John Corey 01 - Goldkueste
Inventur gemacht?«
»Ja. Aber ich muss ehrlicherweise zugeben, dass wir unmöglich jeden einzelnen nachweisen können. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass jemand bestimmte Organismen heimlich an einem dafür nicht vorgesehenen Ort vermehrt haben könnte. Ja, ja, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, die Gordons könnten seltene, absolut tödliche Organismen entwendet und an... nun, vielleicht an eine ausländische Macht verkauft haben. Aber ich versichere Ihnen, dass sie das nie getan hätten.«
»Warum nicht?«
»Weil das eine zu schreckliche Vorstellung wäre.«
Ich nickte. »Das ist natürlich sehr beruhigend. Hey, dann können wir jetzt alle heimgehen.«
Dr. Zollner beugte sich über seinen Schreibtisch. »Detective Corey«, sagte er mit seinem leichten Akzent, »würden Sie das Höllentor aufsperren, wenn Sie den Schlüssel dafür hätten? Täten Sie das, müssten Sie ein sehr schneller Läufer sein.«
Ich dachte einen Augenblick dar über nach. »Wozu brauchen Sie Schloss und Riegel, wenn es so undenkbar ist, das Höllentor aufzusperren?« fragte ich ihn.
»Um uns beispielsweise vor Verrückten zu schützen.« Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Selbstverständlich sind die Gordons nicht verrückt gewesen.«
Niemand äußerte sich dazu. Das alles hatten wir seit gestern Abend unzählige Male durchdacht und besprochen.
Schließlich sagte Dr. Zollner: »Ich habe eine andere Theorie, die sich nach meiner Überzeugung noch heute als richtig erweisen wird. Die Gordons, die liebenswerte Menschen, aber ein bisschen leichtsinnig und in Geldnöten waren, haben einen der neuen Impfstoffe entwendet, an denen wir hier arbeiten. Ich glaube, dass sie bei der Entwicklung eines der Impfstoffe schon weiter gewesen sind, als sie uns mitgeteilt haben. Vermutlich haben sie separate Protokolle geführt und sogar eigene Sequenz-Gels hergestellt - durchsichtige Trägerplatten, auf denen sich gentechnisch erzeugte Mutationen, die in krankheitserregende Viren injiziert werden, als eine Art Strichkode abzeichnen.«
Als niemand sich dazu äußerte, fuhr er fort: »Stellen Sie sich also vor, die Gordons hätten einen wirksamen Impfstoff gegen eine schreckliche Viruskrankheit entdeckt, diese Entdeckung geheim gehalten und ihre Aufzeichnungen, die Kulturen und den Impfstoff selbst in einem Winkel ihres Labors oder einem leer stehenden Gebäude auf der Insel aufbewahrt. Ihre Absicht wäre es natürlich gewesen, alles an einen Pharmakonzern, vermutlich eine ausländische Firma, zu verkaufen. Vielleicht wollten sie auch kündigen, zu einem Pharmakonzern gehen und vorgeben, ihre Entdeckung erst dort gemacht zu haben. Dafür hätten sie einige Millionen Dollar bekommen. Und die Lizenzgebühren könnten je nach Impfstoff das Zehn- oder Zwanzigfache betragen.«
Wieder schwiegen alle. Ich sah zu Beth hin über. Vorhin auf der Klippe hatte sie davon gesprochen, man werde uns so etwas als Erklärung vorsetzen.
Dr. Zollner fuhr fort: »Diese Version ist auch deshalb logisch, weil Menschen, die mit Leben und Tod arbeiten, lieber Leben verkaufen würden. Es ist sicherer - und finanziell lohnender. Der Tod ist billig. Ich könnte Sie alle mit einer Prise Anthrax umbringen. Das Leben ist schwieriger zu schützen und zu bewahren. Sollte der Tod der Gordons also irgendwie mit ihrer Arbeit zusammenhängen, muss der Zusammenhang wie von mir beschrieben aussehen. Wie kommen Sie darauf, aus schließlich an Krankheitserreger zu denken? Aber das kann ich Ihnen nicht einmal verübeln. Sie müssen immer den schlimmsten Fall annehmen. Das ist schließlich Ihr Job.“
Wir schwiegen noch immer.
Zollner sah einen nach dem anderen an, bevor er fortfuhr: »Sollten die Gordons das getan haben, wäre es moralisch verwerflich und illegal gewesen. Und ihr Verbindungsmann nicht minder, und zu allem ist er auch noch ein Mörder.«
Der gute Dr. Zollner schien alles gründlich durchdacht zu haben.
Er sprach weiter. »Das wäre nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler im Staatsdienst oder bei Großfirmen ihre eigenen Entwicklungsergebnisse stehlen, um reich zu werden. Für begabte Menschen ist es sehr frustrierend, zusehen zu müssen, wie andere mit ihrer Arbeit Millionen verdienen. Ich meine tatsächlich Millionen. Ließe dieser Impfstoff sich beispielsweise gegen eine weitverbreitete Infektionskrankheit wie Aids verwenden, wären damit nicht nur Millionen, sondern noch mehr Dollar zu verdienen. Die Entdecker könnten vielleicht sogar
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