John Corey 01 - Goldkueste
treffen. Ich glaube, ich sollte sie nicht versetzen.«
»Okay.«
Und dabei belie ßen wir es.
Ich brachte sie nach Hause. »Ich hole dich morgen nach Ladenschluss ab.«
»Gut. Ich kenne ein hübsches Restaurant am Strand, das ich dir zeigen möchte.«
»Ich freue mich schon darauf.« Nachdem wir uns auf Emmas Schwelle geküsst hatten, stieg ich wieder in meinen Jeep und fuhr nach Hause.
Auf dem Anrufbeantworter waren sieben Nachrichten gespeichert. Aber ich hatte keine Lust, sie abzuh ören, sondern ging gleich ins Bett. Die Nachrichten konnten bis morgen warten.
Vor dem Einschlafen überlegte ich noch, was ich in Bezug auf Fredric Tobin tun sollte. Manchmal gibt es Situationen, in denen man den Schuldigen hat, ohne ihn wirklich zu haben. In diesem kritischen Augenblick steht man vor der Entscheidung, ob man ihn weiter beobachten, mit den Ermittlungsergebnissen konfrontieren, ausräuchern oder einfach ignorieren soll.
Ich h ätte jedoch bedenken sollen, dass ein in die Enge ge triebenes Tier gefährlich werden kann - dass dieses Spiel vom Jäger und dem Gejagten gespielt wird, wobei der Gejagte weit mehr zu verlieren hat.
Aber weil Tobin mir so affig vorkam, während er mich seinerseits für geistig beschränkt hielt, beging ich den großen Fehler, ihn nicht als schlauen, listigen Fuchs zu sehen. Wir wussten es beide besser - aber wir hatten uns von der Schauspielerei des anderen ein wenig einlullen lassen. Deshalb liegt die Verantwortung für die Folgen dieser Fehleinschätzung ganz allein bei mir.
29. Kapitel
Es regnete, als ich am Montagmorgen aufwachte. Dieser erste Regen seit Wochen würde die hiesigen Farmer glücklich, aber die Winzer unglücklich machen. Ich kannte jedoch mindestens einen Winzer, der größere Probleme als unerwartet schwere Regenfälle hatte.
Während ich mich anzog, hörte ich im Radio, dass ein Hurrikan namens Jasper von der Küste Virginias bis herauf nach Long Island für regnerisches, stürmisches Wetter sorgte. Ich war froh, dass ich heute nach Manhattan zurückfahren würde.
Ich war seit über einem Monat nicht mehr in meiner Wohnung in der 72nd Street gewesen und hatte auch meinen dortigen Anrufbeantworter nicht mehr abgefragt, was zum Teil daran lag, dass ich keine Lust dazu hatte, aber vor allem daran, dass ich den Abfragecode vergessen hatte.
Jedenfalls war ich gegen neun Uhr in Designerjeans und Polohemd unten und kochte Kaffee. Ich rechnete damit, dass Beth bald anrufen und vorbeikommen würde.
Das hiesige Wochenbl ättchen lag seit Freitag ungelesen auf dem Küchentisch, und ich war nicht überrascht, den Doppel mord vom vergangenen Montag auf der Titelseite zu sehen. Ich nahm die Zeitung und meinen Becher Kaffee auf die Veranda mit und las die Version eines Lokalreporters über den Doppelmord auf Nassau Point. Dieser rasende Reporter berichtete fehlerhaft genug, war überheblich genug und schrieb schlecht genug, um jederzeit bei Newsday oder sogar der New York Times unterzukommen.
Als nächstes fiel mir ein Artikel über die Tobin Vineyards auf, in dem Mr. Fredric Tobin mit folgenden Worten zitiert wurde: »Wir wollen in den nächsten Tagen mit der Weinlese beginnen, und wenn wir von schweren Regenfällen verschont bleiben, verspricht dieser Jahrgang besonders gut zu werden, vielleicht sogar der beste seit zehn Jahren. «
Nun, Freddie, draußen regnet es. Ich fragte mich, ob zum Tode Verurteilte beim Henkersmahl auf Wunsch Wein serviert bekamen.
Dann legte ich das Wochenblättchen weg und griff nach dem Buch The Story of Pirate Treasure, das Emma mir gestern geschenkt hatte. Ich blätterte darin, sah mir die Abbildungen an, fand eine Karte von Long Island, die ich kurz studierte, und nahm mir dann die Kapitel über Captain Kidd vor.
Je länger ich las, desto überzeugter war ich, dass nahezu alle in dieser Geschichte auftretenden Erzähler - von Lord Bellomont bis hinunter zum einfachsten Seemann - Lügner waren. Kein Bericht stimmte mit dem anderen überein, und die Angaben über Menge und Wert der aus Gold, Silber und Juwelen bestehenden Beute differierten geradezu unglaublich. Einigkeit bestand nur über die Vermutung, William Kidd habe Teile seines Schatzes an verschiedenen Stellen entlang der Küste von Long Island vergraben.
Plum Island wurde kein einziges Mal erwähnt - aber konnte es ein besseres Versteck für einen Schatz geben? Wie ich seit meinem Besuch auf der Insel wusste, hatte sie damals noch keinen Hafen besessen, so dass unwahrscheinlich
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