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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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ich sagen, nicht wahr, Doris?«
    »Vierzig dürfte hinkommen.«
    »Derselbe Vater, verschiedene Mütter. Eine hier. Eine auf der anderen Seite der Schienen. Der Vater ist schon vor langer Zeit abgehauen, und die beiden Hershels kannten die Wahrheit, verdrängten sie aber. Irgendwann haben sie sich dann mal zusammengesetzt und akzeptiert, was die ganze Stadt sowieso schon wusste. Sie sehen sich ziemlich ähnlich, findest du nicht auch, Doris?«
    »Der Weiße ist größer, aber der Farbige hat sogar grüne Augen.«
    »Jedenfalls haben sie ein Taxiunternehmen gegründet. Sie haben zwei alte Fords mit unzähligen Kilometern gekauft und sie schwarz und weiß lackiert. Das ist auch der Name der Firma. Sie holen die Leute hier ab und fahren sie nach drüben, wo sie Häuser putzen und einkaufen gehen, und manchmal nehmen sie auch jemanden von drüben mit und bringen ihn her.«
    »Wozu?«, fragte Adrian.
    Emporia sah Doris an, die ihren Blick erwiderte und dann die Augen niederschlug. Adrian roch schmutzige Kleinstadtwäsche und war fest entschlossen, mehr zu erfahren. »Also, meine Damen: Warum bringen die Taxis Weiße über die Eisenbahnschienen?«
    »Hier gibt es Pokerspiele«, gab Emporia zu. »Das habe ich jedenfalls gehört.«
    »Und ein paar von diesen Frauen«, fügte Doris leise hinzu.
    »Und schwarzgebrannten Whiskey. «
    » Ich verstehe«, sagte Adrian.
    Nun, da die Wahrheit heraus war, beobachteten die drei eine junge Mutter, die mit einer braunen Papier tüte voller Lebensmittel in der Hand die Straße hinunterging -
    »Dann rufe ich also einfach einen der beiden Hershels an und lasse mich in die Bücherei fahren?«, fragte Adrian.
    »Ich rufe gern für Sie an. Die kennen mich.«
    »Es sind nette Jungs«, ergänzte Doris. Emporia stand auf und ging ins Haus. Adrian lächelte und versuchte, die Geschichte von den beiden Brüdern namens Hershel zu glauben.
    »Emporia ist eine reizende Frau«, sagte Doris, während sie sich Luft zufächelte. »Allerdings.«
    »Hat nur nie den richtigen Mann gefunden.«
    »Wie lange kennen Sie sie schon?«
    »Noch nicht lange. Dreißig Jahre vielleicht.«
    »Dreißig Jahre sind nicht lang?«
    Ein Schmunzeln. »Vielleicht für Sie, aber ich bin mit einigen der Leute hier aufgewachsen, und das ist schon ziemlich lange her. Für wie alt halten Sie mich?«
    »Fünfundvierzig.«
    »So ein Quatsch. In drei Monaten werde ich achtzig. «
    » Nein!«
    »Gott ist mein Zeuge. «
    » Wie alt ist Herman?«
    »Er sagt, dass er zweiundachtzig ist, aber das nehme ich ihm nicht ab.«
    »Und wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Wir haben geheiratet, als ich fünfzehn war. Das ist schon lange her.«
    »Und Sie haben acht Kinder?«
    »Ich habe acht. Herman hat elf.«
    »Herman hat mehr Kinder als Sie?«
    »Er hat drei Kinder außerhalb der Ehe.«
    Adrian beschloss, das Konzept von Kindern »außerhalb der Ehe« nicht weiter zu erkunden. Vielleicht würde er es verstehen, wenn er in Clanton leben würde, vielleicht auch nicht. Emporia kam mit einem Tablett voller Gläser und einem Krug Eiswasser zurück. Um sie zu beruhigen, hatte Adrian darauf bestanden, dass er jedes Mal dasselbe Geschirr und Besteck benutzte. Sie goss Eiswasser mit Zitrone in das für ihn vorgesehene Glas, ein skurriles Souvenir von der Landwirtschaftsmesse des County 1977.
    »Ich habe mit dem weißen Hershel telefoniert. Er ist gleich da«, sagte Emporia.
    Sie tranken ihr Eiswasser, fächelten sich Luft zu, redeten über die Hitze. Doris sagte. »Er denkt, dass ich fünfundvierzig bin, Emporia. Was sagst du dazu?«
    »Weiße haben dafür keinen Blick. Da ist das Taxi.«
    Offenbar gab es an einem Dienstagmorgen nicht viele Fahrgäste, denn das Taxi kam keine fünf Minuten nach Emporias Anruf. Es war ein alter Ford Fairlane, schwarz mit weißen Türen und einer weißen Motorhaube, blank geputzt mit glänzenden Felgen und Telefonnummern auf den Kotflügeln.
    Adrian stand auf und reckte sich langsam, als müsste er über jede einzelne Bewegung nachdenken. »Ich bin in etwa einer Stunde zurück. Ich gehe nur in die Bücherei und leihe mir ein paar Bücher aus.«
    »Wird das nicht zu viel für Sie?«, fragte Emporia besorgt.
    »Aber nein. Ich schaff das schon. Miss Doris, es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte er fast wie ein echter Südstaader.
    »Bis später«, entgegnete Doris mit einem breiten Lächeln.
    Adrian ging die Treppe der Veranda hinunter und war auf halbem Weg zur Straße, als der weiße Hershel aus dem Taxi

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