John Corey 01 - Goldkueste
mich nahm. Ich sah mich auch nach einer Taschenlampe um, aber an Bord des Whalers war keine zu finden.
Dann kletterte ich an der Leine wieder nach oben, wo Beth mir ihre Hand entgegenstreckte, um mir über die Kante zu helfen.
»Ich habe den Splint rausgezogen, der die Schraube hält«, berichtete ich.
Sie nickte. »Gut. Hast du ihn für den Fall aufgehoben, dass wir ihn später brauchen?«
»Ja - ich habe ihn verschluckt. Wie dumm sehe ich eigentlich aus?«
»Du siehst nicht dumm aus. Du machst Dummheiten.«
»Das gehört zu meiner Strategie.« Ich gab ihr die Splinte und behielt das Messer.
»Entschuldige, dass ich so kratzbürstig bin«, sagte Beth zu meiner Überraschung. »Aber ich bin müde und etwas nervös.«
»Schon in Ordnung«, wehrte ich großmütig ab.
»Was hast du vor?« erkundigte sie sich.
»Ich versuche, mich in Tobins Lage zu versetzen«, antwortete ich. »Er ist ins Inselinnere unterwegs, um den Schatz zu holen. Richtig?«
»Warum landeinwärts? Warum nicht den Strand entlang?«
»Der Schatz mag ursprünglich am Strand, vielleicht in einer dieser Klippen gewesen sein, aber die Gordons haben ihn bestimmt verlagert, denn die Grube hätte leicht einstürzen können - und dann hätten sie nochmals graben müssen. Richtig?«
»Vermutlich.«
»Ich denke, dass die Gordons den Schatz in der Nähe von Fort Terry versteckt haben - oder in dem Labyrinth aus Geschützstellungen, das wir bei unserem Besuch gesehen haben.«
»Möglich.«
»Falls Tobin weiß, wo der Schatz liegt, muss er ihn jetzt durch die Wälder bis hierher zum Strand schleppen. Je nachdem, wie schwer die Beute ist, muss er zwei- bis dreimal gehen. Richtig?«
»Vielleicht.«
»An seiner Stelle würde ich den Schatz hierher transportieren und zum Whaler hinunterschaffen. Ich würde nicht versuchen, bei diesem Seegang zum Chris-Craft hinauszufahren - und erst recht nicht, den Schatz umzuladen. Richtig?«
»Richtig.«
»Er wartet also in seinem kleinen Boot, bis der Hurrikan sich legt. Andererseits will er vor Tagesanbruch verschwinden, bevor wieder Hubschrauber und Patrouillenboote unterwegs sind. Richtig?«
»Wieder richtig. Also?“
»Also müssen wir versuchen, seiner Fährte zu folgen, damit wir ihn uns schnappen können, während er dabei ist, den Schatz abzutransportieren. Richtig?«
»Richtig... nein, nicht richtig. Mit deiner Schlussfolgerung bin ich nicht einverstanden.«
»Sie ist kompliziert, aber logisch.«
»Sie ist Bockmist, John. Logischerweise bleiben wir hier. Tobin kommt auf jeden Fall hierher zurück, und wir brauchen nur zu warten.«
»Du kannst meinetwegen auf ihn warten. Ich spüre den Hundesohn auf.«
»Nein, das tust du nicht. Er ist besser bewaffnet als du, und meine Pistole bekommst du nicht.«
Wir starrten einander an, und ich sagte: »Ich muss ihn aufspüren. Du bleibst hier, und falls er aufkreuzt, solange ich unterwegs bin...«
»Dann hat er dich wahrscheinlich umgebracht. Bleib hier, John. Zu zweit sind wir stärker.« Eindringlich fügte sie hinzu: »Sei endlich vernünftig!«
Ich ignorierte ihre Aufforderung. »Du gehst am besten zum Ruderboot hinunter. Dort siehst du ihn, falls er den Strand entlangkommt oder an der Leine nach unten klettert. Versteck dich zwischen den Felsen. Sobald du Tobin deutlich erkennen kannst, schießt du ihn in Brust oder Bauch, dann gehst du hin und erledigst ihn mit einem Kopfschuss. Okay?«
Beth schwieg ein paar Sekunden lang, dann nickte sie. »Und danach sage ich: Hände hoch, Polizei! , stimmt's?«
»Genau. Du lernst es allmählich.«
Sie zog ihre 9-mm-Glock und hielt sie mir hin. »Falls er hierher zurückkommt, brauche ich nur einen Schuss. Nimm meine Pistole. Im Magazin sind noch vier Schuss. Lass mir deinen Revolver da.«
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Mit dem metrischen System komme ich nicht zurecht. Lass mir meinen echt amerikanischen sechssch üssigen Revolver Kaliber achtund dreißig.«
»Fünfschüssigen.«
»Richtig. Das muss ich mir merken.«
»Kann ich dir dein Vorhaben ausreden?«
»Nein.«
Nun, vielleicht w äre ein rascher Abschiedskuss angebracht gewesen, aber dafür waren wir wohl beide nicht in der richtigen Stimmung. So drückte ich ihr nur die Hand, und sie drückte mir die Hand, dann wandte ich mich ab und ging durch den Wald davon - weg von der sturmumtosten Klippe, weg von Beth.
Keine fünf Minuten später war ich wieder auf der Schotterstraße. Okay, ich bin jetzt Fredric Tobin. Vielleicht habe ich einen
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