John Corey 03 - Nachtflug
meine, ich will mich nicht darüber beklagen, dass er in einer Umgebung raucht, in der Rauchen nicht gestattet ist, aber -«
»David hat mir berichtet, dass Sie kündigen wollen.«
»Tja, ich hab's mir anders überlegt. Es sei denn, Sie sind anderer Meinung.«
»Nein. Ich möchte Sie hier behalten.«
Er fügte nicht hinzu: »Wo ich Sie im Auge behalten und Ihnen das Leben schwermachen kann«, aber wir waren uns beide darüber im klaren.
»Ich weiß Ihr Vertrauen in mich zu schätzen«, sagte ich.
»Das habe ich nie gesagt. Genaugenommen habe ich keinerlei Vertrauen in Ihr Urteilsvermögen. Aber ich möchte Ihnen noch eine Chance geben, dem Team und Ihrem Vaterland zu Diensten zu sein.«
»Ausgezeichnet.«
»Verscheißern Sie mich nicht, John. Ich bin nicht in der Stimmung dazu.«
»Ich auch nicht.«
»Gut. Dann können wir ja zur Sache kommen. Sie haben sich mit dem Fall TWA 800 beschäftigt, in Ihrer Dienstzeit und trotz ausdrücklicher Anweisung, es nicht zu tun.«
»Ich nehme von Liam Griffith keine Befehle entgegen.«
»Nein, Sie nehmen Ihre Befehle von mir entgegen, und ich sage Ihnen, wie ich auch schon Kate gesagt habe, dass Sie sich nicht mit diesem Fall befassen sollen. Warum? Vertuschung? Verschwörung? Wenn Sie das meinen, dann sollten Sie kündigen und die Sache weiterverfolgen. Und vielleicht machen Sie das ja auch. Aber im Moment möchte ich, dass Sie in den Jemen gehen und ein Gespür dafür kriegen, was wir hinsichtlich der Sicherheit Amerikas rund um den Globus zu erreichen versuchen.«
»Was versuchen wir denn zu erreichen?“
»Das sollen Sie selber herausfinden.«
»Warum im Jemen? Warum nicht dort, wo Kate hingeht?«
»Das ist keine Bestrafung, falls Sie das denken sollten. Es ist eine Ehre, in Übersee zu dienen.«
Wir bewegten uns nicht auf dem gleichen Planeten, daher war es sinnlos, mit ihm zu streiten. »Ich bin dankbar dafür, dass ich die Gelegenheit dazu bekomme.«
»Das weiß ich.«
»Was soll ich dort machen?«
»Sie werden in Aden umfassend unterrichtet.«
»Gut. Ich will nämlich nicht übereifrig vorgehen und von der Botschafterin rausgeworfen werden.«
Er warf mir einen stählernen Blick zu und erwiderte: »Das ist ein wichtiger Auftrag. Siebzehn amerikanische Seeleute wurden ermordet, und wir werden diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dingfest machen.«
»Ich brauche keine aufmunternden Reden. Ich tu meine Pflicht.«
»Die tun Sie. Aber Sie werden sich an die Regeln halten.«
»Bestens. Ist das alles?«
»Soweit es um den Jemen geht. Verraten Sie mir, was Sie gestern gemacht haben?«
»Ich bin gen Osten gefahren.«
»Wo waren Sie?«
»Am Strand.«
»Sie sind nicht braun.«
»Ich habe mich in den Schatten gesetzt.«
»Warum waren Ihr Handy und der Pieper abgestellt?«
»Ich musste einen Tag geistig ausspannen.«
»Gut, dass Sie das einsehen.“
Das war genaugenommen komisch, und ich lächelte auch.
»Aber Sie werden nie wieder Ihren Pieper abstellen«, schob er nach.
»Ja, Sir. Werden mein Pieper und das Handy im Jemen funktionieren?«
»Wir werden dafür sorgen. Lassen Sie mich eine Frage stellen
- glauben Sie, dass Sie möglicherweise irgendwelche neuen
Erkenntnisse zu Flug 800 erhalten haben?«
Tja, das war eine heikle Frage. »Wenn dem so wäre, wären Sie der erste, der es erfährt«, erwiderte ich.
»Das versteht sich wohl von selbst.« Und er sagte ganz lässig: »Vermutlich haben Sie das Gerücht über dieses Video gehört.«
»So ist es.«
»Das haben viele Leute gehört. Aber damit verhält es sich genauso wie mit allen anderen Gerüchten, Sagen und Legenden
- es ist ein Märchen. Wissen Sie, wie so was in die Welt gesetzt wird? Die Menschen haben grundsätzlich das Bedürfnis, das Unerklärliche erklären zu wollen. Sie müssen daran glauben, dass es irgendetwas gibt - für gewöhnlich einen unbelebten Gegenstand wie den Heiligen Gral oder einen geheimen Kodex, beziehungsweise, wie in diesem Fall, ein brisantes Beweisstück
- das den Schlüssel zu einem ungelösten Rätsel darstellt. So einfach sollte das Leben sein.«
»Manchmal ist es das.«
»Ergo erfinden Menschen, die eine blühende Phantasie haben, einfach ein, sagen wir mal, überwältigendes Beweisstück, das verschollen oder verborgen war, durch das aber, wenn es gefunden wird, die endgültige Wahrheit aufgedeckt wird. Viele Menschen glauben mit der Zeit an dieses Ding, was immer es auch sein mag, weil es Trost und Hoffnung verspricht. Und bald schon
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