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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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bekommt er jetzt Nafred, einen Blutverdünner, und Silerall für Schlaganfallpatienten. Ich habe schon Dutzende von Schlaganfällen miterlebt und bin mir meiner Diagnose sicher. Ein ganz leichter Schlaganfall, der sonst keinem auffällt - nicht dass irgendwer darauf geachtet hätte. Spurlock ist ein sturer alter Esel, der nicht jammert, Ärzte nicht ausstehen kann und sich lieber die Kugel geben würde, als seine Tochter anzurufen und über seine Gesundheit zu klagen.
    »Sie haben also kein Testament?«, beginne ich beiläufig, ohne den Blick vom Spielbrett zu heben. Gut zehn Meter von uns entfernt spielen vier Damen Karten, aber die können uns garantiert nicht hören. Die hören kaum, was eine zur anderen sagt.
    »Ich habe darüber nachgedacht.« Sein Blick ist müde. Spurlock ist seit seinem Geburtstag, seit Mandy, seit seinem Schlaganfall deutlich gealtert.
    »Um was für einen Nachlass geht es denn?«, fragte ich, als wäre mir das völlig egal.
    »Ein bisschen Land, das ist so ziemlich alles.«
    »Wie viel?«
    »Zweihundertsechzig Hektar in Polk County.« Er lächelt, als er mit diesem Knüller herausrückt. »Was ist das wert?«
    »Keine Ahnung, der Grund ist auf jeden Fall nicht belastet.«
    Ich habe keine amtliche Schätzung vornehmen lassen, aber zwei auf solche Dinge spezialisierte Agenten kamen auf etwa tausendzweihundert Dollar pro Hektar.
    »Sie hatten davon gesprochen, etwas Geld für die Erhaltung von Bürgerkriegsschlachtfeldern beiseitezulegen.«
    Darauf hat Spurlock nur gewartet. Seine Miene hellt sich auf, und er lächelt mich an. »Tolle Idee. Genau das habe ich vor.«
    Für den Augenblick ist das Spiel vergessen.
    »Am besten scheint mir ein Verein in Virginia, der Confederate Defense Fund. Man kann da nicht vorsichtig genug sein. Manche von diesen gemeinnützigen Organisationen geben mindestens die Hälfte des Geldes für Gedenkstätten aus, die an die Streitkräfte der Nordstaaten erinnern sollen. Das ist ja wohl nicht in Ihrem Sinne.«
    »Kommt gar nicht in die Tüte!« Für einen Augenblick funkeln seine Augen streitlustig, und Spurlock ist noch einmal bereit, sich in die Schlacht zu stürzen. »Nicht mit meinem Geld!«, setzt er hinzu.
    »Sie können mich gern zum Treuhänder ernennen«, sage ich und setze einen Damestein.
    »Was heißt das?«
    »Sie setzen den Confederate Defense Fund als Erben ein, und bei Ihrem Tod geht das Geld in ein Treuhandvermögen über, damit ich oder ein anderer von Ihnen bestimmter Nachlassverwalter kontrollieren kann, dass es in Ihrem Sinne ausgegeben wird.«
    Er lächelt. »Genau so hatte ich mir das vorgestellt, Gill. Das ist es.«
    »Es ist die beste Methode ...«
    »Sie haben doch nichts dagegen, oder? Sie müssten sich nach meinem Tod um alles kümmern.«
    Ich nehme seine rechte Hand, drücke sie und sehe ihm fest in die Augen. »Es wäre mir eine Ehre, Mr. Spurlock.«
    Ein paar Spielzüge lang herrscht Schweigen, bevor ich letzte Unklarheiten beseitige. »Was ist mit Ihrer Familie?«
    »Was soll mit der sein?«
    »Ihre Tochter, Ihr Sohn, was erben die?«
    Seine Antwort ist ein Mittelding aus Seufzer und Schnauben, und als er mit den Augen rollt, weiß ich, dass er seine lieben Kinder enterben will. Das ist in Mississippi und den meisten anderen amerikanischen Bundesstaaten völlig legal. Im Testament muss nur der überlebende Ehepartner berücksichtigt werden, und manche Leute versuchen, auch den zu übergehen.
    »Von meinem Sohn habe ich seit fünf Jahren nichts gehört. Meine Tochter hat mehr Geld als ich. Die kriegen nichts.«
    »Wissen die beiden von dem Grundstück in Polk County?«, frage ich. »Ich glaube nicht.« Das reicht mir.
    Zwei Tage später breitet sich ein Gerücht in Quiet Haven aus wie ein Lauffeuer: »Die Anwälte kommen!«
    Vor allem dank meiner Wenigkeit wird fleißig über einen bevorstehenden großen Prozess getratscht, bei dem die Familie von Miss Harriet Markle alles aufdecken und Millionen zugesprochen bekommen wird. Das stimmt teilweise, nur weiß Miss Harriet nichts davon. Sie liegt wieder in ihrem Bett, einem sehr sauberen Bett, ist gut genährt und mit Medikamenten versorgt, wird ordnungsgemäß beaufsichtigt und nimmt ihre Außenwelt überhaupt nicht wahr.
    Ihr Anwalt, der ehrenwerte Dexter Ridley aus Tupelo, Mississippi, trifft spät an einem Nachmittag mit einem kleinen Gefolge ein, das aus seiner getreuen Sekretärin und zwei Assistenten besteht, die ebenso dunkle Anzüge tragen wie Dexter und finster dreinblicken wie der

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