John Corey 04 - Operation Wildfire
York.«
»Und vergessen Sie Ihr Apartment an der Park Avenue nicht, Bain«, warf Lansdale ein.
»Scott, ich habe in vielen Städten Immobilien. Das ist nicht ausschlaggebend. Wir werden lediglich Rücksicht auf Freunde und Angehörige nehmen, die in den betreffenden Städten leben. Wenn nötig, müssen wir möglicherweise ein paar Leute unter irgendeinem Vorwand aus einer der ausgewählten Städte herausholen. Aber damit befassen wir uns, wenn es so weit ist.«
»Wo lebt Ihre Exfrau?«, erkundigte sich Lansdale.
»In Palm Beach«, erwiderte Madox mit gereiztem Unterton. »Höchst unwahrscheinlich, dass Islamisten dort einen nuklearen Terroranschlag verüben.«
»Wenn ich für ihren Unterhalt aufkommen müsste, würde ich mich dafür stark machen«, warf Lansdale lächelnd ein.
»Na schön«, sagte Madox. »Ich glaube, wir müssen sämtliche Städte an der Ostküste streichen. Eine Atomexplosion in irgendeiner Stadt zwischen Boston und Baltimore hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, und genau das müssen wir vermeiden. Andererseits müssen wir, wie ich schon sagte, den Eindruck erwecken, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handelt.«
Harry Muller hörte den fünf Männern zu, als sie sich darüber unterhielten, welche amerikanischen Städte verwüstet werden sollten. Sie klangen dabei zusehends wie Geschäftsleute, die darüber nachdachten, ob sie lieber die eine oder die andere Fabrik dichtmachen sollten. Das Ganze war so unwirklich, dass Harry beinahe vergaß, worüber sie eigentlich sprachen.
»Ich glaube, Detroit sollten wir ernsthaft in Betracht ziehen«, sagte Madox. »Die Stadt ist ohnehin fertig, sie hat einen großen moslemischen Bevölkerungsanteil, und sie liegt dicht an der Grenze zu Kanada, das mir neuerdings sowieso auf den Geist geht - lauter Pazifisten und Sozialisten. Das könnte genau der richtige Hinweis an unsere kanadischen Verbündeten sein.«
»Detroit mag zwar aus deiner Sicht ein lohnendes Ziel sein«, entgegnete Edward Wolffer, »aber nicht aus der Sicht einer islamischen Terrorgruppe, und zwar aus genau den Gründen, die du gerade genannt hast.«
»Ich weiß, aber es ist ein verlockendes Ziel.«
»Denken Sie wie ein muslimischer Terrorist«, erinnerte ihn Lansdale. »Ich sage Miami, mit seinem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. Die Stadt hat zwar einen gewissen wirtschaftlichen Wert, wegen des Hafens und als Touristenattraktion, aber wir kommen auch ohne sie aus. Außerdem können wir mit einem derartigen Präventivschlag verhindern, dass es bei den nächsten Wahlen wieder zu so einem Kuddelmuddel kommt.«
Jemand lachte, dann sagte Paul Dünn. »In Miami leben viele Kubaner, und die unterstützen die ... Politik der Regierung. Sie werden ganz nützlich für uns sein, wenn wir uns der Kubafrage zuwenden.«
Alle nickten, worauf General Hawkins das Wort ergriff. »Disney World«, schlug er vor. »Gab es nicht Drohungen islamischer Fanatiker gegen Disney World?« Er blickte in die Runde und fuhr fort: »Ein ideales Ziel. Keine Industrie, weder von großem wirtschaftlichen noch militärischen Wert. Weitab von allen Ballungsgebieten ...«
Bain Madox starrte General Hawkins an. »Wollen Sie etwa vorschlagen, dass wir Micky Maus umbringen sollen?«
Alle lachten.
Madox fuhr fort: »Minnie, Goofy ... wen noch? Jim, das ist doch einfach ... grausam. Von den Kindern gar nicht zu sprechen.« Und er fügte hinzu: »Wir sind doch keine Ungeheuer.«
Harry Muller war sich dessen nicht ganz so sicher. Dennoch, diese Typen passten nicht in das Bild, das er sich als ehemaliger Kriminalpolizist von Psychopathen und Soziopathen, beziehungsweise schlichtweg irren Männern machte, die zu jeder Schandtat bereit waren. Allmählich wurde Harry klar, dass er es mit ganz normalen, hochgebildeten und erfolgreichen Typen zu tun hatte, die ein gutes Auskommen hatten, Familie, Freunde und Leute, die zu ihnen aufblickten. Wenn er sie irgendwo einordnen müsste, fielen ihm am ehesten die Männer die Irisch-Republikanischen Armee ein, mit denen er zu tun hatte. Ganz normal, aber voller Hass und Feuer und Flamme für ihre Sache. Daher war alles, was sie machten, richtig -wie der IRA-Mann, den er mal vernommen hatte und der sich mittags ein Thunfisch-Sandwich bestellt hatte, weil Freitag war und außerdem Fastenzeit. Aber drüben in Belfast hatte er kaltblütig zwei Polizisten erschossen. Typen wie der waren grusliger als jeder Straßenräuber.
Bain Madox führte das Wort.
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