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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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fort.
    »Das bringt uns nicht weiter«, sagte ich zuletzt. »Okay, gut, jetzt kommt die kleine Ansprache, mit der ich jede neue Vorlesungsreihe beginne. Wollen Sie sie hören?«
    »Schießen Sie los.«
    »Meine Damen und Herrn, der Schauplatz eines Mordes ist wie ein Bild, eine Fotografie, auf der man nichts mehr verändern kann. Über dieses Stillleben können Sie mehrere Theorien aufstellen, die aber trotzdem nur Theorien bleiben. Wie ein Archäologe kann ein Detektiv unangreifbare Tatsachen und gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zusammentragen, aber daraus trotzdem falsche Schlüsse ziehen. Dazu kommen einige Lügen, Täuschungsversuche und hilfsbereite Personen, die aber Fehler machen. Und Leute, die Ihnen erzählen, was Sie hören wollen, weil es zu Ihrer Theorie passt, andere Leute, die heimlich eigene Ziele verfolgen, und der Täter selbst, der eine falsche Spur gelegt hat. Und hinter diesem Gewirr aus Widersprüchen, Ungereimtheiten und Lügen verbirgt sich die Wahrheit.« Ich erklärte Beth: »Stimmt meine Zeitplanung, klingelt es in diesem Augenblick, und ich sage: Meine Damen und Herren, Ihre Aufgabe ist es, die Wahrheit aufzuspüren. «
    »Bravo!« sagte sie.
    »Vielen Dank.«
    »Also, wer hat die Gordons umgebracht?« fragte sie.
    »Weiß der Teufel«, antwortete ich.

15. Kapitel
    Wir standen in der Abendsonne neben Beth Penroses schwarzem Dienstwagen. Es war kurz vor sechs Uhr. »Wie war's mit einem Cocktail?« schlug ich vor.
    »Können Sie Margaret Wileys Haus finden?« lautete ihre Gegenfrage.
    »Vielleicht. Serviert sie Cocktails?«
    »Wir fragen sie. Steigen Sie ein.« Sie ließ den Motor an, und wir fuhren los - durch Nassau Point, über die lange Brücke und dann aufs Festland.
    »Wohin?« fragte sie.
    »Rechts, glaub' ich.«
    Sie bog mit quietschenden Reifen ab. »Nicht so schnell!« bettelte ich.
    Sie fuhr langsamer.
    Es war schön, in der Abendsonne mit offenen Fenstern durch Wiesen und Weinberge zu fahren und die frische Luft zu genießen. »In meiner Kindheit hat's hier zwei Arten von Farmen gegeben«, sagte ich. »Die Kartoffelfarmen der Deutschen und Polen, die Anfang des Jahrhunderts hierhergekommen sind, und die Obst- und Gemüsefarmen der Nachkommen der ersten Siedler. Manche der Farmen sind seit dreihundertfünfzig Jahren in Familienbesitz. Schwer zu begreifen.«
    Beth schwieg eine Zeitlang. »Unsere Farm hat meiner Familie über hundert Jahre lang gehört«, erklärte sie.
    »Wirklich? Und Ihr Vater hat sie verkauft?«
    »Er musste. Schon als ich noch klein war, waren wir von Neubauten umringt. Wir haben als Sonderlinge gegolten. Ich bin in der Schule als Bauerntrampel ausgelacht worden.« Lächelnd fuhr sie fort: »Aber Dad hat zuletzt gelacht. Eine Million Dollar für seinen Grund und Boden. Das ist damals viel Geld gewesen.“
    »Das ist noch heute viel Geld. Haben Sie's geerbt?«
    »Noch nicht. Aber ich verschwende die Erträge eines Treuhandfonds.«
    »Wollen Sie mich heiraten?« fragte ich.
    »Nein, aber Sie dürfen meinen BMW fahren.«
    »Langsamer und dort vorn links.«
    Sie bog ab, und wir fuhren wieder nach Norden. Mit einem Blick auf mich sagte Beth: »Ich dachte, Sie seien verheiratet?«
    »Geschieden.«
    »Mit Brief und Siegel?«
    »Ich glaube schon.« Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern, meine Entlassungspapiere bekommen zu haben.
    »Ich erinnere mich an einen Fernsehbericht... als Sie im Krankenhaus lagen... eine attraktive Ehefrau mit dem Oberbürgermeister und dem Polizeipräsidenten beim Krankenbesuch... wissen Sie das noch?«
    »Nicht wirklich. Hab' davon gehört. Rechts und gleich wieder links.«
    Wir befanden uns auf der Lighthouse Road. »Langsam«, sagte ich, »damit wir die Hausnummern lesen können.«
    Auf beiden Seiten der zum Leuchtturm Horton Point f ührenden schmalen Straße standen vereinzelt kleine Häuser zwischen Weinbergen. Wir kamen zu einem hübschen Klinkerhaus, auf dessen Briefkasten Wiley stand. Beth hielt auf dem grasbewachsenen Randstreifen. »Hier müsste es sein.«
    Wir stiegen aus und folgten einem Plattenweg zur Haustür. Da es keine Klingel gab, klopften wir an. Als niemand öffnete, gingen wir um das Haus herum nach hinten.
    Eine hagere Frau von etwa siebzig Jahren, die ein gebl ümtes Sommerkleid trug, arbeitete in ihrem Gemüsegarten. »Mrs. Wiley?« rief ich.
    Sie sah auf und kam uns entgegen. »Ich bin Detective John Corey«, stellte ich mich vor. »Ich habe Sie heute Nacht angerufen. Das hier ist meine

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