John Corey 01 - Goldkueste
Beziehung einzigartige Voraussetzungen: Sie liegt isoliert, hat aber trotzdem beste Verbindungen zu wichtigen Transport- und Kommunikationszentren, zu den besten Universitäten Amerikas und zu vielen Wissenschaftlern unserer Fachgebiete. Außerdem ist unser Forschungslabor hoch modern. Daher arbeiten wir nicht nur mit dem Militär, sondern auch mit anderen in- und ausländischen Stellen zusammen, wenn es außergewöhnliche oder potentiell... für Menschen gefährliche Stoffe zu erforschen gibt. Zum Beispiel Ebola.«
»Mit anderen Worten«, sagte ich, »vermieten Sie hier gewissermaßen Zimmer?«
»Wir sind eine große Forschungseinrichtung«, antwortete er ausweichend.
»Haben die Gordons für das Landwirtschaftsministerium gearbeitet?« fragte ich.
»Das darf ich leider nicht sagen.«
»Von wem haben sie ihre Gehaltsscheck bekommen?«
»Alle unsere Gehaltsschecks kommen vom Landwirtschafts ministerium. «
»Aber nicht jeder Wissenschaftler, der seinen Scheck von dort bekommt, ist dort angestellt. Richtig?«
»Ich habe nicht vor, mich auf ein Wortgefecht mit Ihnen einzulassen, Mr. Corey.« Er nickte Dr. Chen zu. »Bitte fahren Sie fort.«
»Ein Forschungsvorhaben dieser Art besteht aus so vielen Einzelschritten, dass außer dem Projektleiter niemand den völligen Überblick hat«, erklärte sie. »Tom hat das Projekt geleitet, und Judy ist seine Stellvertreterin gewesen. Beide waren hervorragende Forscher. Nachträglich begreife ich, was die beiden gemacht haben: Sie haben des Öfteren Unter suchungen verlangt, was aber gewissermaßen nichts als ein Ablenkungsmanöver war; außerdem hatten sie mitunter Kollegen gegenüber behauptet, sie seien in eine Sackgasse geraten. Sie haben die klinischen Tierversuche genau verfolgt, aber die Tierpfleger weitgehend im Ungewissen gelassen. Daraus folgt, dass nur Tom und Judy im Besitz sämtlicher Informationen gewesen sind.«
Dr. Chen dachte einen Augenblick nach, dann fuhr sie fort: »Ich bezweifle, dass alles von Anfang an geplant war... Ich glaube, dass sie erst kurz vor der Entdeckung eines brauchbaren Impfstoffs gegen Affen-Ebola auf die Idee gekommen sind, diesen Impfstoff industriell auszuwerten. Der nächste logische Schritt wäre ein für Menschen geeigneter Impfstoff gewesen. Vielleicht haben sie geglaubt, der Menschheit damit einen Dienst zu erweisen. Oder sie waren der Meinung, den Impf stoff außerhalb dieses Labors - das wie jede Behörde langsam arbeitet - schneller und effektiver entwickeln zu können.«
»Bleiben wir lieber beim Gewinnstreben, Dr. Chen«, wandte Max ein. »Dieses humanitäre Motiv zieht bei mir nicht.«
Sie zuckte mit den Schultern.
Beth deutete auf das Mikroskop. »Darf ich mal reinsehen?«
»Das sind natürlich abgestorbene Ebola-Viren«, sagte Dr.
Chen. »Lebende Ebola gibt's nur in Zone fünf. Aber ich kann Ihnen ohne Gefahr Videoaufnahmen von lebenden Viren zeigen.« Sie drehte sich nach einem Fernseher um und stellte den Videorecorder an. Auf dem Bildschirm erschienen vier schwachrosa gefärbte, fast durchsichtige dreidimensionale Kristalle in Prismenform. Falls sie lebten, stellten sie sich tot.
»Ich untersuche ihre Molekularstruktur«, erklärte Dr. Chen uns, »damit die Gentechniker das Virus verändern können. Das neue Virus wird vermehrt und Affen injiziert. Danach sind drei Reaktionen möglich: Der Affe erkrankt und stirbt; er erkrankt nicht, bildet aber auch keine Ebola-Antikörper; er erkrankt und bildet Ebola-Antikörper. Das ist die Reaktion, die wir erhoffen. Sie bedeutet, dass wir einen Impfstoff gefunden haben. Wie effektiv dieser ist, stellt sich erst später heraus. Manchmal ist die Immunreaktion zu schwach, oder der Impfstoff schützt nicht vor allen Virusstämmen. Das macht unsere Arbeit so frustrierend. Viren sind genetisch und molekular sehr einfach, aber doch schwieriger als Bakterien, weil sie leicht zu mutieren, schwer zu verstehen und schwer abzutöten sind.«
Dr. Chen schaltete den Videorecorder aus.
Nun fragte Beth, wie die Gordons sich gestern Vormittag verhalten hatten, und Dr. Chen antwortete, sie hätten etwas nervös gewirkt, Judy habe über Migräne geklagt, worauf sie beschlossen hätten, früher heimzufahren. Das überraschte keinen von uns.
»Glauben Sie, dass die beiden gestern etwas von hier mitgenommen haben?« fragte ich ganz direkt.
Dr. Chen überlegte kurz. »Keine Ahnung«, sagte sie dann. »Woher soll ich das wissen?«
»Wie schwierig ist es überhaupt, hier etwas rauszuschmug
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