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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Schlafengehen gehe ich leise in sein Zimmer und gebe ihm mein Geschenk. Ein paar Stunden Recherche und ein paar Telefonate mit den richtigen Personen, und ich habe in Erfahrung gebracht, dass es tatsächlich einen Captain Joshua Spurlock gegeben hat, der bei der Schlacht von Shiloh im Tenth Mississippi Infantry Regiment gekämpft hat. Er stammte aus Ripley, Mississippi, einer Stadt in der Nähe des Geburtsorts von Lyle Spurlocks Vater, wie meine Überprüfung der Fakten ergeben hat. Ich habe eine Firma in Nashville aufgespürt, die sich auf echte und nachgemachte Bürgerkriegsandenken spezialisiert hat, und achtzig Dollar bezahlt. Mein Geschenk ist eine gerahmte Tapferkeitsurkunde, verliehen an Captain Spurlock, die rechts von der Kriegsflagge der Konföderierten und links von den offiziellen Insignien des Tenth Regiments flankiert wird. Sie will nicht mehr sein, als sie ist, eine gelungene und frei erfundene Nachschöpfung von etwas, das es nie gegeben hat, aber für jemanden, dem die ruhmreiche Vergangenheit so wichtig ist wie Lyle Spurlock, ist es ein wunderbares Geschenk. Die Tränen treten ihm in die Augen, als er es in den Händen hält. Der alte Mann ist nun bereit für den Himmel, aber ich habe noch Pläne für ihn.
    »Das ist wunderbar«, sagt er. »Mir fehlen die Worte. Danke!«
    »War mir ein Vergnügen, Mr. Spurlock. Er war ein tapferer Soldat. «
    » Ja, das war er.«
    Pünktlich um Mitternacht liefere ich mein zweites Geschenk ab.
    Spurlocks Zimmerkollege ist Mr. Hitchcock, ein gebrechlicher, immer schwächer werdender Herr, der ein Jahr älter ist als Spurlock, aber in einem deu tlich schlechteren Zustand. Wie ich gehört habe, hat er ein keusches Leben ohne Alkohol, Rauchen und andere Laster geführt, und dennoch ist nicht mehr viel von ihm übrig. Spurlock war sein ganzes Leben lang hinter den Frauen her, oft mit Erfolg, ist ehemaliger Kettenraucher und hat viel und gern getrunken. Nach jahrelanger Erfahrung in dieser Branche bin ich davon überzeugt, dass die Gene mindestens die halbe Lösung oder auch das halbe Problem darstellen.
    Auf jeden Fall habe ich Mr. Hitchcock bei der Pillenausgabe ein stärkeres Schlafmittel als sonst verabreicht, und er ist im Augenblick nicht von dieser Welt. Hören wird er auf jeden Fall nichts.
    Miss Ruby, die dem Jimmy mit Sicherheit mit der üblichen Entschlossenheit zugesprochen hat, befolgt meine Anweisungen aufs Wort und parkt den enormen Cadillac neben dem Müllcontainer direkt vor dem Hintereingang zur Küche. Sie krabbelt kichernd und mit einem Glas in der Hand aus der Fahrertür. Auf der Beifahrerseite sitzt Mandy, eines von Miss Rubys »besseren« Mädchen. Es ist unsere erste Begegnung, aber jetzt ist keine Zeit für eine offizielle Vorstellung.
    »Leise!«, flüstere ich, und die beiden folgen mir durch die Dunkelheit in die Küche und weiter in die schwach erleuchtete Cafeteria, wo wir einen Augenblick lang stehen bleiben.
    »Hallo, Gill, das ist Mandy«, verkündet Miss Ruby stolz.
    Wir schütteln uns die Hand. »Freut mich sehr«, sage ich.
    Mandy ringt sich kaum ein Lächeln ab. Ihr Gesicht verrät, dass sie die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Sie ist um die vierzig, etwas mollig und stark geschminkt, was aber die Spuren eines harten Lebens nicht verbergen kann. Die nächsten dreißig Minuten werden mich zweihundert Dollar kosten.
    Sämtliche Lampen in Quiet Haven sind gedämpft, und ich spähe in den Gang zum Südflügel, um mich zu vergewissern, dass alles ruhig ist. Dann eile ich mit Mandy zu Zimmer 18, wo Mr. Hitchcock völlig weggetreten ist, während Mr. Spurlock ungeduldig auf und ab geht. Er sieht sie an, sie sieht ihn an. Mit einem raschen »Happy Birthday« schließe ich die Tür und trete den Rückzug an.
    Miss Ruby und ich warten in der Cafeteria und trinken. Sie hat ihren Whiskey dabei. Ich trinke aus ihrem Flachmann und muss zugeben, dass der Bourbon nach drei Monaten gar nicht mehr so übel schmeckt.
    »Sie ist ein Schätzchen«, verkündet Miss Ruby, die offenbar begeistert ist, dass es ihr wieder einmal gelungen ist, Menschen zueinanderzuführen.
    »Ja, ein nettes Mädchen«, sage ich, ohne nachzudenken.
    »Sie hat bei mir a ngefangen, nachdem sie die High school abgebrochen hat. Die Familie war furchtbar. Danach sind mehrere Ehen in die Brüche gegangen. Hat einfach Pech gehabt. Ich würde ihr gern mehr Arbeit geben. Heutzutage ist es wirklich nicht einfach. Die Frauen haben keinen Anstand, die machen es

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