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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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gekriegt. Ich muss mit dir reden. Inoffiziell.«
    »Von welchem Typ.«
    »Kann ich nicht sagen. Und deinen Namen werde ich auch nicht nennen. Ich bin an einem Münztelefon, und mir geht das Kleingeld aus. Ich muss nur etwa eine halbe Stunde mit dir reden.«
    »Mein Mann ist Auslieferungsfahrer. Kommt manchmal unverhofft heim. Er ist groß und eifersüchtig.«
    »Schon okay. Ich kann's erklären. Und wenn nicht, habe ich 'ne Knarre.«
    Sie lachte. »Okay. Ich könnte ein bisschen erwachsenere Gesellschaft brauchen.«
    Sie nannte mir ihre Adresse auf Staten Island, und ich sagte: »Danke. Ich sehe zu, dass ich die Fähre um drei erwische. Vielleicht kannst du inzwischen schon mal dein Notizbuch rauskramen. Juli 1996.«
    Sie ging nicht darauf ein. »Von der Anlegestelle sind es mit dem Taxi zwanzig Minuten bis zu mir. Halt unterwegs an und besorg mir eine Packung Pampers.«
    »Äh ...«
    »Die Packung, auf der Elmo ist.«
    »Die -?«
    »Unisex Extrapaßform. Größe vier. Du kommst unterwegs an einem Duane Reade vorbei. Bis gleich.«
    Ich hängte ein und verließ die Telefonzelle.
    Elmo?
    Ich hielt am Broadway ein Taxi an, zeigte meine falsche Polizeimarke, die leichter zu erkennen ist als der FBI-Ausweis, und sagte zu dem Gentleman, der einen Turban trug: »Ich muss die Drei-Uhr-Fähre nach Staten Island erwischen. Geben Sie Stoff.«
    Der Fahrer, der vermutlich noch nicht allzu viele amerikanische Filme gesehen hatte, erwiderte: »Stoff?«
    »Tempo. Polizei.«
    »Ah.“
    Von so was träumt jeder Taxifahrer in Manhattan, folglich überfuhr der Typ prompt ein paar rote Ampeln am Broadway und hielt um fünf vor drei vor der Fährstation Whitehall. Er wollte kein Fahrgeld nehmen, aber ich gab ihm trotzdem einen Fünfer.
    Aus irgendeinem Grund, den wahrscheinlich kein Mensch auf dieser Welt erklären konnte, war die im Besitz der Stadt befindliche Pendlerfähre für Fußgänger mittlerweile umsonst. Vielleicht kostete die Rückfahrt hundert Dollar.
    Die Fähre trötete mit ihrem Hörn, und ich rannte durch das Terminal und ging an Bord. Ich schnappte mir einen Fahrplan und lief durch die untere Kabine. Um diese Zeit waren jede Menge Sitze frei, aber ich stieg die Treppe hinauf und stellte mich auf das Vorderdeck. Sonnenschein, blaues Wasser, ein strahlender Himmel, Hafenschlepper, Möwen, eine salzige Brise, sehr schön.
    Als Junge bin ich im Sommer immer mit meinen Freunden auf dieser Fähre gefahren. Fünf Cent kostete es. Wir stiegen auf der anderen Seite aus, kauften uns ein Eis und fuhren wieder zurück nach Manhattan. Gesamtkosten fünfundzwanzig Cent - nicht schlecht für ein großes Abenteuer.
    Viele Jahre später lud ich abends meine Freundinnen auf die Fähre ein, und wir schauten uns die Freiheitsstatue an, die von oben bis unten angestrahlt war, die unglaubliche Skyline von Manhattan mit den Zwillingstürmen des neuen World Trade Center, die Jahr für Jahr Stockwerk um Stockwerk höher aufragten, und die Brooklyn Bridge mit ihren Lichterketten. Es war sehr romantisch und billig dazu.
    Die Stadt hat sich seither verändert, meiner Meinung nach vor allem zu ihrem Vorteil. Was ich von der übrigen Welt nicht behaupten kann.
    Ich schaute mir eine Zeitlang die Freiheitsstatue an und versuchte ein paar längst vergessene patriotische Gefühle aus meiner Kindheit aufzubieten.
    Naja, vergessen vielleicht nicht, aber hellwach waren sie mit Sicherheit auch nicht, wie mir beim Mittagessen mit Kate klargeworden war.
    Ich wandte mich der näher rückenden Küste von Staten Island zu und dachte an mein kurzes Gespräch mit Marie Gubitosi. Sie hätte mich einfach abwimmeln können, wenn sie gesagt hätte: »Ich weiß nichts, und was ich weiß, verrate ich dir nicht.«
    Aber das hatte sie nicht gesagt, folglich wusste sie etwas, und vielleicht verriet sie es mir. Aber vielleicht wollte sie auch nur Gesellschaft haben und eine Packung Pampers. Oder sie telefonierte vielleicht in diesem Moment schon mit dem OPR, das unser Gespräch aufzeichnen und mich abführen würde. Auf jeden Fall würde ich das früh genug erfahren.

19
    Ich stieg am St. George Terminal von der Fähre, ging zum Taxistand und nannte dem Fahrer die Adresse im Ortsteil New Springville.
    Ich kenne mich in diesen Außenbezirken nicht allzu gut aus, aber als ich in jungen Jahren bei der Polizei anfing, drohte man den Cops, die Mist gebaut hatten, regelmäßig mit einer Verbannung nach Staten Island. Ich hatte früher immer Alpträume, in denen ich durch Wälder

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