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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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charakteristische tiefe Dunkelheit. Da kein menschliches Auge sich an dieses Dunkel gewöhnen kann, würde Tobin - falls er hier war - seine Taschenlampe einschalten müssen, um mich ins Visier zu bekommen. Und sobald er das tat, würde mein Schuss dem Lichtstrahl folgen. Unter diesen Umständen würde kein zweiter Schuss mehr fallen.
    Da meine Seglerjacke und die Gummistiefel bei jeder Bewe gung quietschten, zog ich sie mitsamt der l ängst überflüssigen Schwimmweste aus. Meine Bekleidung bestand jetzt aus einem modischen Schulterhalfter, Polohemd und Jeans, einem Anglermesser im Gürtel und den Wollsocken eines Toten. So ausgerüstet marschierte ich in die pechschwarze Dunkelheit hinein und machte dabei übertrieben hohe Schritte, um etwaigen Hindernissen auf dem Tunnelboden auszuweichen. Ich dachte an Ratten, Fledermäuse und Schlangen, verdrängte den Gedanken aber sofort wieder. Ratten und ähnliches Geschmeiß waren nicht mein Problem; mein Problem war ein bewaffneter Psychopath, der irgendwo im Dunkel vor mir lauerte.
    Heilige Maria... Ich bin immer sehr gläubig, sogar richtig fromm. Ich denke nur nicht viel darüber nach, solange alles gut läuft. Ich meine, als ich im Rinnstein dem Verbluten nahe war, habe ich nicht nur zu Gott gebetet, weil ich dringend Hilfe brauchte. Es war vielmehr so, dass mir Ort und Zeit für ein Gebet geeignet schienen, weil gerade nicht viel anderes lief... Mutter Gottes...
    Mein rechter Fu ß trat auf etwas Glitschiges, und ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Ich ging in die Hocke und tastete den Boden um meine Füße herum ab. Ich berührte einen kalten Metallgegenstand, der sich nicht bewegen ließ, fuhr mit der Hand darüber und identifizierte ihn endlich als eine in den Tunnelboden eingelassene Schiene. Ich erinnerte mich daran, dass Stevens uns von einer Schmalspurbahn für Munitionstransporte von Frachtern im Hafen zu den Küstenbatterien erzählt hatte. Dies war offenbar ein Bahntunnel, der zu einem der Munitionslager führte.
    Ich ging weiter und hielt dabei mit einem Fuß Fühlung mit der Schiene. Nach einigen Minuten bog sie nach rechts ab; zugleich stieß ich an ein niedriges Hindernis, das ich mir nicht gleich erklären konnte. Ich kniete nieder, tastete es ab und entschied, dass es sich um eine Weiche handelte. Ich blieb knien und schaute und horchte in beide Richtungen, ohne etwas sehen oder hören zu können.
    Falls Tobin glaubte, er sei hier unten allein, hätte er bestimmt seine Taschenlampe eingeschaltet oder sich zumindest nicht bemüht, geräuschlos aufzutreten. Da ich ihn weder sehen noch hören konnte, zog ich eine meiner berühmten Schlussfolgerungen und schlussfolgerte, er wisse, dass er nicht allein war. Oder vielleicht war sein Vorsprung einfach nur zu groß. Oder vielleicht war er überhaupt nicht hier... bitte für uns Sünder...
    Vor mir hörte ich plötzlich ein Geräusch, als sei ein Stein oder ein Betonbrocken auf den Tunnel gefallen. Ich horchte angestrengter und glaubte, Wasser rauschen zu hören. Das brachte mich auf die Idee, dieser Tunnel könnte wegen der sintflutartigen Regenfälle irgendwo vor mir eingestürzt sein... jetzt und in der Stunde...
    Ich richtete mich auf und folgte der Schiene nach rechts. Das Wasserrauschen wurde lauter, und die Luft schien besser zu werden.
    Einige Minuten später spürte ich, dass ich den Tunnel verlassen hatte und mich in einem viel größeren Raum befand - in einem Munitionsmagazin. Als ich den Kopf hob und nach oben blickte, sah ich hoch über mir ein kleines Stück Nachthimmel. Durch ein rundes Loch fiel Regen bis auf den Betonboden. Ich sah auch eine Art Eisengerüst, das bis zu dem Loch aufragte, und erkannte, dass dies ein Munitionsaufzug war, der Granaten zu den Küstenbatterien hinaufbefördert hatte. Hier war also die Strecke zu Ende, und ich wusste, dass Tobin hier war, dass er hier auf mich wartete ... unseres Todes. Amen.

36. Kapitel
    Fredric Tobin schien es nicht eilig zu haben, seine Anwesen heit zu verraten. Also wartete ich, w ährend ich auf das herab tropfende Regenwasser lauschte. Nach einiger Zeit hätte ich fast geglaubt, dass ich hier unten allein war, wenn ich nicht die Gegenwart eines weiteren Menschen in diesem Raum gefühlt hätte. Eines bösen Menschen. Wirklich.
    Ich griff langsam mit der linken Hand an meinen G ürtel und zog das Anglermesser heraus.
    Er wusst e natürlich, dass ich hier war - wie ich wusste, dass er hier war und dass er mich in diese Katakombe

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