John Corey 01 - Goldkueste
Emma.
Ich stand immer noch unter Schock und hätte die Wahrheit am liebsten verleugnet. Aber je länger ich daran dachte, wie Tobin ihr mit einem Schüreisen den Schädel eingeschlagen hatte, desto größer wurde mein Zorn und mein Wunsch, auch ihm mit einem Schüreisen den Schädel einzuschlagen.
Wie viele Cops, die pers önlich mit den Folgen eines Ver brechens konfrontiert werden, hatte auch ich den Drang, mein Wissen und meine Fähigkeiten einzusetzen, um den Täter selbst zur Rechenschaft zu ziehen. Aber als Cop hat man kein Recht, Selbstjustiz zu üben. Andererseits gibt es Zeiten, in denen man die Marke wegstecken und die Waffe in der Hand behalten muss...
30. Kapitel
Beth ließ mich allein, um mir Zeit zu geben, mich wieder zu fassen. Nach einer Weile trat sie zu mir auf die Veranda und brachte mir einen Kaffee, in den sie einen anständigen Schuss Cognac gekippt hatte.
Wir standen nebeneinander und sahen schweigend aufs Wasser hinaus. »Worum geht's hier eigentlich, John?« fragte Beth nach einigen Minuten.
Ich wusst e, dass ich ihr einige Informationen schuldig war. »Gold«, antwortete ich. »Um einen vergrabenen Schatz, möglicherweise um einen Piratenschatz, vielleicht sogar um Captain Kidds Schatz.«
»Und der hat auf Plum Island gelegen?«
»Ja... Tobin scheint irgendwie sichere Hinweise gehabt zu haben, und da er erkannt hat, dass er selbst nie auf dieser unzugänglichen Insel würde graben können, hat er sich auf die Suche nach einem Partner gemacht, der sich dort frei bewegen durfte.«
Beth dachte dar über nach, dann sagte sie: »Natürlich... das erklärt eigentlich alles... die historische Gesellschaft, die Grabungen, das Haus am Wasser, das Rennboot... wir sind alle so auf Viren und danach auf Drogen fixiert gewesen...«
»Richtig. Aber wer diese Dinge für unwahrscheinlich hielt, so wie ich, weil ich sie den Gordons nicht zugetraut habe, hat den ganzen Fall überdenken müssen.«
»Erzähl mir, wie du drauf gekommen bist«, bat sie.
»Okay... Schon bei unserem Besuch auf Plum Island ist mir klargeworden, dass diese archäologischen Grabungen überhaupt nicht zu Tom und Judy passten. Die beiden haben genau gewusst, dass ich so denken würde, deshalb haben sie mir gegenüber nie ein Wort darüber verloren. Wahrscheinlich haben sie schon an den Tag gedacht, an dem sie den angeblichen Schatzfund auf ihrem Grundstück bekanntgeben w ürden. Dann hätten manche Leute sich an diese Grabungen erinnern und daraus entsprechende Schlüsse ziehen können. Deshalb sollten möglichst wenige Leute davon wissen.«
»Das wäre nicht das erste Mal gewesen, dass etwas Wertvolles verlagert und plötzlich anderswo entdeckt wird«, meinte Beth.
»Genau das ist der springende Punkt. Das Kreuz auf der Schatzkarte musste von Onkel Sams Besitz auf Toms und Judys Besitz verlegt werden.«
Beth dachte einen Augenblick nach, dann fragte sie: »Glaubst du, dass die Gordons gewusst haben, wo der Schatz auf Plum Island vergraben war? Oder haben sie ihn erst suchen müssen? Ich kann mich nicht erinnern, viele frische Grabungen gesehen zu haben.«
»Ich vermute, dass Tobins Informationen glaubwürdig und zutreffend, aber nicht sehr präzise gewesen sind. Von Emma und aus einem Buch, das sie mir geschenkt hat, habe ich einiges über Schatzkarten erfahren. Piraten wollten ihre Schätze nur vorläufig in Sicherheit bringen, deshalb beziehen ihre Ortsangaben sich häufig auf Bäume, die längst nicht mehr stehen, Felsen, die ins Meer gestürzt sind, und dergleichen.«
»Hast du deswegen mit Emma Whitestone reden wollen?« fragte Beth.
»Mich hat die Peconic Historical Society interessiert. Als ich mit jemandem aus dem Vorstand reden wollte, hat Mrs. Wiley mich an sie verwiesen... und dann hat sich rausgestellt, dass sie mal Tobins Freundin war.«
Beth dachte über das Gesagte nach, während sie weiter aufs Wasser hinaus starrte. »Daraufhin hast du Fredric Tobin befragt, nicht wahr?«
»Nein, mit dem hatte ich schon vorher gesprochen.«
»Wie bist du überhaupt auf Tobin gekommen? Welche Verbindung hast du zwischen ihm und den Morden gesehen?«
»Anfangs überhaupt keine. Ich habe nur Informationen gesammelt und Freunde der Ermordeten befragt, keine Ver d ächtigen. Ich hatte Tobin im Juli bei einer Weinprobe kennen gelernt, zu der die Gordons mich mitgenommen hatten. Er ist mir nicht sonderlich sympathisch gewesen, und ich habe mich gefragt, was die beiden an ihm finden.« Nach kurzer Pause fuhr ich fort:
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