John Corey 01 - Goldkueste
im Bett liegst, denkst du bestimmt anders«, meinte sie. Damit drehte sie sich um und ließ mich stehen.
Ich sah mich um und muss te wieder daran denken, dass Tom und Judy unter anderen Voraussetzungen heute Abend hier gewesen wären. Ich fragte mich, ob der Piratenschatz auf ihrem Grundstück vielleicht diese Woche »entdeckt« worden wäre. Hätten sie den Schatzfund inzwischen bekanntgegeben? Oder w äre die große Sensation auf dieser Party verkündet worden?
Jedenfalls lagen die Gordons heute Nacht auf Eis, der Piratenschatz war irgendwo versteckt, und ihr mutmaßlicher Mörder plauderte keine fünfzehn Meter von mir entfernt mit einer Frau, die mir sehr am Herzen lag. Ich stellte missmutig fest, dass Tobin und Emma jetzt sogar allein waren und unter vier Augen miteinander redeten.
Ich hatte genug, machte mich ums Haus herum auf den R ückweg zu meinem Jeep und warf unterwegs Hut und Degen weg. Ungefähr auf halber Strecke zum Tor hörte ich, dass jemand meinen Namen rief. Aber ich ging weiter.
»John!«
Ich drehte mich um.
Emma kam mir über den Rasen entgegen. »Wohin willst du?«
»Irgendwohin, wo's ein Bier gibt.«
»Ich komme mit.«
»Nein, ich brauche keine Gesellschaft.«
»Du brauchst viel Gesellschaft, mein Freund«, teilte Emma mir mit. »Das ist dein Problem. Du bist zu lange allein gewesen.«
»Du schreibst wohl die Herz-Schmerz-Kolumne im hiesigen Wochenblättchen?«
»Du schaffst es nicht, mich zu provozieren, und ich lasse dich nicht allein gehen. Wohin willst du?«
»Olde Towne Taverne.«
»Mein liebstes Lokal. Hast du schon mal ihren Nacho-Teller versucht?« Emma hängte sich bei mir ein, und wir gingen weiter.
Ich stieg in ihren alten Ford. Keine zwanzig Minuten sp äter saßen wir in der Olde Towne Taverne mit Biergläsern in der Hand in einer Nische und hatten Nachos und Hähnchenschenkel bestellt. Die samstäglichen Stammgäste sahen nicht so aus, als seien sie zu Freddies fabelhafter Fete unterwegs oder k ämen gerade von dort.
»Ich habe dich gestern Abend angerufen«, sagte Emma.
»Ich dachte, du wolltest mit den Girls ausgehen.«
»Ich habe dich hinterher angerufen. Gegen Mitternacht.«
»Kein Glück auf der Jagd?«
»Nein.« Fragend fügte sie hinzu: »Du hast schon geschlafen, nehme ich an.«
»Tatsächlich bin ich drüben in Foxwoods gewesen. Dort kann man sein letztes Hemd verlieren.«
»Erzähl mir davon.«
Ich berichtete, dann fragte ich: »Du hast Fredric hoffentlich nichts von dem erzählt, was wir besprochen haben?«
Emma zögerte eine halbe Sekunde zu lange, bevor sie antwortete: »Nein, natürlich nicht... aber ich habe ihm erzählt... ich habe ihm gesagt, dass du und ich Freunde sind.« Sie lächelte. »Sind wir Freunde?«
»Natürlich. Aber mir war's lieber, du hättest mich überhaupt nicht erwähnt.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin glücklich, und das sollen alle wissen. Er hat mir alles Gute gewünscht.«
»Ein wahrer Gentleman.«
Sie l ächelte. »Bist du eifersüchtig?«
»Keineswegs.« Ich bringe ihn auf den elektrischen Stuhl. »Aber ich finde, du solltest mit ihm nicht über uns reden - und erst recht nicht über Piratenschätze.«
»Okay.«
Nach dem Abendessen fuhren wir zu ihrem hübschen kleinen Landhaus am Ortsrand von Cutchogue. Sie zeigte mir ihre Nachttopfsammlung, insgesamt zehn Stück, die sie als Pflanztöpfe benutzte und in einem großen Erkerfenster stehen hatte. Mein Geschenk diente als Topf für einen Rosenstock.
Emma verschwand einen Augenblick und kam mit einem eingepackten Geschenk für mich zurück. »Das hier ist aus unserem Geschenkladen«, erklärte sie mir. »Ich hab's nicht geklaut, aber mir vierzig Prozent Rabatt genehmigt. «
»Hör zu, du hättest mir...«
»Mach's einfach auf.«
Ich riss das Geschenkpapier auf und hielt ein Buch mit dem Titel The Story of Pirate Treasure in der Hand.
»Lies, was vorn drinsteht«, sagte sie.
Ich schlug das Buch auf und las: » Für John, meinen liebsten Piraten. Alles Liebe, Emma. Vielen Dank«, sagte ich lächelnd. »Das habe ich mir schon immer gewünscht.«
»Na ja, vielleicht nicht schon immer. Aber ich dachte, du würdest es mal lesen wollen.«
»Das tue ich gern.«
Jedenfalls war Emmas kleines Haus gem ütlich, es gab keine Katze, sie hatte Scotch und Bier, die Matratze war nicht zu weich, sie mochte die Beatles und die Bee Gees, und sie hatte zwei Kopfkissen für mich. Was hätte ich mir mehr wünschen können? Nun, natürlich Emma. Und auch sie bekam
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