John Corey 04 - Operation Wildfire
doch, dass große Gefahr besteht?«
»Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme zum ersten Jahrestag von 9/11«, antwortete Kate.
»Das ist doch Vergangenheit«, sagte Mark. »Ich glaube, damit will man nur für ständige Angst im Land sorgen, damit die Regierung ihr Heimatschutzprogramm durchdrücken kann, das
in Wirklichkeit eine Beschneidung der Bürgerrechte darstellt.« Er schaute mich an und fragte: »Würden Sie mir da beipflichten, John?«
»Auf jeden Fall. Genau genommen, Mark, sind Special Agent Mayfield und ich hier, um Meldung über Regierungsfeinde und subversive Elemente zu machen, und ich muss Sie darauf hinweisen, dass alles, was Sie sagen, vor einem Militärtribunal gegen Sie verwendet werden kann.«
Mark rang sich ein mattes Lächeln ab.
»Ich glaube, Sie provozieren schon wieder«, sagte Alison zu mir.
»Das muss an meinem Rasierwasser liegen.«
Alison kicherte doch tatsächlich. Ich glaube, sie mochte mich. Außerdem vermutete ich, dass sie der Schreihals von Freitagnacht war.
Pamela, die dritte Frau, fragte uns beide: »Haben Sie schon mal einen Terroristen festgenommen?«
Es klang wie eine ganz normale Frage, aber wegen Pams Tonfall und dem allgemeinen Zusammenhang konnte man es auch anders auffassen, und genau das tat Kate.
»Nein«, erwiderte Kate, »wenn Sie damit einen islamischen Terroristen meinen, aber -«, sie stand auf, zog ihren Pullover hoch und zeigte eine lange weiße Narbe vor, die unter dem linken Brustkorb begann und sich bis über den Hintern zog, »ein libyscher Gentleman namens Asad Khalil hat mich mit einem Scharfschützengewehr erwischt«, sagte sie. »John hat er auch erwischt.«
Meine Narbe zog sich über die rechte Hüfte, und mir war nicht ganz klar, wie ich sie in gemischter Gesellschaft vorzeigen sollte, ohne meine Unterhose fallen zu lassen.
Kate zog ihren Pulli herunter und sagte: »Demnach also nein, ich habe noch nie einen Terroristen festgenommen, aber ich wurde von einem angeschossen. Und ich war in den Twin Towers, als sie getroffen wurden.«
Daraufhin kehrte kurz Stille ein, und ich dachte, alle warteten
darauf, dass ich ihnen meine Narbe zeigte. Ich hatte drei Schussverletzungen, die von lateinamerikanischen Gentlemen stammten und meiner Karriere beim NYPD ein Ende setzten. Zwei davon befanden sich an unschicklichen Stellen, aber ich hatte auch eine in der Brust, von der ich behaupten könnte, dass sie von dem Libyer stammte, denn ich wollte unbedingt mein Hemd aufknöpfen und Alison meine Wunde zeigen.
»John?«
»Hä?«
»Ich sagte, meinetwegen können wir gehen.«
»Ich rieche Bratwürstchen.«
»Ich möchte zeitig aufbrechen.«
»Richtig.« Ich stand auf und erklärte: »Wir müssen nach Plum Island. Sie wissen schon, zu dem Forschungslabor für biologische Kriegführung. Dort sind irgendwie acht Liter Anthrax abhanden gekommen, und wir müssen feststellen, wo sie geblieben sind.« Und ich fügte hinzu: »Könnte ziemlich unangenehm werden, wenn das Zeug von einem Sprühflugzeug über den Weinbergen verteilt wird oder -« Ich hustete zweimal und sagte: »Entschuldigen Sie bitte. Einen schönen Tag noch.«
Wir verließen das entzückende Haus und gingen zu meinem Jeep.
»So was solltest du nicht sagen«, sagte Kate.
»Was?«
»Du weißt genau, was.« Sie lachte, was sie vor dem 11. September oder ein halbes Jahr danach noch nicht gemacht hätte. Wie ich schon sagte, war sie jetzt anders, sie war viel lockerer geworden und wusste meinen scharfzüngigen Intellekt und anspruchsvollen Humor zu schätzen. »Du bist so verflucht unreif«, stellte sie fest.
Das entsprach nicht ganz meiner Vorstellung. Wir stiegen beide ein und fuhren los.
Sie sprach mit tiefem Bass, mit dem sie vermutlich meine Stimme nachahmen wollte: »Dort sind irgendwie acht Liter Anthrax abhanden gekommen.«
»Bist du erkältet?«
»Könnte ziemlich unangenehm werden«, fuhr sie fort, »wenn das Zeug von einem Sprühflugzeug über den Weinbergen verteilt wird.« Sie hustete zweimal. »Entschuldigen Sie, ich glaube, ich habe Anthrax.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Wie kommst du nur auf so was?«
»Weiß ich nicht. Es kommt mir einfach so in den Kopf.«
»Gruslig.«
»Anthrax ist ziemlich gruslig.«
»Ich meine deinen Kopf.«
»Richtig. Also, wohin?«, fragte ich.
»Ich kenne eine großartige Antiquitätenhandlung in Southold.«
»Lass uns in die Kirche gehen. Das ist billiger.«
»Nach Southold. Bieg hier links ab.«
So verbrachten wir also den
Weitere Kostenlose Bücher