John Corey 01 - Goldkueste
Welle knapp unterhalb des hochsteigenden Kamms. »Ducken und festhalten!« rief ich laut.
Beth rutschte nach unten und umklammerte kniend ihre Sitzhalterung.
Die Kraft der Welle, auf deren Kamm wir wie mit einem Surfbrett ritten, war so gewaltig, dass sie das dreieinhalb Tonnen schwere Formula 303, das bestimmt mehrere Tonnen Wasser enthielt, mitriss wie ein Wildbach einen Weidenkorb. Ich hatte mit einer Amphibienlandung gerechnet, aber dies würde ein Luftlandeunternehmen werden.
Während wir in Richtung Strand geschleudert wurden, besaß ich die Geistesgegenwart, die Motoren abzustellen, damit das Formula - falls wir tatsächlich überlebten - nicht explodieren konnte, falls noch ein Rest Treibstoff in den Tanks war. Außerdem machte mir die Vorstellung Sorgen, von den Doppel schrauben geköpft zu werden. »Festhalten!« brüllte ich.
»Was du nicht sagst!« antwortete Beth.
Wir prallten mit dem Bug voraus auf den überfluteten Sandstrand. Das Formula legte sich auf die Seite, und wir sprangen aus dem Boot, als bereits die nächste Welle auf uns zugerollt kam. Ich fand eine Felsennase und schlug den Arm um sie, während ich mit meiner freien Hand Beth am Handgelenk festhielt. Die Welle brach sich und flutete zurück. Wir kamen auf die Beine und rannten über den leicht ansteigenden Strand um unser Leben.
Wir erreichten eine erodierte Steilwand, die wir mit letzten Kräften erklommen, wobei nasser Sand, Tonerde und Eisenoxid in großen Klumpen nach unten fielen. »Willkommen auf Plum Island«, sagte Beth keuchend.
»Danke.« Irgendwie schafften wir die Klippe, brachen auf dem höhergelegenen Grund zusammen und blieben einige Minuten lang erschöpft im Gras liegen. Dann setzte ich mich auf und blickte zum Strand hinunter. Unser Boot war gekentert, so dass deutlich zu erkennen war, wo der weiße Rumpf aufgeplatzt war. Jetzt richtete sich das Boot kurz auf, kenterte nochmals und wurde von der nächsten Welle an den Strand zurückgeworfen. »Da möchte ich nicht an Bord sein«, sagte ich zu Beth.
»Richtig«, antwortete sie, »und ich möchte auch nicht auf dieser Insel sein.«
»Vom Regen in die Traufe«, meinte ich.
»Du nervst mich«, beschwerte sie sich.
»Das wäre eine Idee für ein T-Shirt«, sagte ich. »Plum Island - nichts für schwache Nerven. Kapiert?«
»Macht' s dir was aus, mal fünf Minuten lang die Klappe zu halten?«
»Durchaus nicht.«
Tatsächlich war mir die relative Stille nach soviel Wind, Regen und Motorenlärm durchaus willkommen. Ich hörte, wie mein Herz hämmerte, das Blut in meinen Ohren rauschte und meine Lunge pfiff Und ich glaubte auch, eine innere Stimme zu hören, die warnend sagte: »Nimm dich vor kleinen Männern mit großen Gewehren in acht.“
35. Kapitel
Wir saßen im Gras, sammelten uns sozusagen und kamen allmählich wieder zu Atem. Ich war naß, müde, durchgefroren und mit Prellungen übersät; außerdem tat meine verletzte Lunge weh. Ich hatte meine Bootsschuhe verloren und sah nun, dass Beth ebenfalls barfuß war. Unverkennbar positiv war jedoch, dass wir lebten und mein Revolver noch im Schulterhalfter steckte. Ich zog ihn, um mich zu vergewissern, ob die letzte Patrone wirklich als nächste an der Reihe war. Beth tastete ihre Taschen ab, dann sagte sie: »Okay... hab' meine.«
Wir trugen noch immer Seglerjacken und Schwimmwesten, aber Beth hatte ihr Fernglas verloren. Es regnete immer noch, aber ist man erst mal naß bis auf die Haut, ist ein bisschen Regen keine große Affäre. Ich fürchtete nur Unterkühlung, falls wir zu lange stillsaßen.
Ich sah zu Beth hinüber und erkundigte mich: »Was ist mit der Platzwunde an deiner Stirn?«
»Die ist in Ordnung.« Sie fügte hinzu: »Ich hab' sie mit Salzwasser ausgespült.«
»Gut. Und was ist mit deinem Streifschuss?«
»Dem geht's einfach klasse, John.«
»Und deine sonstigen Schnittwunden und Prellungen?«
»Jede einzelne fühlt sich wunderbar an.«
War da nicht eine Spur von Sarkasmus in ihrem Ton? Ich stand auf und merkte, dass ich ziemlich weiche Knie hatte.
»Bei dir alles in Ordnung?« fragte Beth.
»Mir geht's gut.« Ich streckte ihr eine Hand hin, die sie ergriff, um leichter aufstehen zu können. »Nun«, sagte ich, indem ich zwei sprichwörtliche Redensarten vermischte, »aus der Traufe sind wir glücklich draußen, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.«
Beth erklärte mir ernsthaft: »Ich glaube, Tom und Judy Gordon w ären stolz auf deine Seefahrerkünste.«
Ich äußerte
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