss war nur fünf Minuten vom Museum der Peconic Historical Society entfernt, wo Emmas Lieferwagen stand. Als ich auf dem Parkplatz hielt, verabschiedete sie sich mit einem flüchtigen Kuss auf meine Wange, als seien wir ein altes Ehepaar.
    »Wir sehen uns um vier«, sagte sie noch. »Whitestone Florist, Main Road, Mattituck.« Sie stieg aus, setzte sich ans Steuer, ließ den Motor an, hupte, winkte und fuhr davon.
    Ich blieb noch eine Zeitlang im Jeep sitzen und h örte mir Lokalnachrichten im Radio an. Eigentlich hätte ich unterwegs sein

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