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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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und moskitoverseuchte Sümpfe auf Streife ging, mit dem Schlagstock wirbelte und im Dunkeln vor mich hin pfiff.
    Aber wie die meisten Orte, bei deren bloßer Erwähnung einem schon das Blut gefriert, wie zum Beispiel Sibirien, das Death Valley oder New Jersey, wurde auch der hier seinem gruseligen Ruf nicht ganz gerecht.
    Genaugenommen ist dieser Bezirk von New York City ganz okay, eine Mischung aus Stadt, Stadtrand und Umland, eine gutbürgerliche Gegend mit überwiegend republikanischer Wählerschaft, was die kostenlose Fähre umso unerklärlicher machte.
    Außerdem waren hier viele Stadtpolizisten zu Hause, die ursprünglich möglicherweise zur Strafe hierhergeschickt worden und geblieben waren, weil es ihnen gefiel - so ähnlich, wie einst Australien besiedelt wurde.
    Auf jeden Fall war hier auch Marie Gubitosi zu Hause, ehemals Detective bei der Antiterror-Task Force und derzeit Ehefrau und Mutter, die jetzt über meinen Besuch nachdachte und, wie ich hoffte, ihr Notizbuch über den fraglichen Zeitraum gefunden hatte. Ich habe noch nie einen Detective kennengelernt, der seine alten Notizbücher wegwarf, mich eingeschlossen, aber manchmal gingen sie verloren oder wurden verlegt. Ich konnte nur hoffen, dass Marie wenigstens ein gutes Gedächtnis hatte. Außerdem hoffte ich, dass sie sich daran erinnerte, zu wem sie halten sollte.
    Der Taxifahrer war ein Gentleman namens Slobadan Milkovic - vermutlich ein balkanischer Kriegsverbrecher -, der einen Stadtplan studierte, statt auf die Straße zu gucken. »Irgendwo auf dem Weg befindet sich ein Duane Reade«, sagte ich zu ihm. »Capisce? Eine Drogerie. Apotheke. Ich muss dort anhalten.«
    Wir fuhren den Victory Boulevard entlang, und Mr. Milkovic bretterte auf zwei Rädern in ein kleines Einkaufszentrum und zum Duane Reade.
    Ich werde nicht näher darauf eingehen, wie ungemein erniedrigend es für John Corey war, Pampers mit Elmos Gesicht auf der Packung zu besorgen, aber es war nicht gerade eines meiner angenehmeren Einkaufserlebnisse.
    Binnen zehn Minuten war ich wieder im Taxi, und zehn Minuten später war ich vor dem Wohnhaus der Lentinis.
    Die Straße war recht neu, von etwas zurückgesetzten roten Ziegelhäusern mit Fensterrahmen aus weißem Kunststoff gesäumt, und erstreckte sich, soweit das Auge reichte, wie in einem unendlichen Spiegel. Hunde bellten hinter Maschendrahtzäunen, und auf den Gehsteigen spielten Kinder. Wenn man meinen Manhattan-typischen Snobismus mal beiseiteließ, dann war es eine heimelige, wohnliche Gegend, und wenn ich hier leben müsste, würde ich mir die Kugel geben.
    Ich wusste nicht genau, wie lange ich hier sein würde und ob es auf Staten Island noch ein anderes Taxi gab, daher sagte ich dem Fahrer, er solle das Taxameter laufenlassen, stieg aus, öffnete ein Maschendrahttor, ging einen kurzen Betonweg hinauf und klingelte an der Tür.
    Keine Hunde bellten, keine Kinder plärrten, was mich frohgemut stimmte. Ein paar Sekunden später öffnete Marie Gubitosi, die eine schwarze Hose und ein ärmelloses rotes Top trug, die Haustür. Ich zog die Fliegendrahttür auf, und wir begrüßten uns. »Danke, dass du an die Windeln gedacht hast«, sagte sie. »Komm rein.«
    Ich folgte ihr in ein klimatisiertes Wohnzimmer, das so aussah, als würde sich auch eine Carmela Soprano hier wohl fühlen, und in die Küche. Marie hatte tatsächlich einen hübschen Hintern. Fanelli hat ein gutes Gedächtnis für wichtige Details.
    So ordentlich das Wohnzimmer auch war, in der Küche herrschte das totale Chaos. In der einen Ecke stand ein Laufstall, in dem ein Kind undefinierbaren Alters lag, an einer Flasche nuckelte und mit seinen oder ihren Zehen spielte. Ich mache das immer noch, und vielleicht kommt es ja daher.
    Der Tisch, die Arbeitsflächen und der Boden waren mit zahllosen, wild durcheinandergeworfenen Sachen übersät, die ich nicht einordnen konnte. Es sah aus wie am Tatort eines doppelten Raubmordes, bei dem sich die Opfer heftig gewehrt haben.
    »Nimm Platz«, sagte Marie. »Ich mach uns Kaffee.« »Danke.« Ich setzte mich an einen kleinen Küchentisch und stellte die Plastiktüte mit den Pampers auf die Platte. Neben mir stand ein Kinderstuhl, dessen Abstellbrett klebrig wirkte.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Hier sieht's aus wie im Saustall.« »Hübsch ist es hier.«
    Sie goss zwei Tassen Kaffee ein. »Ich versuche aufzuräumen, bevor Seine Majestät heimkommt. Sahne? Zucker?« »Schwarz.«
    Sie brachte die beiden Tassen an den Tisch, und

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