John Corey 01 - Goldkueste
Stahlbeton und Ziegelmauerwerk, die mich stark an die verfallenen Bauten der Mayas erinnerten, die ich einmal im Regenwald außerhalb von Cancün besichtigt hatte. Tatsächlich war das in meinen Flitterwochen gewesen. Aber dies war kein Honigmond. Meine Flitterwochen waren auch keiner gewesen.
Ich blieb auf der Hauptstra ße, obwohl ich auf beiden Seiten Stichstraßen und Betonrampen und -treppen sah. Natürlich hatte Tobin jeden dieser Zugänge zu den alten Befestigungs anlagen benutzen können. Mir wurde klar, dass es wahrscheinlich aussichtslos war, ihn in diesem Labyrinth aufzuspüren. Ich blieb stehen und ging hinter einem auf die Fahrbahn hinausragenden Stahlbetonpfeiler in Deckung.
Als ich eben resigniert umkehren wollte, sah ich einen Lichtschein aufblitzen. Oder vielmehr einen Lichtstrahl, der rechts von mir eine Sekunde lang über den Horizont huschte, bevor er wieder verschwand.
Ich ging in diese Richtung weiter und entdeckte einen fast zugewachsenen schmalen Durchgang, der ziemlich steil nach unten führte. Deutliche Spuren ließen erkennen, dass jemand ihn vor nicht allzu langer Zeit benutzt hatte. Ich bahnte mir einen Weg durch die üppige Vegetation und erreichte schließlich einen tieferliegenden Innenhof zwischen Stahl betonwällen mit Eisentoren, die zu den unterirdischen Munitionslagern führten. Als ich über mir einen Kranz von Geschützstellungen sah, erkannte ich, dass ich bei meinem ersten Besuch dort oben gestanden und in diesen Innenhof geblickt hatte.
Ich blieb hinter einigen B üschen in Deckung und suchte die von Rissen durchzogene Betonfläche ab, ohne jedoch eine Bewegung wahrzunehmen. Auch der Lichtschein zeigte sich nicht wieder.
Ich zog meinen Revolver, trat vorsichtig auf den Innenhof hinaus und begann, mich im Gegenuhrzeigersinn die dick mit Flechten bewachsenen Betonw ände entlangzuschieben.
Nach kurzer Zeit erreichte ich das erste der in den Beton eingelassenen schweren Stahltore. Die beiden Torfl ügel waren geschlossen, und ich sah an den Angeln, dass sie nach außen zu öffnen waren. Aber das Geröll und die Betonbrocken auf dem Boden zeigten, dass dieses Tor lange nicht mehr geöffnet worden war.
Als ich meinen Weg fortsetzte, begriff ich voller Entsetzen, dass ich erledigt war, falls jemand mit einem Gewehr über mir auf den alten Befestigungsanlagen war. Ich erreichte das zweite Tor, das aussah wie das erste: ein altes, stark verrostetes Stahltor, das vermutlich seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet worden war.
Ich arbeitete mich zur dritten Wand, zur Südwand des Innenhofs, vor und sah, dass dort eines der zweiflügligen Tore einen Spalt weit offenstand. Das Geröll auf dem Betonboden war zur Seite geschoben worden, als jemand diesen Torflügel geöffnet hatte. Ich spähte durch den etwa zehn Zentimeter breiten Spalt, ohne etwas zu sehen oder zu hören.
Als ich den Torfl ügel etwas weiter aufzog, kreischten die rostigen Angeln laut. Verdammt! Ich erstarrte und blieb reglos stehen, aber außer dem Heulen des Sturms und dem Prasseln des Regens war nichts zu hören.
Ich holte tief Luft und schl üpfte durch den Torspalt.
Ich blieb mindestens eine Minute lang unbeweglich stehen, während ich alle fünf Sinne anstrengte, um meine Umgebung zu erspüren. Wie vorhin im Feuerwehrhaus war es ein Genuss, aus dem Regen herauszukommen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass dies der einzige Genuss war, den ich hier zu erwarten hatte.
Die Kasematte fühlte sich feucht an und roch feucht - wie ein Verlies, in das nie ein Sonnenstrahl dringt.
Ich machte lautlos zwei große Schritte nach links und berührte eine Wand. Als ich sie abtastete, zeigte sich, dass sie aus Beton bestand und leicht gewölbt war. Nach vier Schritten in entgegengesetzter Richtung stand ich wieder vor einer gewölbten Betonwand. Daraus schloss ich, dass ich mich in einem Tunnel befand, der Ähnlichkeit mit dem hatte, den wir bei unserem ersten Besuch besichtigt hatten - mit dem Tunnel also, der zu den Außerirdischen von Roswell oder den Nazi- Wissenschaftlern führte.
Aber ich hatte keine Zeit f ür Nazis und kein Interesse an Außerirdischen. Ich muss mich entscheiden, ob Tobin diesen Weg genommen hatte oder einen anderen. Und war er zu dem Schatz unterwegs? Oder hatte er gemerkt, dass ich ihn verfolgte, und mich in diese Falle gelockt? Was er vorhatte, war mir eigentlich egal, solange er nur hier war.
Vor mir sah ich nicht den geringsten Lichtschein, sondern nur die für unterirdische Räume
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