John Corey 01 - Goldkueste
beschwert haben.«
Wir lachten alle - hahaha. Humor im Forschungslabor. Eigentlich etwas für Reader 's Digest.
Als wir weitergingen, sagte Dr. Seltsam: »In dieser Zone sind Sie ungefährdet - hier befinden sich vor allem Labors für Gentechnik und Büros... ungefährliche Tätigkeiten, wenn ich mal so sagen darf.«
Wir folgten den Korridoren aus Hohlblocksteinen, und Zollner öffnete gelegentlich eine gelbe Stahltür, um jemanden in einem Büro oder Labor zu begrüßen und ihn nach seiner Arbeit zu fragen.
Hier gab es alle m öglichen seltsamen fensterlosen Räume, darunter einen, der an einen Weinkeller erinnerte - nur enthielten die Flaschen nach Zollners Auskunft lebende Zellkulturen.
Irgendwann auf dem Weg durch die schlachtschiffgrauen Korridore erklärte Dr. Zollner: »Es gibt neue Viren, die Tiere oder Menschen oder auch beide befallen. Wir Menschen und die höher entwickelten Tiere besitzen keine Antikörper gegen viele dieser tödlichen Krankheiten. Die heutigen Medikamente gegen Viren sind nicht sehr effektiv, deshalb lässt eine zukünftige weltweite Katastrophe sich nur durch Impfstoffe verhindern, und der Schlüssel zu neuen Impfstoffen ist die Gentechnik.«
»Welche Katastrophe?« fragte Max sofort.
Dr. Zollner ging weiter und äußerte sich angesichts des Themas sehr nonchalant, wie ich fand.
»Was Viruserkrankungen angeht«, sagte er, »würde ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche einen großen Teil der Viehbestände Amerikas vernichten und Millionen von Menschen um ihren Lebensunterhalt bringen. Die Preise der anderen Nahrungsmittel würden sich wahrscheinlich vervielfachen. Das Maul- und Klauenseuche-Virus gehört zu den ansteckendsten und virulentesten Erregern überhaupt und hat deshalb die Spezialisten für biologische Kriegführung schon immer fasziniert. Diese Gentlemen warten nur auf den Tag, an dem es ihren Wissenschaftlern gelingt, das MKS-Virus gentechnisch so zu verändern, dass es auch Menschen infiziert. Aber noch schlimmer ist, dass manche dieser Viren selbständig mutieren und danach Menschen gefährlich werden.«
Diese Feststellungen l östen weder Fragen noch Kommentare aus. Wir warfen einen Blick in weitere Labors, und Dr. Zollner hatte immer ein paar aufmunternde Worte für die blassen Eierköpfe, die in einer Umgebung forschten, deren bloßer Anblick mich bereits nervös machte. »Was haben wir heute dazugelernt?« fragte er beispielsweise. »Haben wir was Neues entdeckt?« Und so weiter. Seine Wissenschaftler schienen ihn zu mögen oder wenigstens zu tolerieren.
Während wir einem weiteren der scheinbar unzähligen Korridore folgten, setzte Dr. Zollner seinen Vortrag fort. »Die letzte wirklich gro ße Grippeepidemie hat es im Jahr neunzehnhundertachtzehn gegeben. Weltweit sind damals ungefähr zwanzig Millionen Menschen gestorben - etwa eine halbe Million davon in den Vereinigten Staaten. Rechnet man diese Zahl auf die heutige Bevölkerung um, wären das ungefähr eineinhalb Millionen Tote. Können Sie sich so etwas in der Gegenwart vorstellen? Dabei war das damalige Virus nicht einmal besonders virulent, und natürlich sind die Menschen weit weniger gereist als heute. Heute sorgt schon der Flugverkehr dafür, dass Virusinfektionen sich binnen weniger Tage über die ganze Welt ausbreiten. Das einzig Gute an hochgefährlichen Viren wie Ebola ist, dass sie so tödlich sind, dass sie kaum Zeit haben, ein afrikanisches Dorf zu verlassen, bevor alle Einwohner tot sind.«
»Gibt's eine Einuhr-Fähre?« fragte ich.
Dr. Zollner lachte. »Sie sind nervös, stimmt's? Aber hier ist nichts zu befürchten. Wir sind sehr vorsichtig. In diesem Gebäude haben wir großen Respekt vor den kleinen Organismen.«
»Das klingt wie der Mein-Hund-beißt-nicht -Scheiß.«
Dr. Zollner ging dar über hinweg. »Das Landwirtschafts ministerium hat den Auftrag, durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass keine Tierseuchen aus dem Ausland eingeschleppt werden. Damit sind wir das Gegenstück des für Menschen zuständigen Zentrums für Seuchenkontrolle in Atlanta, Georgia. Wie Sie sich vielleicht denken können, arbeiten wir wegen möglicher Crossover-lnfektionen - vom Tier zum Menschen und umgekehrt - eng mit Atlanta zusammen.
In Newburgh, New York, befindet sich eine riesige Quarant änestation, in der alle in dieses Land eingeführten Tiere für eine bestimmte Zeit in Quarantäne bleiben müssen. Man fühlt sich an die Arche Noah erinnert, wissen Sie, wenn man die tagtäglich
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