John Corey 01 - Goldkueste
Dodge. Hätte ihr Mann noch gelebt, wäre er bestimmt damit einverstanden gewesen.
Beth und ich fuhren hinter Mrs. Wiley her. Wir bogen nach rechts auf die vierspurige Middle Road ab, die parallel zur alten Main Road verläuft. Die Fahrt durch Farmland und Weinberge war herrlich. Die Abendsonne schien ins Auto, die Luft roch nach Trauben, eine rothaarige Schönheit saß am Steuer, und wenn ich nicht wegen der Ermordung zweier Freunde ermittelt hätte, hätte ich vor mich hin gepfiffen.
Zu unserer Linken stieg das flache Farmland im Norden pl ötzlich so steil an, dass es einen mit Unterholz und Bäumen bewachsenen Wall bildete. Tatsächlich lagen dort die Klippen, die nach Norden hin zum Meer abfielen, aber von der Straße aus war das Wasser nicht zu sehen.
Mrs. Wiley fuhr sehr zügig, und wir überholten Traktoren und Pickups.
»Ich habe noch mal über das Grundstück nachgedacht«, sagte Beth plötzlich. »Der überhöhte Preis ist noch unverständlicher, wenn man bedenkt, dass die Gordons es für tausend Dollar im Jahr hätten pachten können. Ist das in Bezug auf die Morde relevant oder nicht?«
»Vielleicht. Möglich ist auch, dass die Gordons sich bloß haben reinlegen lassen - oder dass sie ihrerseits Mrs. Wiley reingelegt haben. Vielleicht haben sie einen Trick gefunden, mit dem sich der Verkauf des Baurechts rückgängig machen lässt. Dann hätten sie für fünfundzwanzig Riesen ein Grundstück am Wasser gekauft, das als Baugrundstück mindestens hunderttausend Dollar wert ist. Ein hübscher Gewinn.«
Beth nickte. »Gut, ich erkundige mich mal nach den hiesigen Grundstückspreisen.« Sie warf mir einen kurzen Blick zu. »Sie haben offenbar noch eine Theorie.«
»Vielleicht. Nicht offenbar.«
Sie fuhr einige Zeit schweigend weiter. »Die Gordons mussten das Grundstück besitzen. Richtig? Weshalb? Erschließung? Wegerechte? Als Herzstück eines zukünftigen Naturparks? Erdöl, Gas, Kohle, Diamanten, Rubine...? Was?«
»Auf Long Island gibt's keine Bodenschätze, nur Sand, Ton und Fels. Das weiß sogar ich.«
»Richtig... aber Sie vermuten etwas.«
»Nichts Bestimmtes. Ich habe ein... ein gutes Gespür dafür, was wichtig ist. Ich spüre rein gefühlsmäßig, was in ein Bild passt und was nicht.«
»Weil Sie dann ein Ping! hören?«
»Gewissermaßen.«
Mrs. Wileys Bremslichter leuchteten auf, und sie bog von der Middle Road auf eine Schotterstra ße ab. Beth, die nicht aufgepasst hatte, musste scharf bremsen und nahm die Kurve auf zwei Rädern.
Wir folgten Margarets Dodge, der eine gewaltige Staubwolke aufwirbelte, die uns einh üllte, so dass ich den Staub tats ächlich auf der Zunge schmecken konnte. Hastig schlössen wir unsere Fenster.
Schließlich bog Mrs. Wiley auf einen Weg ab, der parallel zu den nur etwa fünfzig Meter entfernten Klippen verlief. Nach einigen hundert Metern blieb sie mitten auf dem Weg stehen. Beth tat es ihr nach.
Mrs. Wiley stieg aus, und wir folgten ihrem Beispiel. Der schwarze Ford war mit einer dicken Staubschicht bedeckt.
Wir gingen zu Mrs. Wiley, die am Fu ß der Felsen wartete. »Hier hat's seit zwei Wochen nicht mehr geregnet«, sagte sie. »Den Winzern kommt das um diese Jahreszeit sehr gelegen. Davon werden die Trauben süßer, weniger wässrig. Erntereif.«
Das war mir ziemlich egal, aber ich wusst e nicht, wie ich das rüberbringen sollte, ohne unhöflich zu wirken. »Manche Leute beten um Regen, andere um Sonnenschein«, sagte ich. »So ist das Leben.«
Margaret musterte mich pr üfend. »Sie sind nicht von hier, stimmt's?«
»Nein, Ma'am. Aber mein Onkel ist von hier. Harry Bonner. Der Bruder meiner Mutter. Hat ein Farm Bay Estate drunten in Mattituck. Oder heißt's Bay Farm Estate? Jedenfalls...«
»Ah, richtig. Seine Frau June hat uns ungefähr zur selben Zeit wie mein Thad verlassen.«
»Ja, das könnte hinkommen.« Dass Margaret Wiley meinen Onkel Harry kannte, erstaunte mich nicht sonderlich. Ich meine, die einheimische Gesamtbevölkerung besteht, wie schon gesagt, aus etwa zwanzigtausend Menschen - fünftausend Personen weniger, als im Empire State Building arbeiten. Das soll nicht heißen, dass alle im Empire State Building arbeitenden Leute sich kennen, aber... jedenfalls hatten Margaret und vermutlich auch der verstorbene Thad Wiley meinen Onkel Harry und die verstorbene June Bonner gekannt.
»John? Mrs. Wiley spricht mit Ihnen.“
»Oh, sorry. Ich bin im Dienst verwundet worden und leider immer noch nicht ganz auf dem Damm.«
»Sie
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