John Corey 01 - Goldkueste
Polizei!«
Sie kam ins Wohnzimmer zur ück und bot uns mit einer Handbewegung ein Zweiersofa an, auf dem wir Wange an Wange saßen.
»Möchten Sie etwas trinken?« fragte Mrs. Agnes Murphy.
»Nein, danke Ma'am«, antwortete ich. »Ich bin im Dienst.«
Auch Beth lehnte dankend ab.
Mrs. Murphy sa ß uns gegenüber in einem Schaukelstuhl.
Ich sah mich um. Die Einrichtung war im klassischen Alte- Furzer-Stil gehalten: dunkle, muffige Polstermöbel, hundert hässliche Nippes, unglaublich kitschige Souvenirs, Fotos von Enkeln und so weiter. Die Wände waren grün wie Minzetäfelchen, und der Teppich war... nun, wen kümmert's?
Mrs. Murphy trug einen rosafarbenen Hosenanzug aus Synthetikmaterial, der dreitausend Jahre halten w ürde.
»Haben Sie die Gordons gemocht?« fragte ich sie.
Die Frage verblüffte sie, was ich beabsichtigt hatte. Sie sammelte sich und antwortete: »Wir haben sie nicht sehr gut gekannt, aber sie sind meistens ruhig gewesen.«
»Warum sind sie Ihrer Meinung nach ermordet worden?«
»Also... woher soll ich das wissen?« Wir musterten einander, dann meinte sie: »Vielleicht hat's was mit ihrer Arbeit zu tun gehabt.«
Edgar Murphy kam herein und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Er sei in der Garage gewesen, erklärte er, und habe an seinem Rasenmäher gearbeitet. Er musste fast achtzig sein, und wäre ich wie Beth Penrose in Gedanken schon bei einer späteren Gerichtsverhandlung gewesen, hätte ich lieber nicht darauf gewartet, dass Edgar noch im Zeugenstand erscheinen würde.
Er trug Arbeitsschuhe und einen grünen Overall und war so blass wie seine Frau. Ich stand auf und schüttelte Mr. Murphy die Hand. Dann setzte ich mich wieder, und Edgar nahm in einem Liegesessel Platz, den er tatsächlich nach hinten kippte, so dass er zur Zimmerdecke aufsah. Ich versuchte, Blickkontakt mit ihm zu halten, aber das war wegen unserer unterschied lichen Positionen schwierig. Jetzt wusste ich, warum ich meine Eltern nie besuche.
»Ich hab' schon mit Chief Maxwell geredet«, erklärte Edgar Murphy.
»Ja, Sir. Ich bin bei der Mordkommission«, sagte Beth.
»Bei wem ist er?«
»Ich bin bei Chief Maxwell«, antwortete ich.
»Nein, das sind Sie nicht. Ich kenne jeden einzelnen von Maxwells Cops.«
Der Fall drohte zu einem Dreifachmord zu werden. Ich richtete den Blick an die Zimmerdecke und wandte mich an den Fleck, auf den sein Blick gerichtet war. »Man hat mich als Berater hinzugezogen«, sagte ich. »Hören Sie, Mr. Murphy...«
Mrs. Murphy unterbrach mich. »Ed, kannst du dich nicht anständig hinsetzen? Es ist sehr unhöflich, so dazusitzen.«
»Zum Teufel damit! Dies ist mein Haus. Er kann mich prima hören. Sie können mich prima hören, stimmt's?«
»Ja, Sir.«
Beth begann mit einer kurzen Einleitung, bei der sie verschiedene Details und Zeiten bewusst falsch wiedergab, und Mr. Murphy verbesserte sie, womit er sein gutes Kurzzeitgedächtnis bewies. Auch Mrs. Murphy beteiligte sich daran, einzelne Punkte genauer darzustellen. Die beiden schienen verlässliche Zeugen zu sein, und ich schämte mich wegen meiner Ungeduld mit alten Menschen. Mir war's schrecklich peinlich, dass ich Edgar in seinem Liegesessel hatte zerquetschen wollen.
Jedenfalls zeigte sich bei diesem Gespr äch, das Beth und ich mit Edgar und Agnes führten, dass rein von den Tatsachen nicht viel Neues kam: Nach dem Abendessen, das viele alte Leute gegen vier Uhr nachmittags einnehmen, hatten die Murphys um halb sechs Uhr auf ihrer verglasten Veranda gesessen und ferngesehen, als sie das Boot der Gordons geh ört hatten. Noch jetzt jammerte Mrs. Murphy: »Gott, sind das laute Motoren! Wozu brauchen die Leute so große, laute Motoren?«
Um ihre Nachbarn zu ärgern, Mrs. Murphy. Ich fragte: »Haben Sie das Boot gesehen?«
»Nein«, antwortete Mrs. Murphy. »Wir haben gar nicht hingesehen.«
»Aber Sie hätten das Boot von der Veranda aus sehen können?«
»Wir sehen das Wasser, ja. Aber wir haben ferngesehen.«
»Besser, als auf die doofe Bay hinaus zu starren.«
»John!« sagte Beth. Jetzt war Beth dran mit der Befragung; sie fragte: »Und Sie wissen bestimmt, dass Sie nichts gehört haben, was sich nach einem Schuss angehört hat?«
»Nö«, sagte Edgar Murphy. »Ich höre noch ziemlich gut. Ich hab' gehört, wie Agnes mich gerufen hat, stimmt's?«
»Schüsse klingen manchmal seltsam, gar nicht wie Schüsse«, erklärte Beth. »Im Fernsehen klingen Schüsse immer gleich, wissen Sie, aber im richtigen Leben
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