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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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umsonst.«
    Miss Ruby, eine berufsmäßige Puffmutter aus Überzeugung, beschwert sich darüber, dass die modernen Frauen keinen Anstand haben. Ich denke eine Sekunde lang darüber nach, trinke dann noch einen Schluck und vergesse die Sache.
    »Wie viele Mädchen haben Sie jetzt?«
    »Nur drei, alle Teilzeit. Früher war es ein Dutzend, und die waren ständig beschäftigt.«
    »Das waren noch Zeiten.«
    »Allerdings. Die besten Jahre meines Lebens. Vielleicht finden wir in Quiet Haven noch mehr Kunden. Im Gefängnis gibt es einen Tag pro Woche, an dem die Ehefrauen zu Besuch kommen. So was könnte man doch hier auch einführen. Ich könnte eine Nacht pro Woche ein paar Mädchen herbringen, für die wäre das ein leichter Job.«
    »Das ist wohl die dümmste Idee, die ich in den letzten fünf Jahren gehört habe.«
    Im Dämmerlicht sehe ich, wie sie mich aus geröteten Augen anfunkelt. »Wie bitte?«, zischt sie.
    »Trinken Sie lieber einen Schluck. In diesem Heim gibt es fünfzehn Männer, Miss Ruby, mit einem Durchschnittsalter von, sagen wir, achtzig. Über den Daumen gepeilt, sind fünf davon bettlägerig, drei hirntot, drei sitzen im Rollstuhl. Bleiben vier übrig, die noch gehen können. Ich würde eine Menge Geld darauf verwetten, dass von diesen vieren nur Lyle Spurlock noch irgendwas zustande bringt. Sex verkauft sich in einem Pflegeheim nicht.«
    »Habe ich aber schon gemacht. Das ist nicht mein erstes Rodeo.« Damit bricht sie in das krächzende Raucherlachen aus, das ihr Markenzeichen ist, und bekommt einen Hustenanfall. Schließlich kommt sie zumindest wieder lange genug zu Atem, um die Sache mit einem Schluck Jim Beam herunterzuspülen.
    »Sex im Pflegeheim«, meint sie kichernd. »Vielleicht ist das meine Zukunft.«
    Ich beiße mir auf die Zunge.
    Als die Sitzung vorbei ist, verabschieden wir uns eilig und etwas verlegen. Ich sehe dem Cadillac nach, bis er das Gelände verlassen hat und nicht mehr zu erkennen ist, und atme auf. Tatsächlich habe ich schon früher einmal ein solches Rendezvous organisiert. Nicht mein erstes Rodeo.
    Als ich nach Lyle Spurlock sehe, schläft er wie ein Baby. Der Mund ist eingefallen, weil er das Gebiss herausgenommen hat, aber die Lippen kräuseln sich zu einem zufriedenen Lächeln. Falls sich Mr. Hitchcock in den vergangenen drei Stunden bewegt hat, ist es für mich nicht zu erkennen.
    Er wird nie erfahren, was er verpasst hat. Ich überprüfe die anderen Zimmer und erledige meine Arbeit, und als alles ruhig ist, lasse ich mich mit ein paar Illustrierten am Empfang nieder.
    Dex sagt, das Unternehmen habe mehr als einmal die Möglichkeit eines vorgerichtl ichen Vergleichs in der Sache Harriet Markle angesprochen. Er habe anklingen lassen, dass er über Insiderinformationen bezüglich eines Vertuschungsmanövers verfüge - manipulierte Krankenberichte und andere Beweismittel, deren Erwähnung Dex immer geschickt einfließen lässt, wenn er mit den Anwälten solcher Unternehmen telefoniert. HVQH würde gern einen öffentlichkeitswirksamen, hässlichen Prozess vermeiden. Dex weist darauf hin, dass das Verfahren hässlicher werden wird als erwartet. So geht es hin und her, wie eben unter Anwälten üblich. Letzten Endes läuft es für mich darauf hinaus, dass meine Tage gezählt sind. Wenn eine beeidete Erklärung von mir, meine Fotos und die kopierten Unterlagen einen lohnenden Vergleich beschleunigen, soll mir das recht sein. Ich bin gern bereit, das Beweismaterial vorzulegen und weiterzuziehen.
    Mr. Spurlock und ich spielen meistens um acht Uhr abends in der Cafeteria Dame; das ist lange nach dem Abendessen und eine Stunde, bevor ich offiziell stemple. Normalerweise sind wir allein, allerdings trifft sich montags ein Strickclub in der einen Ecke, dienstags ein Bibelclub in der anderen, und ein kleiner Zweig der Gesellschaft für die Geschichte von Ford County versammelt sich gelegentlich dort, wo gerade drei oder vier Stühle unbesetzt sind. Selbst an meinen freien Tagen komme ich normalerweise um zwanzig Uhr zu ein paar Spielen vorbei. Entweder das, oder ich muss mit Miss Ruby trinken und mich von ihrem Qualm vergiften lassen.
    Lyle Spurlock gewinnt neun von zehn Spielen, nicht dass mir das besonders wichtig wäre. Seit seinem Rendezvous mit Mandy hat er Probleme mit seinem linken Arm. Der fühlt sich taub an, und die Worte kommen nicht mehr so schnell wie früher. Sein Blutdruck ist leicht erhöht, und er klagt über Kopfschmerzen. Da ich den Schlüssel zur Apotheke habe,

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