John Corey 03 - Nachtflug
den TWA-Fall bearbeitet hat, und du hast ihm erzählt, dass du bei der Gedenkfeier warst, und ich weiß, dass Kate an dem Fall mitgearbeitet hat, und Marie Gubitosi ebenfalls. Und jetzt willst einen Typ namens Brock ausfindig machen, der vor fünf Jahren auf Long Island gewohnt hat. Reiner Zufall? Glaube ich nicht. Ich sehe da gewisse Zusammenhänge, John.«
Manchmal vergesse ich, dass das Blaue Netzwerk in beide Richtungen arbeitet, und ich vergesse mitunter, dass Dom Fanelli ein schlauer Cop ist. »Du solltest Detective werden«, sagte ich zu ihm. »Okay, sieh zu, was du über diese Personen für mich rauskriegen kannst.«
»Wie schnell brauchst du das?«
»In etwa zwei Monaten.«
»In zwei Wochen sollte ich Bescheid wissen. Vielleicht schon in zwei Tagen. Ich ruf dich an.«
»Lass dir Zeit. Ich gehe ein paar Monate in den Jemen.«
»Wo, zum Geier, ist der Jemen?«
»Ist auf der Landkarte.« Und ich fügte hinzu: »Ich werde außer Landes verfrachtet, weil man mir eine Lektion erteilen will, dass man Befehle befolgt.«
»Das ist ätzend. Vielleicht solltest du lieber Befehle befolgen.« »Mach ich doch. Ich gehe in den Jemen.« »Ist das so ähnlich wie Staten Island?«
»Yeah, aber die FBIler haben ein größeres Revier. Außerdem geht Kate nach Afrika, um die gleiche Lektion zu lernen.“
»Mama mia. Euch haben sie ja schwer am Arsch. Hey, ich behalte dein Apartment im Auge, während du weg bist.«
»Ich gebe dir einen Schlüssel, damit du's im Auge behalten kannst. Aber benutze es nicht als Liebesnest.«
»Als was? Hey, Paisano, was passiert mit mir, wenn die FBIler dahinterkommen, dass ich diese Leute für dich suche? Krieg ich dann einen Freiflug in den Jemen?«
»Das werden sie nicht erfahren. Du musst diese Leute weder befragen noch mit ihnen in Verbindung treten. Ich muss bloß wissen, wo sie stecken. Ich kümmere mich darum, wenn ich wieder da bin.«
»Ganz recht. Lass uns ein Bier trinken, bevor du abhaust.«
»Keine gute Idee. Ich bin im Moment zu heiß. Ich hinterlege meinen Wohnungsschlüssel im Büro des Hausverwalters.«
»Okay. Hey, isses das wert?«
Ich verstand die Frage und erwiderte: »Anfangs war ich mir nicht ganz sicher. Aber ich habe grade einen Tritt in die Eier bekommen. Folglich muss ich jetzt zurücktreten.«
Er schwieg eine Weile, was ganz untypisch für ihn ist, dann sagte er: »Yeah. Das kann ich verstehen. Aber manchmal muss man den Schlag einfach wegstecken.«
»Manchmal. Aber diesmal nicht.«
»Hast du irgendwas Neues über den Fall rausgekriegt?«
»Was für einen Fall?«
»Okay. Wann brichst du auf?«
»Vermutlich am Dienstag.«
»Ruf mich an, bevor du abreist.«
»Nein, ich rufe dich an, wenn ich wieder da bin. Setz dich nicht mit mir in Verbindung, während ich dort bin.«
»Ich weiß nicht mal, wo, zum Geier, das überhaupt ist. Bestell Kate bon voyage. Wir sehen uns, wenn du wieder da bist.“
»Danke, Dom.« Ich hängte ein und lief zur Federal Plaza 26 zurück.
Wahnsinn zeichnet sich, wie jemand mal sagte, dadurch aus, dass man jedes Mal das gleiche macht und andere Ergebnisse erwartet.
Demnach war ich wirklich verrückt.
30
Ich betrat Mr. Koenigs eindrucksvolle Eckzimmersuite mit ihrem hübschen Ausblick auf das World Trade Center, die Freiheitsstatue, Staten Island und den Hafen.
Ich war schon ein paarmal in diesem Büro gewesen, und besonders freudig war keiner dieser Anlässe gewesen. Heute dürfte es nicht anders werden.
Jack Koenig stand an einem der Fenster, starrte auf den Hafen und kehrte mir den Rücken zu.
Einfach dazustehen und abzuwarten, wie man seine Anwesenheit kundtut, ist eines seiner kleinen Machtspielchen. Ich überlegte, ob ich auf Arabisch »Allah akbar!« brüllen und mich auf ihn stürzen sollte, begnügte mich aber mit einem kurzen Räuspern.
Er drehte sich zu mir um und nickte.
Jack Koenig ist ein großer, schlanker Typ mit kurzgestutzten grauen Haaren und grauen Augen, der graue Anzüge trägt. Ich glaube, das soll einen an Stahl erinnern, aber ich denke immer an Bleistiftminen. Vielleicht auch an Beton.
Er schüttelte mir die Hand, winkte mich zu einem runden Tisch und sagte: »Nehmen Sie Platz.«
Ich setzte mich, und er setzte sich mir gegenüber. »Hat Kate Ihnen bestellt, dass ich Sie sprechen will?« sagte er.
»Ja.«
»Wo waren Sie?«
»In Captain Steins Büro.«
»Danach.«
»Ach, ich habe einen kleinen Spaziergang unternommen, um einen klaren Kopf zu kriegen. Seine Zigarre setzt mir immer zu.
Ich
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